Society 361 / 2012
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Diplomatie<br />
kasachstan<br />
Im Zentrum der Hauptstadt Astana<br />
längste Landgrenze der Welt. Enge Handelsbeziehungen<br />
und ein dichtes Vertragsnetz<br />
verbinden beide Staaten, aber<br />
auch die 27 Prozent starke russische Bevölkerungsgruppe<br />
in Kasachstan. Kazykhanov:<br />
„Die Zollunion mit Russland ist<br />
für den Zugang zu den Weltmärkten sehr<br />
wichtig.“ Regionale politische Probleme<br />
ließen sich nur gemeinsam mit den Nachbarn<br />
Russland und China lösen.<br />
Kazykhanov unterstrich die wirtschaftliche<br />
Bedeutung der Eurasischen Union,<br />
der auch Russland und Weißrussland<br />
angehören. Der gemeinsame Wirtschaftsraum<br />
erfasse eine hohe Bevölkerungszahl.<br />
Zudem habe Kasachstan keinen Zugang<br />
zum Meer. Es wolle sich aber von einem<br />
Rohstofflieferanten zu einem Industriestaat<br />
entwickeln. Investoren sollen mit<br />
günstigen Körperschaftssteuern angelockt<br />
werden.<br />
•<br />
Erweiterte strategische Partnerschaft<br />
mit der EU<br />
Mit der EU, dem wichtigsten Handelspartner,<br />
strebt Kasachstan eine erweiterte<br />
strategische Partnerschaft an. In Sachen<br />
Energieversorgung wolle sein ressourcenreiches<br />
Land Europa entgegenkommen,<br />
merkte Kazykhanov an. Das neue Partnerschaftsabkommen<br />
mit der Europäischen<br />
Union soll umfassender sein als das ausgelaufene<br />
und auch politische Agenden<br />
umfassen. Kazykhanov verwies auf Gespräche<br />
mit der EU-Außenbeauftragten<br />
»Mit der EU,<br />
dem wichtigsten<br />
Handelspartner,<br />
strebt<br />
Kasachstan eine<br />
erweiterte strategische<br />
Partnerschaft<br />
an.<br />
Hermine «<br />
Schreiberhuber<br />
Catherine Ashton und einen geplanten<br />
Deutschland-Besuch von Staatschef Nursultan<br />
Nasarbajew.<br />
Afghanistan bleibt für Kasachstan ein<br />
Anliegen, betonte der Minister. Nach dem<br />
US-Truppenabzug sieht er „größere Verantwortung<br />
bei den Regierungen der regionalen<br />
Staaten“. Die Transitabkommen<br />
funktionierten, auch Usbekistan und<br />
Russland unterstützten die nördlichen<br />
Versorgungslinien. In Kooperation mit Kabul<br />
setzt Kasachstan auch seine humanitäre<br />
Unterstützung für die Afghanen fort.<br />
•<br />
Internationale Positionierung<br />
in OSZE und UNO<br />
International will sich die führende<br />
Regionalmacht in Zentralasien weiterhin<br />
stark positionieren. In seiner OSZE-<br />
Präsidentschaft 2010 bewies Kasachstan<br />
Qualitäten als Krisenmanager und verhinderte<br />
nach den Unruhen in Kirgistan<br />
eine Destabilisierung der gesamten Region.<br />
Derzeit führt es den Vorsitz in der<br />
Islamischen Konferenz-Organisation. Für<br />
2017/18 bewirbt sich Kasachstan um einen<br />
Sitz im UNO-Sicherheitsrat, für 2017 um<br />
die Austragung der Expo in Astana.<br />
Der multiethnische und multireligiöse<br />
Steppenstaat hat in jüngerer Zeit einige<br />
Anschläge islamischer Extremisten erlebt.<br />
Außenminister Kazykhanov betonte,<br />
die Regierung müsse gegen diese Aktivitäten<br />
mit strengeren Gesetzen vorgehen.<br />
Schärferes Vorgehen ist auch im Kampf<br />
gegen den Drogenhandel das Gebot der<br />
Stunden; hier kooperiert Astana eng mit<br />
dem in Wien ansässigen UNO-Büro zur<br />
Bekämpfung der Drogenkriminalität (UN-<br />
ODC).<br />
Für Staatspräsident Nursultan Nasarbajew<br />
haben die Sicherung von Wirtschaftswachstum<br />
und Stabilität Priorität.<br />
Kasachstan verzeichnete 2011 ein Wirtschaftswachstum<br />
von 7,5 Prozent. Ein beachtliches<br />
Resultat, zumal das Land 2008<br />
eine Wirtschaftskrise durchmachte.<br />
Politischer Fortschritt sei nur bei stabilen<br />
ökonomischen und sozialen Verhältnissen<br />
möglich, betont auch der<br />
Außenminister und frühere Botschafter<br />
Kasachstans in Wien. „Der demokratische<br />
Prozess schreitet fort“, kommentierte Kazykhanov<br />
die Wahlen. Doch wolle Kasachstan<br />
keine anderen Modelle direkt kopieren,<br />
sondern seinen eigenen Weg gehen.<br />
Die OSZE hatte im Vorfeld der Wahlen<br />
beklagt, dass ihre Empfehlungen im neuen<br />
Wahlgesetz zu wenig berücksichtigt<br />
wurden.<br />
•<br />
20 Jahre diplomatische Beziehungen<br />
mit Österreich<br />
Im Februar feierten Kasachstan und<br />
Österreich das 20-jährige Bestehen diplomatischer<br />
Beziehungen. Kasachstan will<br />
die Besuchsdiplomatie vorantreiben. In<br />
Aussicht genommen ist ein Besuch von<br />
Außenminister Michael Spindelegger,<br />
auch an Nationalratspräsidentin Barbara<br />
Prammer wurde eine Einladung ausgesprochen.<br />
Für Herbst sei ein Staatsbesuch Nasarbajews<br />
im Gespräch, wie Botschafter<br />
Kairat Abdrakhmanov, der im Vorjahr<br />
den OSZE-Vorsitz Kasachstans in Wien<br />
erfolgreich managte, signalisiert. Bundespräsident<br />
Heinz Fischer hatte im Dezember<br />
2010 in Astana nach dem OSZE-Gipfel<br />
einen offiziellen Besuch absolviert. Und<br />
2013 soll ein Jahr der Kultur mit regen<br />
beidseitigen Aktivitäten werden. •<br />
<strong>Society</strong> 1_<strong>2012</strong> | 67