Berliner Zeitung 19.01.2019

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B6 Berliner Zeitung · N ummer 16 · 1 9./20. Januar 2019 ························································································································································································································································································· Karriere Die Kennenlern-Phase Am Anfang eines neuen Jobs steht oft die Probezeit. Ein Überblick über Rechtliches und Kollegiales Von Pauline Sickmann Endlich ist der Arbeitsvertrag unterschrieben! Doch sicher ist der neue Job noch nicht. Denn am Anfang steht meist die Probezeit. „Ein Instrument für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, einander besser kennenzulernen“, erklärt Britta Beate Schön, Rechtsexpertin des Verbraucherportals Finanztipp. Gesetzlichvorgeschrieben ist sie nicht. Auch die Dauer kann individuell vereinbart werden, wie Schön erklärt. In der Regel dauert sie sechs Monate. Länger darf die Probezeit nichtsein.Denndannkönnen Arbeitnehmer sich auf das Kündigungsschutzgesetz berufen. Eine Ausnahme sind Ausbildungsverhältnisse: Hier muss die Probezeit mindestens einen und höchstens vier Monate lang sein. Besonderheit im Krankheitsfall Wird eine Probezeit vereinbart, verkürzt diese für den festgelegten Zeitraum die Kündigungsfrist für beide Seiten auf zwei Wochen, erklärt Christian Michels, Fachanwalt für Arbeitsrecht inMainz. Eine Verlängerung der Probezeit über die sechs Monate hinaus ist auch im Krankheitsfall nicht erlaubt. Wenn allerdings eine kürzere Probezeit vereinbart wurde, kann die auf bis zu sechs Monate verlängert werden. Wer gerade einen neuen Job begonnen hat, will nicht unbedingt gleich krank werden. Falls das doch passiert, muss sich der Arbeitnehmer auch in der Probezeit unverzüglich krank melden und gegebenenfalls ein Attest vom Arzt vorlegen. Er bekommt trotzdem Geld: Ab dem zweiten Monat im neuen Job gilt die Entgeltfortzahlung. „In den ersten vier Wochen springtdie Krankenkasse mitKrankengeld ein“, so Schön. Auch Urlaub dürfen Arbeitnehmer während der Probezeit nehmen. „In den Köpfen haben viele noch, dass in der Probezeit eine Urlaubssperre gilt“, so Schön. Das stimmt aber nicht. Zwar haben Mitarbeiter nicht sofort den vollen Jahresurlaub zur Verfügung. Aber: Inden ersten sechs Monaten erwerben Beschäftigte pro Monat ein Zwölftel ihres Jahresurlaubs, den dürfen sie auch nehmen. „Arbeitgeber sind heute froh, wenn Mitarbeiter in der Probezeit ein paar Tage Urlaub nehmen“, meint Schön. Denn sonst staue sich der gesamte Urlaub. Eine Besonderheit: Wird einem Arbeitnehmer während der ersten sechs Monate des Arbeitsverhältnisses gekündigt, benötigt der Arbeitgeber keinen Kündigungsgrund, er- Erstmal zuhören: In der Probezeit ist es wichtig, sich ins Team einzufügen –die meisten Kündigungen indieser Phase erfolgen nicht aus fachlichen Gründen. DPA klärt der Arbeitsrechtler Christian Michels. Denn das Kündigungsschutzgesetz greift erst, wenn ein Mitarbeiter mindestens sechs Monate beschäftigt ist. „Erst nach Ablauf dieser Zeit muss ein Arbeitgeber, der ineinem Betrieb mehr als zehn Arbeitnehmer beschäftigt, einen Kündigungsgrund haben.