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Berliner Zeitung 21.02.2019

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6** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 44 · D onnerstag, 21. Februar 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Kündigung von katholischem<br />

Arzt unwirksam<br />

DieKündigung eines Chefarztes<br />

durch ein katholisches Krankenhaus<br />

wegen seiner Wiederheirat nach<br />

Scheidung ist unwirksam, entschied<br />

das Bundesarbeitsgericht in Erfurt<br />

am Mittwoch. DemUrteil zufolge<br />

können Kirchen vonAngestellten<br />

keine unterschiedlichen Anforderungen<br />

aufgrund vonReligionszugehörigkeiten<br />

verlangen. Ausnahmen<br />

sind möglich, wenn sich diese Erwartungen<br />

als wesentliche,rechtmäßige<br />

und gerechtfertigte berufliche<br />

Anforderungen darstellen.<br />

(Az.: 2AZR 746/14) (AFP,dpa)<br />

Drei Tory-Abgeordnete<br />

verlassen Regierungspartei<br />

Im Streit um den Brexit haben drei<br />

Abgeordnete der britischen Tories die<br />

konservativeRegierungspartei verlassen,<br />

um mit abtrünnigen Labour-<br />

Parlamentarierneine unabhängige<br />

Fraktion zu bilden. Anna Soubry,<br />

Heidi Allen und SarahWollaston hatten<br />

sich für ein zweites Brexit-Referendum<br />

ausgesprochen. (AFP)<br />

Putin: Raketen zielen auf<br />

Entscheidungszentren<br />

Der russische Präsident Putin droht mit<br />

der Stationierung von Raketen.<br />

AP<br />

Für den Fall der Stationierung neuer<br />

US-Raketen in Europa hat Russlands<br />

Präsident Wladimir Putin mit der<br />

Stationierung vonRaketen gedroht,<br />

die „Entscheidungszentren“ treffen<br />

könnten. Russland habe „nicht die<br />

Absicht, als Erster solche Raketen in<br />

Europa zu stationieren“, sagte Putin<br />

am Mittwoch in Moskau. Wenn die<br />

USA Raketen entwickelten und in<br />

Europa stationierten, werdedies jedoch„die<br />

internationale Sicherheitslage<br />

dramatisch verschärfen“. (AFP)<br />

Deutschland spart<br />

Milliarden durch Niedrigzins<br />

Durchdie Niedrigzinspolitik der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) seit<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

2008 hat der Bund bei seinen eigenen<br />

Schulden Zinsausgaben in Höhe<br />

voninsgesamt 180 Milliarden Euro<br />

gespart. Dasgeht es aus einer Antwortder<br />

Bundesregierung auf eine<br />

Anfrage der Grünen hervor. (tms.)<br />

Trump erteilt Auftrag für<br />

Weltraumstreitkräfte<br />

US-Präsident Donald Trump hat ein<br />

Dekret zur Schaffung vonWeltraumstreitkräften<br />

unterzeichnet. Angesichts<br />

der Bedrohungen weltweit sei<br />

eine Führungsrolle der USA im All<br />

wichtiger denn je,sagte Trump am<br />

Dienstag im Weißen Haus in Washington.<br />

Dieneue Space Forcewird<br />

neben Air Force, Armee,Küstenwache,Marinekorps<br />

und Marine zum<br />

sechsten Teil der Streitkräfte. (dpa)<br />

Rekordstrafe für Schweizer<br />

UBS-Bank<br />

DieSchweizer Großbank UBS ist in<br />

Frankreich zu einer Rekordbuße von<br />

3,7 Milliarden Euro verurteilt worden.<br />

DasPariser Strafgericht sprach<br />

die Bank schuldig, französische Kunden<br />

von2004 bis 2012 zur Steuerhinterziehung<br />

verleitet zu haben. (AFP)<br />

„Sex wird tabuisiert oder verklärt“<br />

Die ehemalige Nonne Doris Wagner über die strukturellen Ursachen des Missbrauchs in der Kirche<br />

