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Society 361 / 2012

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Kunst & Kultur<br />

Interview<br />

herausgebracht, die Serie CON-<br />

SUMED by Thomas Zeitlberger.<br />

Da schwingt immer eine<br />

enorme Ambivalenz mit, denn<br />

Konsumieren ist so lange etwas<br />

Gutes, solange man die nötige<br />

Selbstverantwortung und Intelligenz<br />

mitbringt. Konsum kann<br />

aber ebenso zerstören, da gibt<br />

es viele Reibungspunkte, die<br />

grundsätzlich spannend sind.<br />

Der einfache Weg beschreibt<br />

sicher keine gute Kunst!<br />

Küche mit Tapete und Direktdruck auf die<br />

Türen eines Wandschranks<br />

Wie unterscheiden sich<br />

Ihre beiden Projekte?<br />

Es ist schon ein Unterschied,<br />

ob ich einen Raum oder einen<br />

Körper „covere“. Die Arbeit im<br />

Raum wird für eine bestimmte<br />

Person angefertigt, während<br />

das Tuch im nachhinein von<br />

einer Person ausgewählt wird.<br />

Aber es muss natürlich auch<br />

im kleinen Format des Seidentuchs<br />

jedes Detail stimmen.<br />

Beim Tuch ist es natürlich sehr<br />

toll, weil es die Person selbst<br />

und ihr Erscheinungsbild immer<br />

wieder verändert.<br />

Was ist das Herausstechende<br />

an Ihrem Stil? Etwas,<br />

das Ihre Arbeiten sofort erkennbar<br />

macht?<br />

Das sind weniger Erkennungssymbole<br />

oder ähnliches,<br />

»Ich bin fernab,<br />

den Zustand<br />

der Natur mit<br />

hübschen Blumen<br />

und Mustern<br />

zu verherrlichen.<br />

Mir ist<br />

wichtig, dass<br />

auch immer ein<br />

Bruch da ist.<br />

«<br />

Thomas<br />

Zeitlberger<br />

sondern eher die Art der Technik,<br />

die mit ihren ganzen erzählerischen<br />

und spielerischen<br />

Elementen den Wänden eine<br />

gewisse Handschrift und Unverkennbarkeit<br />

gibt.<br />

Kann man Ihren Stil in<br />

eine bestimmte Stilrichtung<br />

einordnen?<br />

In den Klassizismus vielleicht.<br />

Stilelemente aus alten<br />

Stilepochen wurden wiederentdeckt<br />

und neu interpretiert<br />

und kombiniert. Aber wenn ich<br />

mich auf bekannte Konsumund<br />

Luxusgüter oder bestimmte<br />

Muster beziehe, dann ist das<br />

in keinem Fall eine bloße Kopie,<br />

sondern immer ein inhaltliches<br />

Zitat. Ich freue mich immer,<br />

wenn ich Betrachter finde, die<br />

diese Zitate erkennen und auch<br />

in der Lage sind, zu Codieren<br />

und zu Decodieren, die Thematik<br />

dahinter zu erfassen.<br />

Und was sehen Sie als<br />

Highlight Ihrer Karriere?<br />

Ich genieße den Luxus, die<br />

Dinge die ich machen möchte,<br />

zu machen. Mein Leben soll<br />

maximal frei sein. Ich möchte<br />

entscheiden können, was auf<br />

den Tisch kommt und wie und<br />

wann ich arbeite. Geld brauche<br />

ich, um leben zu können, aber<br />

das hat ja keinen bleibenden<br />

Wert. Denn Bestätigung und<br />

Anerkennung bekomme ich,<br />

wenn meine Arbeit am Schluss<br />

beim Kunden ankommt und<br />

ihn begeistert, und das ist<br />

immer noch das schönste Geschenk.<br />

Es gibt verschiedene<br />

Lösungsansätze, die individuelle<br />

Freiheit zu finden. Ich würde<br />

mir jetzt nicht anmaßen zu sagen,<br />

dass ich ein freier Mensch<br />

bin, aber ich arbeite daran.<br />

Wann haben Sie denn angefangen,<br />

sich mit Kunst zu<br />

beschäftigen?<br />

Die Kreativität bricht ja so<br />

aus einem heraus. Und mit Anfang<br />

zwanzig wusste ich dann,<br />

dass ich Bildhauerei studieren<br />

würde. Als ich das Gut der Kreativität<br />

erkannt habe, habe ich<br />

mich so gefürchtet, dass das<br />

von heute auf morgen einfach<br />

weg sein könnte. Heute weiß<br />

ich, dass ich nicht glücklich<br />

bin, wenn ich meine Kreativität<br />

nicht raus lassen kann, aber genauso<br />

auch, dass sie mich nicht<br />

verlässt.<br />

Da haben Sie dann ihre<br />

Bestimmung gefühlt?<br />

Ja schon irgendwie. Eines<br />

der wichtigsten Dinge für mich<br />

ist, dass ich nicht heute dasitze<br />

und mir denke: Hätte ich das<br />

doch gemacht!<br />

•<br />

stockists<br />

SONG<br />

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1020 Wien<br />

ANDREAS MURKUDIS<br />

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10119 Berlin<br />

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Kreishausgalerie 17-21<br />

50667 Köln<br />

www.thomaszeitlberger.<br />

com<br />

Thomas Zeitlberger<br />

curriculum<br />

vitae<br />

969 geboren in Wien<br />

1985 Fachausbildung<br />

1zum Goldschmied-Juwelier<br />

und Schmuckdesigner<br />

1989 Studium der Bildhauerei,<br />

Akademie der bildenden<br />

Künste in Wien bei Bruno<br />

Gironcoli<br />

1995 Postgraduate Studium,<br />

Hochschule f. Gestaltung/<br />

Karlsruhe: Medienkunst bei<br />

Marcel Odenbach<br />

1997 Zentrum für Kunst und<br />

Medientechnologie, Institut<br />

f. Bildmedien / Karlsruhe<br />

2000 ORF, Österreichischer<br />

Rundfunk, On-Air Design<br />

seit 2007 selbstständige<br />

Tätigkeit als Künstler und<br />

Designer<br />

<strong>Society</strong> 1_<strong>2012</strong> | 141

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