“ Diese Regelung gilt auch, wenn keine Probezeit vereinbart wurde. In besonderen Konstellationen genießen Arbeitnehmer aber einen besonderen Kündigungsschutz schon vor Ablauf der sechs Monate, etwa bei Schwangerschaft. „Die Schwangere muss aber den Arbeitgeber von der Schwangerschaft unverzüglich informieren und eine Kündigungsschutzklage einreichen“, erklärt der Anwalt. Wer glaubt, dass ihm in der Probezeit zu Unrecht gekündigt wurde, kann dagegen gerichtlich vorgehen. Christian Michels: „Bei allenKündigungen ist vor allem schnelles Handeln das Aund O, denn es laufen kurze Fristen.“ Wird einem Arbeitnehmer während der Probezeit gekündigt, liegt das häufig nicht an seinen fachlichen Qualitäten, meint Karriereberaterin Doris Brenner. „Die können im Vorstellungsgespräch gut überprüft werden.“ Aber ob jemand auch menschlich zum Unternehmen passt, stelle sich erst nach einiger Zeit heraus. Deshalb rät sie, den Fokus während der Probezeit nicht nur auf das Fachliche zu legen, sondern sich vor allem gut in das Team zu integrieren. „Offen auf andere zugehen“, rät sie. Mund zu, Ohren auf Dazu gehöre, die Bereitschaft zu zeigen, den Arbeitsalltag aktiv mitzugestalten. Das gehe bereits vor dem ersten Tag im neuen Job. So könne man Vorgesetzten anbieten, schon vor Beginn des Arbeitsverhältnisses zu einer wichtigen Sitzung zu kommen, oder um eine Intranet-Freischaltung bitten. Je deutlicher man das formuliere, desto eher komme es beim Arbeitgeberan. Hilfreich sei es außerdem, vom ersten Tag im neuen Job an ein Logbuch zu führen. „Am Abend kann man dann den Tag noch einmal Revue passieren lassen, sich die Namen von Kollegen, Merkhilfen oder Fragen notieren“, sagt sie. Das sei ein schöner Tagesabschluss und zeige einem die Fortschritte, die man bereits gemacht hat. Auch mögliche Verbesserungsideen könne man in dem Logbuch notieren und nach einiger Zeit ansprechen. Denn für die ersten Wochen gilt: „Klappe zu, Ohren auf“, meint Doris Brenner. (dpa) GESUNDHEITSWESEN &WISSENSCHAFT Dialysezentrum Berlin-Mahlsdorf sucht exam. Schwester od. Pfleger /MFA. Telefon 030-5662484 DIENSTLEISTUNGEN &WEITERE BERUFE Suchen MTRA für rad. Praxis in Berlin Lichtenberg, volldigitalisiert,alle Modalitäten, VZ o. TZ, Bewerbung an: Radiologie, Möllendorffstr. 52 in 10367 Berlin, z. Hd. Herrn Gottlieb, o.per Mail: gottlieb@ri-berlin.de, www.ri-berlin.de Die Stadt Wolfsburg (125.000 Einwohnerinnen/Einwohner) sucht eine/n Dipl.-Ingenieur/in Landschaftsarchitektur/Landespflege oder Master/Bachelor of Engineering/Science unbefristet bis zur Entgeltgruppe 11 TVöD im Geschäftsbereich Grün. Bewerbungsfrist: 09.02.2019 Weitere Informationen unter www.wolfsburg.de/stellenangebote Die LEO Express GmbH ist die deutsche Tochter des tschechischen Eisenbahnverkehrsunternehmens LEO Express a.s. in Prag. LEO Express hat im Sommer 2017 den Locomore-Fernverkehr auf der Strecke Berlin –Stuttgart wieder aufgenommen. Als Trainpartner von FlixTrain betreibt LEO täglich mittlerweile zwei Fernverkehrszüge auf dieser Strecke. 