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Falstaff Spezial Wien für Genießer

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wien spezial / INTERVIEW<br />

»WIR KÖNNTEN WIEN<br />

NOCH WESENTLICH<br />

WEITER BRINGEN!«<br />

Der Mensch braucht Visionen – <strong>Wien</strong>s Gastronomie- und Kaffeehaus-Betriebe ebenso.<br />

Wir sprachen mit Peter Dobcak und Wolfgang Binder, Fachgruppenobmänner der <strong>Wien</strong>er<br />

Wirtschaftskammer, über Traditionen, Tellerränder und offene Wünsche.<br />

INTERVIEW URSULA MACHER<br />

Peter Dobcak leitet die<br />

Fachgruppe Gastronomie der<br />

<strong>Wien</strong>er Wirtschaftskammer.<br />

Wie ist das bei Wirtshäusern?<br />

PETER DOBCAK Bei uns ist das interessanterweise<br />

eher umgekehrt, statistisch gesehen<br />

erneuert sich die Branche alle fünf<br />

Jahre komplett. Das heißt, zwanzig Prozent<br />

der Gas tronomiebetriebe sperren pro Jahr<br />

zu und neue wieder auf. Natürlich gibt es<br />

zum Glück Familienbetriebe, die es schon<br />

sehr lange gibt, aber die Gastronomie ist<br />

eine dynamische und schnelllebige Branche.<br />

FALSTAFF Sie haben <strong>für</strong> dieses Treffen<br />

das »Café Schwarzenberg« ausgesucht,<br />

ein Kaffeehaus mit einer über hundertjährigen<br />

Geschichte. Was ist <strong>für</strong> Sie das<br />

Besondere an so einem Betrieb?<br />

WOLFGANG BINDER Das Besondere ist<br />

einfach das lange Bestehen. Wenn man sich<br />

die Betriebe in <strong>Wien</strong> anschaut, dann existieren<br />

viele weit über 50 Jahre, sogar über<br />

100 Jahre mittlerweile. Das ist eine Besonderheit,<br />

die man nur in <strong>Wien</strong> findet.<br />

»Statistisch<br />

gesehen erneuert sich<br />

die Branche alle fünf<br />

Jahre komplett.«<br />

PETER DOBCAK<br />

Fachgruppenobmann Gastronomie<br />

Wenn man <strong>Wien</strong> mit anderen Weltstädten<br />

wie New York, Singapur etc. vergleicht, wo<br />

neue Betriebe wie Schwammerln aus dem<br />

Boden schießen – kann das <strong>Wien</strong>er Traditionsdenken<br />

auf Dauer Bestand haben?<br />

BINDER Ich glaube, wenn man sich speziell<br />

die Kaffeehäuser in den letzten 300 Jahren<br />

anschaut, weiß man, dass es funktioniert.<br />

Der <strong>Wien</strong>er kommt immer wieder zurück<br />

auf das Kaffeehaus. Wir haben ungefähr<br />

2.100 Kaffeehausbetriebe in <strong>Wien</strong>, ungefähr<br />

200 haben ein jahrzehnte- bis jahrhundertelanges<br />

Bestehen. Natürlich haben<br />

wir auch ein paar Downs mitgemacht<br />

– aber auch überstanden.<br />

Die Kaffeehäuser erfreuen sich auch bei<br />

Touristen größter Beliebtheit. Be<strong>für</strong>chten<br />

Sie nicht, dass man mit zu vielen Touristen<br />

den <strong>Wien</strong>er Gast vergrault?<br />

BINDER Überhaupt nicht. Er ärgert sich<br />

drüber, aber im Endeffekt geht er trotzdem<br />

hin. Wie Alfred Polgar so schön sagte: »Ins<br />

Kaffeehaus gehen Leute, die allein sein wol-<br />

Fotos: Michael Gruber<br />

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falstaff

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