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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 16 · 1 9./20. Januar 2019 – S eite 17<br />
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Berlin<br />
AM WOCHENENDE<br />
Auf dem Mond:<br />
Im Weltall mit Stummfilm und Piano<br />
Schönes Wochenende Seite 19<br />
Auf dem Pferd:<br />
Voltigieren ist Akrobatik<br />
Berlin bewegt sich Seite 20<br />
Behutsam<br />
gepellt<br />
SABINE GUDATH<br />
AUFGETISCHT<br />
Tina Hüttl<br />
war im Kartoffelacker.<br />
Der Kartoffelacker im Ka-<br />
DeWe gehört zur DNA<br />
des Kaufhauses, ebenso<br />
wie die Austernbar oder<br />
die Tatsache, dass man in der Feinkostabteilung<br />
vomRuinartChampagner<br />
bis zur Dose Erbsen so ziemlich<br />
alles bekommt. Das Luxus-Image<br />
des KaDeWe war schon immer ein<br />
bisschen unfair, zumindest oben in<br />
der sechsten Etage, weil es hier keineswegs<br />
nur Champagner- und Kaviarkäufer<br />
hinzieht. Der Kartoffelacker<br />
ist der Beweis hierfür.<br />
Er ist auf der Etage das wohl beliebteste<br />
Restaurant, und er ist auch<br />
eine meiner Lieblingsanlaufstellen.<br />
Pellkartoffeln mit<br />
Quark, Bratkartoffeln<br />
mit Matjes und<br />
Kartoffelpuffer kann<br />
man immer essen.<br />
Leider wirkte der<br />
Stand mit seinen<br />
orangefarbenen Kacheln<br />
und den urigen<br />
Kuhglocken auf<br />
mich zuletzt, als<br />
stünde ich in einer<br />
Musikantenstadl-<br />
Kulisse.<br />
Ich freue mich<br />
daher, dass der Kartoffelacker neu<br />
gestaltet wurde. Seit Anfang Dezember<br />
ist nach einiger Verzögerung<br />
endlich der erste frisch renovierte<br />
Quadrant der Feinkostabteilung fertig.<br />
Die drei anderen folgen jeweils<br />
im Jahresrhythmus. Von der Rolltreppe<br />
erblickt man bereits die neue<br />
Champagner- und Weinwelt, läuft<br />
über einen hellen Terrazzoboden<br />
durch eine luftig gestaltete Obstund<br />
Gemüseabteilung, alles wirkt<br />
heller,aufgeräumter,klarer.<br />
DasErste,was mir am neuen Kartoffelacker<br />
beim Annähern auffällt,<br />
ist der Geruch von Käse. Man sollte<br />
Käse besser mögen, wenn man hier<br />
ein Mittagessen einplant. Nicht nur,<br />
weil die Kombination von Kartoffel<br />
und Käse hier in mehr als einer Variation<br />
angeboten wird, sondernweil<br />
dasRestaurant nun neben der neuen<br />
Käseabteilung liegt. Die Käsetheke<br />
ist von beeindruckendem Ausmaß,<br />
allein vomPecorino gibt es sicher 20<br />
Sorten zur Auswahl.<br />
Am neuen Design fällt sofort auf,<br />
wie sehr das KaDeWe sich zu verjüngen<br />
bemüht. Für den Umbau hat es<br />
das angesagte <strong>Berliner</strong> ArchitekturbüroKarhardbeauftragt,<br />
das mit der<br />
Innenarchitektur vonClubs wie dem<br />
Berghain berühmt wurde. Bei der<br />
dortigen Gestaltung der Toilettenräume<br />
hat Karhard Edelstahl und<br />
Messing verwendet. Messing findet<br />
sich auch hier –als Deckengestänge<br />
um den Küchentresen. Gut gefallen<br />
mir die hellgrünen Fließen und die<br />
Tatsache, dass man nicht nur auf lederbespannten<br />
Holzhockern rund<br />
um den Tresen sitzen kann, sondern<br />
auch an richtigen Tischen.<br />
Ich bin an einem Dienstagmittag<br />
da und bekomme sofort einen Tisch,<br />
was am Wochenende fast unmöglich<br />
ist. Ich beginne mit einer Kartoffelsuppe<br />
„Berner Art“ mit Steinpilzen<br />
und Rauchfleisch. Keine Ahnung, was<br />
damit gemeint ist. Als spezielle Zubereitung<br />
kenne ich bisher nur Berner<br />
Würstchen, die mit Käse gefüllt und<br />