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Berliner Zeitung · N ummer 16 · 1 9./20. Januar 2019 B7 ························································································································································································································································································· Karriere Von Julia Felicitas Allmann Telefonieren, zur Stärkung ein belegtes Brötchen, sich häuslich einrichten, dann aber stundenlang verschwinden: Dinge, die in einer Uni- Bibliothek eigentlich tabu sind, aber trotzdem immer wieder vorkommen. Bibliotheken haben ihre eigenen Wege, damit umzugehen. „Die wichtigste Voraussetzung bei der Nutzung der Bibliothek ist gegenseitige Rücksichtnahme“, sagt Andreas Sprick, Dezernent Benutzung an der Bibliothek der Universität Duisburg Essen. Sprich: Jeder sollte sich an die Regeln halten. „Das erfordert von uns Mitarbeitern, dass wir die Einhaltung auch kontrollieren.“ Besonders viel Wert wird auf Ruhe gelegt, zumindest in den Bereichen für konzentrierte Einzelarbeit. In Bibliotheken werde in der Regel mit Zonen gearbeitet, erklärt Sprick. Im Eingangsbereich sei es eher laut und unruhig, zusätzlich gebe es Bereiche, in denen Gruppenarbeit erlaubtist, dazu kommen Einzelarbeitsplätze. Dort ist nur stilles Arbeiten gestattet. „Dies wird ganz überwiegend so eingehalten –dafür sorgt auch soziale Kontrolle unter den Studierenden.“ Leise reden Bruno Wipfler von der Studierendenvertretung der Universität Stuttgart kennt das Gefühl, bei der eigenenArbeitgestört zu werden: „Wenn man lange genug in der Bibliothek sitzt, wird es früher oder später passieren, dass der Nachbar von Bekannten besucht wird und anfängt zu reden, oder ein Handy klingelt.“ Die meisten Bibliotheksbesucher Knigge für die Uni-Bibliothek Quatschen, essen, Plätze blockieren: Verboten ist alles, was andere stört. Flirten darf man aber –leise Für alle vernehmliches Telefonieren verstößt in den meisten Uni-Bibliotheken gegen die Regeln. seien sich bewusst, dass sie dadurch andere stören. Sie sprechen leise und kurz. „Es gibt aber auch Fälle, in denen Leute überhaupt nicht auf die anderen achten“, sagt Wipfler. Konzentriertes Arbeiten ist so unmöglich, vor allem für die Studierenden, die direkt daneben sitzen. Ein weiteres Tabu: Arbeitsplätze blockieren. „Ärgerlicherweise scheinen viele Studierende besonders in den Zeiten vor Prüfungen oft Plätze DPA zu reservieren, obwohl sie stundenlang nicht da sind“, sagt Wipfler. Dabei sei gerade indieser Phase der Andrang besonders groß. Viele Universitäten versuchen, dieses Problem mit Pausenscheiben und Pausenzetteln in den Griff zu bekommen. Sie funktionieren wie eine Parkscheibe: Man trägt den Zeitpunkt ein, zu dem man geht. Wer nach 60 Minuten noch nicht zurück ist, verliert den Platz. Ein weiterer Punkt, bei dem die Universitätsbibliothek Duisburg-Essen den Studierenden entgegenkommt, ist das Zurückstellen von Büchern an den richtigen Platz –eigentlich Aufgabe der Bibliotheksbenutzer. Sprick: „Die Medien werden vom Bibliothekspersonal vom Sammelpunkt aus zurückgestellt. Das ist zwar aufwändig, aber im Vergleich zu einer Vielzahl achtlos verstellter Medien die bessere Alternative.“ „Beim Essen halte ich grundsätzliche Regeln für sinnvoll“, sagt Stiltrainer Jan Schaumann aus Berlin. „Wenn in einer Bibliothek nicht gegessen werden soll, dann ist das so. Punkt. Egal, ob Müsliriegel oder Döner.“ Denn wie jemand die Geruchsoder Geräuschbelästigung beurteilt, das ist individuell unterschiedlich. Nicht die Konzentration stören Flirten in der Bibliothek ist nach Meinung des Knigge-Experten aber kein Tabu: „Uni und Arbeitsplatz sind der größte Bekanntschaftsmarkt überhaupt. Deshalb ist es absolut inOrdnung, in der Bibliothek zu flirten.