Society 361 / 2012
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Diplomatie<br />
kirche<br />
Foto: Osservatore Romano<br />
weltweit gibt es heute 1,2 Milliarden Katholiken)<br />
und der evangelischen Kirche in<br />
Deutschland 24,1 Millionen Menschen an.<br />
Dazu kommen die orthodoxen Christen<br />
(1,2 Millionen), Mitglieder evangelischer<br />
Freikirchen und anderer christlicher<br />
Gemeinschaften. Im wiedervereinigten<br />
Deutschland liegt damit der Anteil der<br />
Christen an der Gesamtbevölkerung bei<br />
62 Prozent. Zum Thema „Religion in<br />
Deutschland“ gehört gewiss auch die<br />
Feststellung, dass die Kirchenbindung der<br />
Menschen heute sehr unterschiedlich ist<br />
und die religiösen Überzeugungen und<br />
Ausdrucksformen vielfältig sind.<br />
•<br />
Organisation und Zahlen<br />
Die Katholische Kirche in Deutschland<br />
besteht aus 27 Diözesen (Bistümern). Davon<br />
sind sieben Erzdiözesen, die jeweils<br />
einer Kirchenprovinz vorstehen, die man<br />
auch als „kirchliche Regionen“ bezeichnen<br />
könnte. Die sieben erzbischöflichen<br />
Sitze heißen in alphabetischer Reihenfolge:<br />
Bamberg, Berlin, Freiburg, Hamburg,<br />
Köln, München und Freising, Paderborn.<br />
Zusätzlich gibt es in Deutschland ein<br />
Militärordinariat mit Sitz in Berlin. Der<br />
Militärbischof ist ortsunabhängig für<br />
die Betreuung aller aktiven katholischen<br />
Soldaten und ihrer Familien zuständig.<br />
Den höchsten Katholikenanteil an der Bevölkerung<br />
besitzen die Bistümer Passau<br />
(89,1 %), Regensburg (88,5 %), Würzburg<br />
(61,8 %), Trier (60,4 %) und Augsburg (59,2<br />
%). Die pastorale Struktur in den 27 deutschen<br />
Diözesen ist seit geraumer Zeit größeren<br />
Veränderungen unterworfen. Im<br />
Jahr 2010 gab es insgesamt 11.524 Pfarreien<br />
und sonstige Seelsorgeeinheiten. In der<br />
Pfarrseelsorge arbeiten 15.230 Priester, davon<br />
sind ca. 2.200 Geistliche einem Orden<br />
zugehörig. Hinzu kommen zahlreiche<br />
Diakone und Laien im pastoralen Dienst.<br />
2010 wurden 170.339 Menschen durch<br />
die Taufe in die Gemeinschaft der Katholischen<br />
Kirche aufgenommen; im gleichen<br />
Jahr empfingen 224.932 Kinder die<br />
Erstkommunion. Zur Realität gehört aber<br />
auch, dass die zahlreichen Austritte aus<br />
der öffentlich-rechtlichen Körperschaft in<br />
den letzten Jahren das soziale Leistungsvermögen<br />
der Kirche geschwächt haben.<br />
Allerdings konnte im Jahr 2010 die katholische<br />
Kirche 7.403 Wiedereintritte von<br />
Erwachsenen verzeichnen. Sowohl bei<br />
den Austritten, als auch bei den Wiederaufnahmen<br />
registrieren die deutschen<br />
Bundesländer Bayern und Nordrhein-<br />
Westfalen die höchsten Quoten. Vielleicht<br />
interessant zu wissen ist auch die Tatsache,<br />
dass sich in Deutschland sonntags<br />
3,1 Millionen Katholiken in Bewegung setzen,<br />
um einen Gottesdienst zu besuchen.<br />
•<br />
Die katholischen Hilfswerke<br />
Nach der unsäglichen Katastrophe<br />
des Zweiten Weltkriegs und den großen<br />
Zerstörungen haben die Deutschen Hilfe<br />
zum Überleben von außen erfahren. Der<br />
Wiederaufbau und das Wirtschaftswachstum<br />
haben schon in den fünfziger Jahren<br />
die deutschen Christen bewogen, ihre<br />
Dankbarkeit in konkreten Werken für<br />
hilfsbedürftige Menschen in aller Welt zu<br />
Benedikt XVI.: Ein<br />
deutscher Papst<br />
spricht im Deutschen<br />
Bundestag<br />
Literaturhinweise<br />
. Katholische Kirche in Deutschland. Zahlen<br />
1 und Fakten 2010/11. Hrsg. vom Sekretariat<br />
