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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 44 · D onnerstag, 21. Februar 2019<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Dregger<br />
wankt<br />
im Fall Knabe<br />
CDU will nun doch eigenen<br />
Untersuchungsausschuss<br />
VonElmar Schütze<br />
Andem Tag, der mit dem Missbilligungsantrag<br />
gegen Bausenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke) gut für die<br />
CDU werden sollte,droht ihr nun Ungemach.<br />
Das Problem ist nicht der<br />
Gegner:Inder Ablehnung vonLompscher<br />
weiß man sich mit FDP und AfD<br />
und sogar einigen aus der Regierungskoalition<br />
einig. Dennoch ist<br />
eine Missbilligung unwahrscheinlich.<br />
Rot-Rot-Grün dürfte beim<br />
Schwur geschlossen zur Senatorin<br />
stehen.<br />
Das Problem der CDU ist ihr<br />
Freund: Hubertus Knabe –oder vielmehr<br />
die Vorgänge um seine Entlassung<br />
als Geschäftsführer und Direktor<br />
der Gedenkstätte Hohenschönhausen<br />
im Herbst. Bisher ist es Fraktionschef<br />
Burkard Dregger nicht<br />
gelungen, eine klare Linie durchzusetzen.<br />
Offenbar hat der 54-Jährige,<br />
der erst seit neun Jahren in der <strong>Berliner</strong><br />
CDU ist und erst seit vorigem Juni<br />
die Fraktion führt, die Emotionalität<br />
der Debatte in der früheren Frontstadt<br />
des Kalten Krieges unterschätzt.<br />
Die Causa Knabe birgt Sprengstoff,<br />
hat doch CDU-Landeschefin<br />
Monika Grütters als Kulturstaatsministerin<br />
der Abberufung zugestimmt.<br />
Bei einer Aufarbeitung – Knabe<br />
wurde eine zu nachgiebige Haltung<br />
zu Sexismus in der Gedenkstätte zum<br />
Verhängnis –müsste es auch um Monika<br />
Grütters gehen.<br />
Seit Januar liegt ein FDP-Antrag<br />
auf einen Untersuchungsausschuss<br />
vor, am Donnerstag kommt er ins Plenum.<br />
Dregger ist gegen den Antrag.<br />
Die FDP beschäftige sich nur mit<br />
Knabe und der Antrag sei voll„erheblicher<br />
rechtlicher Mängel“, sagt er.<br />
Für ihn sei der Fall Knabe im übrigen<br />
erledigt, seit dieser sich mit der Gedenkstätte<br />
verglichen hat. Manwolle<br />
mit Anträgen und Akteneinsicht die<br />
Rolle der Kulturverwaltung vonSenator<br />
Klaus Lederer (Linke) aufklären.<br />
Da die AfD der FDP zustimmen<br />
will, fehlen nur vier der 32 CDUler,<br />
um das Quorum zu erzielen. Die<br />
Fraktion hat Enthaltung verabredet.<br />
Ob sie es aber wirklich tut, wenn der<br />
Antrag nicht vertagt, sondern abgestimmt<br />
werden würde, ist nicht sicher.Dregger<br />
droht eine Blamage.<br />
Nunsucht er die Flucht nach vorn.<br />
Beieiner Fraktionssitzung am Dienstagabend,<br />
an der erstmals auch Landeschefin<br />
Grütters teilnahm, gab er<br />
dem Druck nach und stimmte zu,<br />
nun doch einen Antrag auf einen eigenen<br />
Untersuchungsausschuss zu<br />
erarbeiten. Das werde aber sicher<br />
mehrereWochen dauern, hieß es.<br />
Fontane 2.0<br />
Die Namen des berühmten Schriftstellers und Brandenburgsgehören zusammen –vor allem im Fontane-Jahr<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Wer modern klingen<br />
will, muss ein griffiges<br />
Schlagwort formulieren,<br />
in dem ein Punkt<br />
vorkommt –zum Beispiel „Industrie<br />
4.0“. Damit ist dann das„Internet der<br />
Dinge“ gemeint. Dasklingt für Laien<br />
fast genauso schwammig wie der Begriff<br />
mit dem Punkt, aber es klingt<br />
nun mal modern.<br />
Modern soll auch der Name für<br />
die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag<br />
von Theodor Fontane klingen<br />
– dem wohl berühmtesten<br />
Schriftsteller der Mark Brandenburg.<br />
Die Feiern stehen unter der Losung<br />
„fontane.200 – 200 Jahre Theodor<br />
Fontane“.<br />
DieVorfreude auf das Jubiläum ist<br />
bei einigen Literatur- und Brandenburgliebhabern<br />
wirklich richtig<br />
groß: Es gab sogar interessierte <strong>Berliner</strong>,<br />
die bereits im Januar in der Geburtsstadt<br />
des Schriftstellers,inNeuruppin,<br />