“ Natürlich nur, solange dadurch niemand gestört werde. „Zu hohe Lautstärke oder auch auffällige Bewegungen sind für andere Besuchernichtgeradekonzentrationsförderlich.“ Anders sieht es aus, wenn jemand sehr erkältet ist und sich trotz Ansteckungsgefahr in die Uni schleppt. „Grundsätzlich gilt: Man sollte andere so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte“, sagt Schaumann. „Es ist absolut nicht okay, wenn man mit anste ckender Krankheit in die Bibliothek geht.“ Wenn man überhaupt in der Lage ist, zu arbeiten, heißt es dann: DieBücherdaheim wälzen. (dpa) Lernen von zu Hause: Schule unterrichtet online Die Web-Individualschule ist eine Chance für Jugendliche, die keine regulären Klassen besuchen können VonYuriko Wahl-Immel Tom hat einen Schulweg von zwei Metern. Dem Unterricht folgt der 13-Jährige aus Hannover via Skype, sein Lehrer Christian Wiensgol sitzt in Bochum.Und in Konz beiTrier fährt Elias (12) seinen Computer hoch, während Lehrerin Franziska Blume in Bochum schon am Laptop auf ihn wartet. Inder einzigen reinen Internetschule läuft alles online ab. Viele, die hier lernen, haben schon einiges durchgemacht –Mobbing, Gewalt, seelische Verletzungen. Psychische oder körperliche Erkrankungen machen ihnen einen regulären Schulbesuch unmöglich. Jungen und Mädchen mit chronischer Schulangst sind dabei ebenso wie Schulverweigerer, wie die Leiterin der Web-Individualschule, Sarah Lichtenberger, erzählt. „Wir müssen sie erst behutsam aufrichten, ihr Selbstbewusstsein päppeln.“ Tom ist pünktlich. Geschichte steht an. „Die Bauernaufstände sind heute dran, habe schon alles bearbeitet.“ Mit dreieinhalb konnte er lesen, auch die Dokumente der Erzieherinnen in der Kita. „Eigentlich sollte ich mit fünf schon in die zweite Klasse kommen, aber die Schulleitung war dagegen“, erzählt der 13-Jährige, der das Asperger-Syndrom hat, eine Variante des Autismus. „Ich habe mich immer wahnsinnig gelangweilt. Ich wurde ausgegrenzt, gemobbt.“ Seit einem Jahr besucht Tom die Web-Schule und blühte auf. Die Web-Individualschule steht nur Kindern offen, die dauerhaft krankgeschrieben oder aus unterschiedlichsten anderen Gründen per Gutachten von der Schulpflicht befreit sind. So gibt es prominente Jungstars mit angespannten Terminplänen unter den Absolventen. Jede Lehrkraft –17Sozialarbeiter, Pädagogen, Psychologen – unterrichtet nacheinander mehrere Schüler, maximal 15 Jungen und Mädchen. Täglich werden die Themen besprochen, Lernmaterial heruntergeladen, die Schüler schicken ihre bearbeiteten Aufgaben. Jeder Lehrer unterrichtet alle Fächer, außer Chemie, Physik, Religion. Jeder einzelne Schüler hat sein eigenes Programm. Zuerst aber heißt es: Motivation wecken, Vertrauen aufbauen, einander kennenlernen, Geduld haben. 2018 haben knapp 100 Heranwachsende hier ihren Abschluss gemacht. Auch hier mit einer Besonderheit: Da die Einrichtung nicht staatlich anerkannt ist, bereitet sie auf den Haupt- oder Realschulabschluss nur vor, die Prüfungen müssen dann extern an Kooperationsschulen abgelegt werden. „Bisher haben alle 420 Schüler ihre Prüfungen erfolgreich absolviert“, betont Schulleiterin Lichtenberger. (dpa) Fürmich immo nurmit Traumbad. Finde dein perfektes Zuhause berliner-zeitung.immowelt.de Lehrer Christian Wiensgol skypt mit dem 13-jährigen SchülerTom. DPA
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