der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn,<br />
September 2011 (Arbeitshilfe 249).<br />
. Ansprache Seiner Heiligkeit Papst Benedikt<br />
XVI. im Deutschen Bundestag in der<br />
2<br />
Reihe: „Verlautbarungen des Apostolischen<br />
Stuhls“, Nr. 189, hrsg. Vom Sekretariat der<br />
Deutschen Bischofskonferenz, Bonn, September<br />
2011.<br />
zeigen. Die Hilfe zur Linderung existentieller<br />
Nöte der Menschen und zum Abbau<br />
sozialer Ungerechtigkeiten hat sich zu einer<br />
partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />
entwickelt, für die heute – neben vielen<br />
kleineren Initiativen – die großen katholischen<br />
Hilfswerke stehen. Es können hier<br />
nur einige Beispiele genannt werden:<br />
Adveniat hat Projekte in Lateinamerika<br />
und in der Karibik mit über 37 Millionen<br />
Euro gefördert (2009/10). Das Bonifatiuswerk<br />
der deutschen Katholiken brachte<br />
zuletzt 10 Millionen Euro für die Diaspora-Seelsorge<br />
auf. Caritas International,<br />
das katholische Hilfswerk für Not- und Katastrophenhilfe<br />
im deutschen Caritas-Verband,<br />
konnte 2010 mit Einnahmen durch<br />
Spenden und Kollekten in Höhe von 49<br />
Mio. Euro weltweit viel Gutes tun. Das<br />
Kindermissionswerk Die Sternsinger unterstützte<br />
Projekte für Not leidende Kinder<br />
in vielen Teilen der Welt dank eines<br />
Spendenaufkommens von 71 Millionen<br />
Euro. Mit einem ähnlich hohen Haushalt<br />
konnte Misereor, das deutsche katholische<br />
Hilfswerk für Entwicklungszusammenarbeit<br />
in Afrika, Asien Lateinamerika<br />
und Ozeanien, seinem Auftrag entsprechen.<br />
Ebenfalls in Afrika, Asien und Ozeanien<br />
wirkt das internationale katholische<br />
Missionswerk Missio, allerdings mit dem<br />
Schwerpunkt der Unterstützung kirchlicher<br />
Projekte, die die Ortskirchen allein<br />
nicht schultern können. Das Spendenaufkommen<br />
des Werkes, das seinen Sitz in<br />
München und in Aachen hat, betrug 2010<br />
ca. 45 Millionen Euro. Schließlich half das<br />
Werk Renovabis, die Hilfsorganisation der<br />
deutschen Katholiken für die ehemals<br />
kommunistischen Länder Mittel-, Ostund<br />
Südeuropas, den dort lebenden Menschen<br />
und ihren Anliegen im Jahr 2010<br />
mit Zuwendungen in der Höhe von ca. 29<br />
Millionen Euro. Außer diesen wichtigsten<br />
katholischen Hilfsorganisationen kümmert<br />
sich auch die gemeinsame Arbeitsstelle<br />
von evangelischer und katholischer<br />
Kirche für die Abwicklung entwicklungspolitischer<br />
Zusammenarbeit um die Unterstützung<br />
und Durchführung von Projekten<br />
in Mittel- und Lateinamerika sowie<br />
in der Karibik, in Afrika, in Asien und in<br />
Ozeanien. Die Arbeit dieser „Zentralstelle<br />
für Entwicklungshilfe“ wird durch Mittel<br />
des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
gefördert.<br />
Zum Bild Deutschlands in der internationalen<br />
Gemeinschaft gehört auch sein<br />
christlich-kulturelles Profil und weltweites<br />
Engagement zugunsten anderer. Christen<br />
aus Deutschland sind in vielen Teilen<br />
der Welt als Botschafter der Menschlichkeit<br />
geschätzt. Auch der Autor dieser Zeilen<br />
hat wiederholt erfahren dürfen, wie<br />
dankbar Menschen für konkrete Hilfe<br />
aus Deutschland sind. Solche Erfahrungen<br />
ermutigen und sind motivierend. Er<br />
läßt uns aber auch selber dankbar sein<br />
für den Wohlstand, für die Stabilität und<br />
die Sicherheit, die wir in Deutschland, in<br />
Österreich und in unserer großen europäischen<br />
Heimat genießen dürfen. •<br />
<strong>Society</strong> 1_<strong>2012</strong> | 65