ein Hotel mit Seeblick gebucht<br />
hatten –keine zwei Kilometer<br />
Fußmarsch vom Fontane-Museum<br />
entfernt, um sich dortdie Jubiläumsausstellung<br />
anzusehen. Dann mussten<br />
sie das Fontane-Wochenende<br />
aber wieder stornieren, da der Beginn<br />
der Feierlichkeit ziemlich lange<br />
auf sich warten lässt: Die zentrale<br />
Leitausstellung im Museum wird<br />
erst am 30. Märzeröffnet.<br />
Der Grund: Der Jubilar hat fast<br />
zum denkbar spätesten Zeitpunkt<br />
im Jahr 2019 Geburtstag. Er wurde<br />
am 30. Dezember 2019 in Neuruppin<br />
im heutigen Landkreis Ostprignitz-<br />
Ruppin geboren. Deshalb begann<br />
das Jubeljahr auch nicht bereits im<br />
Januar.<br />
450 Veranstaltungen<br />
Am Mittwoch wurde nun das Programm<br />
für das Feierjahr vorgestellt.<br />
Brandenburgs Kulturministerin<br />
Martina Münch (SPD) bezeichnete<br />
Fontane dabei als einen der wichtigsten<br />
deutschen Schriftsteller, der<br />
„mit seinem Werk bis heute wesentlich<br />
zur Identitätsbildung“ im Land<br />
beitrage. Dafür stünden das<br />
deutschlandweit bekannte Gedicht<br />
„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im<br />
Havelland“ sowie Fontanes „Wanderungen<br />
durch die Mark Brandenburg“,<br />
die wie kein zweites literarisches<br />
Werk die märkische Landschaft<br />
beschrieben. Die Ministerin<br />
betonte,dass es bei den Feierlichkeiten<br />
nicht nur um eine Würdigung<br />
des berühmten Autors gehe, sondern<br />
auch um die Präsentation der<br />
Kulissen seiner Arbeit. „Mit den Jubiläumsveranstaltungen<br />
zum 200. Geburtstag<br />
Fontanes wollen wir Brandenburg<br />
bundesweit und darüber<br />
hinaus ins Blickfeld rücken“, sagte<br />
Martina Münch.<br />
Fontane-Denkmal in Neuruppin –mit Stift, Notizheft und Wanderstock.<br />
Heinrich Theodor Fontane<br />
wurde am 30. Dezember<br />
1819 in Neuruppin geboren<br />
und starb am 20. September<br />
1898 in Berlin. Fontane war<br />
ausgebildeter Apotheker,zudem<br />
Journalist und Theaterkritiker.Erwird<br />
als „literarischer<br />
Spiegel Preußens“ bezeichnet<br />
und gilt als einer der<br />
bedeutendsten deutschen<br />
Vertreter des Realismus.<br />
JUBILAR & FEIER<br />
Das Fontane-Jahr beginnt<br />
am 30. März um 4Uhr mit einer<br />
Festveranstaltung in der<br />
Kulturkirche Neuruppin. Um<br />
16.30 Uhr wird die Leitausstellung<br />
„fontane.200“ im<br />
Museum Neuruppin eröffnet.<br />
Eine Ausstellung des Hauses<br />
der Brandenburgisch-Preußischen<br />
Geschichte in Potsdam<br />
zeigt den Entdeckungsreisenden<br />
Fontane.<br />
Das bundesweite Projekt<br />
„Word &Play!“ soll Jugendlichen<br />
über das Medium der<br />
Games sowie über künstlerische<br />
und digitale Spielarten<br />
einen originellen Zugang zu<br />
Fontane und der Literatur im<br />
Allgemeinen geben.<br />
Das komplette Programm<br />
findet sich unter:<br />
www.fontane-200.de<br />
AKG<br />
Für die Feierlichkeiten sind sechs<br />
zentrale Programmsäulen mit mehr<br />
als 450 Veranstaltungen aus den Bereichen<br />
bildende und darstellende<br />
Kunst, Literatur, Musik, Film, Wissenschaft,<br />
kulturelle Bildung, aber<br />
auch im Tourismus und der Infrastruktur<br />
vorgesehen.<br />
Dabei stehen einerseits die Aktivitäten<br />
der Fontanestadt Neuruppin<br />
im Zentrum des Jubiläumsjahres:<br />
mit der Ausstellung, den Fontane-<br />
Festspielen, mit interaktiven Jugendprojekten<br />
sowie einem umfangreichen<br />
Kulturprogramm. Doch<br />
die Macher heben hervor, dass viele<br />
der 450 Veranstaltungen im gesamten<br />
Land Brandenburg stattfinden.<br />
Es soll landesweit etwa 40 Partnerprojekte<br />
geben, die von der Dachorganisation<br />
Kulturland Brandenburg<br />
gefördertund koordiniertwerden.<br />
Wie erfand er seine Figuren?<br />
Die Leitausstellung im Museum<br />
Neuruppin endet an Fontanes Geburtstag,<br />
also am 30. Dezember. Sie<br />
stellt nach Angaben der Macher Fontanes<br />
Schaffen als Schriftsteller in<br />