Im Vatikan beginnt an diesem<br />

Donnerstag ein noch nie dagewesenes<br />

Spitzentreffen zum<br />

Thema Missbrauch in der Kirche.Für<br />

Franziskus dürfte es die härteste<br />

Probe seines Pontifikats sein.<br />

Doris Wagner, die als Ordensfrau<br />

mehrere Jahre inRom tätig war und<br />

während dieser Zeit nach eigenen<br />

Angaben von einem Priester missbraucht<br />

wurde, warnt vor zugroßen<br />

Erwartungen.<br />

Frau Wagner, was erwarten Sie von<br />

dem Bischofstreffen in Rom?<br />

Der Papst selbst hat die Erwartungen<br />

ja schon denkbar weit heruntergeschraubt,<br />

und daran hat er<br />

recht getan. Ich glaube nicht, dass<br />

dieses Treffen zu irgendeinem Fortschritt<br />

im Umgang der Kirche mit sexuellem<br />

Missbrauch führen wird.<br />

Dazu reichen die vier Tage nicht, und<br />

auch die Beratungen selbst müssten<br />

ganz anders laufen.<br />

Wiedenn? Undwie lange müssten die<br />

Beratungen dauern, wenn daraus<br />

nicht gleich ein Konzil werden soll?<br />

Wieso eigentlich kein Konzil? Das<br />

Ausmaß der Krise, das in der Kirche<br />

offensichtlich immer noch nicht verstanden<br />

ist, würde wahrlich ein Konzil<br />

erfordern. Der Skandal des Missbrauchs<br />

ist ja nur ein, wenn auch ein<br />

besonders schmerzliches, Symptom<br />

der aktuellen Krise. Und schon dafür<br />

wäreein Konzil oder mindestens eine<br />

Synode die angemessene Reaktion.<br />

Die beiden jüngsten Synoden zu Familie<br />

und Jugend haben keine erkennbare<br />

Reformdynamik entfaltet.<br />

Eher im Gegenteil: In Fragen der Sexualmoral<br />

haben sich eher die reaktionären<br />

Kräfte durchgesetzt.<br />

Weil diese Synoden nach alter Väter<br />

Sitte von Bischöfen dominiert<br />

waren. In einer Synode zur Bekämpfung<br />

des Missbrauchs dagegen<br />

müssten Experten und Betroffene in<br />

mindestens gleicher Zahl und mit<br />

gleicher Entscheidungskompetenz<br />

vertreten sein. Es entsetzt mich, ehrlich<br />

gesagt, dass die Kirche in bestimmten<br />

Fragen der Sexualmoral –<br />

etwa der Homosexualität –für Respekt<br />

vor angeblichen kulturellen<br />

Besonderheiten plädiert. Strafrechtliche<br />

Verfolgung Homosexueller ist<br />

ein Verstoß gegen die Menschenwürde,<br />

ein Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit. Genau wie sexueller<br />

Missbrauch von Kindern und Jugendlichen<br />

immer und überall ein<br />

Verbrechen ist. Gerade eine Weltkirche<br />

müsste hier unmissverständlich<br />

Position beziehen.<br />

ZUR PERSON<br />

Doris Wagner, geboren 1983, gehörte von2003 bis 2011 zur katholischen Ordensgemeinschaft<br />

„Das Werk“. Als Ordensfrau war sie mehrere Jahre in Rom tätig,wosie nach eigenen<br />

Angaben voneinem Priester des „Werks“ vergewaltigt wurde. Nach mehrjährigem Schweigen<br />

machte sie ihren Fall 2014 öffentlich. Kürzlich erschien ihr Buch „Spiritueller Missbrauch in<br />