mit Speck umwickelt werden. Bei der<br />
Kartoffelsuppe galt wohl eher das <strong>Berliner</strong><br />
Motto „immer rinn, wat noch da<br />
ist“. Sieist schön sämig, nur ein Teil ist<br />
passiert, es finden sich auch grobe,<br />
aber weiche Stückchen<br />
Karotten und<br />
Kartoffeln darin. Der<br />
dick gewürfelte Räucherspeck<br />
und die etwas<br />
glibberigen<br />
Steinpilze geben neben<br />
dem Wurzelgemüse<br />
ebenfalls viel<br />
Aroma ab, sodass die<br />
Suppe ein deftiges,<br />
nährendes Wintergerichtist.Allerdings<br />
ist<br />
die Portion für fast<br />
neun Euro eher klein.<br />
Anders der gut beladene Teller<br />
mit geräuchertem Aalfilet und Kartoffelrösti,<br />
den ich danach serviert<br />
bekomme. Der Fisch ist wirklich außerordentlich<br />
gut und nicht zu fettig.<br />
Auch die Räuchernoten sind eher<br />
zart. Nurdie Rösti sind diesmal wohl<br />
ein wenig misslungen. Statt der beschriebenen<br />
drei Taler ist es eher ein<br />
großer Haufen mit stellenweise etwas<br />
zu dunkel angeröstetem Kartoffelabrieb.<br />
Doch zusammen mit dem<br />
Rote-Bete-Schmand schmeckt dieses<br />
Traditionsessen einfach gut.<br />
Der Look hat sich vielleicht verändert,<br />
die Karte bleibt jedoch altmodisch.<br />
Ich finde das gut. Denn<br />
dass die treuen Kunden den neuen<br />
Kartoffelacker genauso lieben wie<br />
den alten, sehen sie im KaDeWe als<br />
größte Herausforderung. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass das gelingt.<br />
Kartoffelacker,6.Etage des KaDeWe,<br />
Tauentzienstr.21–24,Schöneberg.Geöffnet<br />
Mo–Sa 10–20 Uhr.<br />
Gerichte von6,95 Euro bis 29,95 Euro.<br />
Tauentzienstr.<br />
Kartoffelacker<br />
50 m<br />
Wittenbergplatz<br />
Bayreuther Str.<br />
BLZ/REEG<br />
Die Feinkostabteilung des KaDeWe<br />
wird neu gestaltet –der Kartoffelacker,<br />
das wohl beliebteste Restaurant der<br />
sechsten Etage, ist schon fertig<br />
Familienausflug<br />
Tutsterben<br />
weh?<br />
VonBarbaraWeitzel<br />
Todund Trauer –farbenfroh begleitet<br />
FEZ/ALICE MUSEUM<br />
Neulich wieder:Das Kind baut an<br />
einem Lego-Haus,seit Wochen,<br />
die Anbauten, Gärten und Installationen<br />
nehmen kein Ende. Mutter:<br />
„Sagst du Bescheid, wenn du fertig<br />
bist? Ich möchte ein Foto machen.“<br />
Kind: „Da kannst du lange warten.<br />
Ich baue, bis ich tot bin. Unddabist<br />
du ja schon lange tot.“ Boing!<br />
Jeder, der sich regelmäßig mit<br />
Kindernunterhält, weiß: DieSprachlosigkeit,<br />
die viele Erwachsene befällt,<br />
wenn es um das Ende des Lebens<br />
geht, teilen sie nicht. Im Gegenteil:<br />
Was geschieht danach? Kann<br />
Opavom Himmel aus sehen, wie ich<br />
spiele? Wasbleibt im Grab,wenn der<br />
Verstorbene auf der anderen Seite<br />
angekommen ist? Warum werden<br />
Tote überhaupt vergraben? Und tut<br />
sterben weh? Die Fragen kommen<br />
mit der gleichen Selbstverständlichkeit<br />
wie die nach dem Beginn des Lebens.<br />
Eine Chance, generationenübergreifend<br />
miteinander ins Gespräch<br />
zu kommen über den Tod“,<br />
bietet die Mitmachausstellung im<br />
FEZ, die wegen der großen Nachfrage<br />
bis zu diesemWochenende verlängert<br />
wurde. Dabei werden auch<br />
andereKultureninden Blick genommen,<br />
ihre Antworten auf die vielen<br />
Fragen und ihre Rituale. Dawird gelächelt<br />
statt geschwiegen.<br />
Ausstellung „Erzähl mir wasvom Tod“ im Alice-<br />
Museum. FEZ,Straßezum FEZ2,Wuhlheide.Sa<br />
und So 12–18Uhr.Eintritt 5,50 Euro(Haus-Eintritt).<br />
Ab 5Jahre