den Mittelpunkt und beschäftigt<br />
sich vorallem mit den Fragen:Woher<br />
hatte er seine Ideen? Wie erfand er<br />
seine Figuren? Fontane schrieb unter<br />
anderem die berühmten Romane<br />
„Effi Briest“, „Der Stechlin“ und<br />
„Jenny Treibel“. „Unsere Besucher<br />
betreten im Museum Neuruppin einenText-Raum,<br />
der den scheinbaren<br />
Klassiker überraschend neu interpretiert“,<br />
sagte Kurt Winkler von der<br />
Projektleitung.<br />
Hajo Cornel von der Projektleitung<br />
erklärtdie Idee hinter dem Jubiläumsprogramm:<br />
„Fontane.200 will<br />
den Autor in seiner ganzen Breite<br />
präsentieren, also nicht nur den Autor<br />
zahlreicher Romane und der<br />
Wanderungen, sondern auch den<br />
Journalisten, den Zeithistoriker und<br />
den Briefeschreiber.“ Dabei werden<br />
seine Arbeitsweisen in den Vordergrund<br />
treten, sein lebenslanges Recherchieren<br />
und Notieren. Es soll einen<br />
großen wissenschaftlichen Kongress<br />
der Universität Potsdam geben,<br />
der sich Fontanes Umgang mit<br />
den Medien seiner Zeit widmet sowie<br />
dem heutigen medialen Umgang<br />
mit Fontane –einem bis heute<br />
nur wenig erforschten Thema.<br />
Damit soll gezeigt werden, dass<br />
der Blick dieses Jubiläumsjahres<br />
nicht nur zurückgerichtet ist, sondernauch<br />
nach vorn.Genau deshalb<br />
wird 2020 auch zum ersten Mal ein<br />
Fontane-Literaturpreis verliehen –<br />
ausgelobt vom Land Brandenburg<br />
und der Fontanestadt Neuruppin,<br />
dotiertmit doch beachtlichen 40 000<br />
Euro. Gesucht werden die besten<br />
zeitgenössischen brandenburgischen<br />
Reiseliteratur-Autoren, also<br />
Fontanes Nachfolger.<br />
EU prüft weiter<br />
Anträge auf<br />
Fördergeld<br />
Es geht um insgesamt<br />
48 Millionen Euro<br />
Das Land Brandenburgmuss länger<br />
auf EU-Strukturfördermittel<br />
über etwa 48 Millionen Euro warten.<br />
DieEU-Kommission prüfe noch Unterlagen<br />
des Landes, sagte die Sprecherin<br />
des Wirtschaftsministeriums,<br />
Claudia Lippert, in Potsdam.<br />
Im vergangenen Jahr hatte die<br />
Kommission in einem Bericht Anhaltspunkte<br />
für Mängel im Verwaltungs-<br />
und Kontrollsystem des Europäischen<br />
Fonds für regionale Entwicklung<br />
(EFRE) entdeckt. Die Behörde<br />
analysierte die Fehler laut<br />
Ministerium und schickte Verbesserungsvorschläge<br />
an Brüssel.<br />
Bei dem Geld handelt es sich um<br />
EU-Mittel, die das Land vorfinanziert<br />
hat und es sich zurückholen<br />
möchte. Die EFRE-Mittel für Brandenburg<br />
inder Förderperiode 2014<br />
bis 2020 haben laut Ministerium insgesamt<br />
einen Umfang von etwa 850<br />
Millionen Euro. Mit EFRE-Geld werden<br />
zum Beispiel Unternehmen gefördert,<br />
um wettbewerbsfähiger zu<br />
werden. DieEU-Kommission hat bis<br />
8. August Zeit, um die Zahlung der<br />
Fördermittel zu unterbrechen. (dpa)<br />
Großeinsatz der<br />
Polizei wegen<br />
eines Kindes<br />
Es wurde angeblich in<br />
ein Auto gezogen<br />
Ein dubioser Fall sorgte in Hennigsdorf<br />
(Oberhavel) für einen<br />
Großeinsatz der Polizei. Am Mittwoch,<br />
gegen 8.20 Uhr, meldete sich<br />
die Leitung einer Grundschule bei<br />
der Polizei. Der Grund: Kinder hatten<br />
etwasVerdächtiges auf der Straße<br />
vor der Schule beobachtet. „Sie sagten,<br />
dass ein unbekanntes Mädchen<br />
von einem unbekannten Mann in<br />
ein Auto gezogen wurde“, sagte Polizeisprecherin<br />
Ariane Feierbach der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Die Brandenburger Polizei rückten<br />
mit einem Großaufgebot an, und<br />
auch die Polizei aus dem benachbarten<br />
Berlin sowie die Bundespolizei<br />
wurden eingeschaltet. Ein Hubschrauber<br />
wurde für die Suche eingesetzt.<br />
„Unsere Überprüfungen ergaben<br />
allerdings, dass in keiner<br />
Schule der Stadt Hennigsdorf ein<br />
Kind vermisst wurde“, sagte Polizeisprecherin<br />
Feierbach. (bla.)<br />
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