der katholischen Kirche“.<br />

Der Wegfür den Digitalpakt ist frei<br />

KNA<br />

Ärgert esSie, gerade vor dem Hintergrund<br />

Ihrer eigenen Erfahrung mit<br />

sexuellem Missbrauch, dass erwachsene<br />

Frauen als Opfer bei dem Treffen<br />

in Romkeine Rolle spielen?<br />

Siehaben ja jahrzehntelang keine<br />

Rolle gespielt, und das würde sich im<br />

Grunde sogar fortsetzen, wenn das<br />

Thema jetzt noch schnell auf die<br />

Agenda dieses Treffens käme.Die sexuelle<br />

Ausbeutung von Frauen in<br />

pastoralen Beziehungen muss gesondert<br />

und umfassend aufgearbeitet<br />

werden –und nicht mal so nebenbei.<br />

Dafür ist die Dramatik viel zu<br />

groß.<br />

Wasdenken Sie, wie groß?<br />

Ich wäre vermutlich mit einer eigenen<br />

Missbrauchsgeschichte nicht<br />

an die Öffentlichkeit gegangen, wenn<br />

nicht klar wäre, wie erdrückend die<br />

Faktenlage insgesamt ist. Seit den<br />

1990er-Jahren sind Fälle aus mehreren<br />

Dutzend Ländern bekannt, zudem<br />

liegen auch Forschungsergebnisse<br />

vor. Daraus nur eine Zahl aus<br />

den USA: Dort haben 30 Prozent der<br />

befragten Ordensfrauen angegeben,<br />

Opfer sexueller Übergriffe durch<br />

Priester geworden zu sein. Das alles<br />

ist in Romlängst bekannt, und schon<br />

deshalb erledigt sich alles Abwiegeln<br />

und Herunterspielen.<br />

Welche Konsequenzen fordern Sie?<br />

Vom Staat würde ich mir in<br />

Deutschland eine Gesetzgebung<br />

wünschen, die pastorale Beziehungen<br />

genauso behandelt wie psychotherapeutische.<br />

Esmüsste klar sein,<br />

dass es in einem Seelsorge-Verhältnis<br />

keine sexuellen Beziehungen zwischen<br />

Seelsorgern, seien es Priester<br />

oder Laien, und Ratsuchenden oder<br />

Schutzbefohlenen geben darf. Selbst<br />

wenn diese eine solche sexuelle Beziehung<br />

für einvernehmlich halten<br />

sollten, verletzt sie das Berufsethos<br />

und müsste strafbewehrtsein.<br />

Undmit Blick auf die Kirche?<br />

Die Kirche weist Frauen –insbesondere<br />

Ordensfrauen –strukturell<br />

und theologisch die Rolle zu, für andereverfügbar<br />

zu sein und ihreeigenen<br />

Bedürfnisse hintanzustellen.<br />

Dasist das Einfallstor schlechthin für<br />

jede Form von Missbrauch. Hinzu<br />

kommt eine überkommene Moral,<br />

die Menschen auch nicht ansatzweise<br />

zu einer selbstbestimmten Sexualität<br />

befähigen will, sondern sexuelle<br />

Bedürfnisse entweder tabuisiertoder<br />

die sexuelle Praxis in völlig<br />

überzogener Weise verklärt.<br />

DasGespräch führte Joachim Frank.<br />

Fünf Milliarden Euro für die Internet-Aufrüstung der Schulen: Bund und Länder einigen sich auf Grundgesetzänderung<br />

VonTobias Peter<br />

Nach monatelangem Ringen gibt<br />

es einen Durchbruch bei den<br />

Verhandlungen über eine bessere<br />

Zusammenarbeit von Bund und<br />

Länderninder Bildung. DerVermittlungsausschuss<br />

hat sich am Mittwochabend<br />

in Berlin auf mehrere<br />

Grundgesetzänderungen geeinigt.<br />

Dadurch wird auch der Wegfür den<br />

Digitalpakt freigemacht: Der Bund<br />

will den Ländern fünf Milliarden<br />

Euro geben, um den Schulen den<br />

Wegins Internetzeitalter zu ebnen.<br />

Im Bundestag soll bereits am<br />

Donnerstag über die Einigung im<br />

Vermittlungsausschuss abgestimmt<br />

werden, der Bundesrat soll in seiner<br />

nächsten Sitzung am 15. März zustimmen.<br />

Es gibt jetzt keinen Zweifel<br />

mehr, dass es breite Zustimmung in<br />

Bundestag und Bundesrat geben<br />

wird. Danach könnten Bund und<br />

Länder die bereits ausgehandelte<br />

Vereinbarung über einen Digitalpakt<br />

für die Schulen in die Spur setzen.<br />

Demnach sollen pro Schule bis zu<br />

25 000 Euro für Endgeräte bereit stehen:<br />

Laptops, Notebooks, Tablets –<br />

aber keine Smartphones.<br />

Die Grundgesetzänderungen<br />

sind notwendig, weil Bildung eigentlich<br />

Ländersache ist. Das Grundgesetz<br />

wird jetzt so geändert, dass der<br />

Bund die Länder in diesem Bereich<br />

besser unterstützen kann.<br />

Im Gegenzug will er dann<br />

aber auch mitreden, wo<br />

das zusätzliche Geld hinfließt.<br />

Für eine solche<br />

Grundgesetzänderung<br />

braucht es eine Zwei-Drittel-Mehrheit<br />

in Bundestag<br />

und Bundesrat. Lange Zeit<br />

waren die Fronten verhärtet<br />

–alle 16 Ministerpräsidenten<br />

sagten zunächst Nein.<br />

Worinbestand also der Streit, und<br />

wie ist er jetzt gelöst worden? Die<br />

meisten Ministerpräsidenten leisteten<br />

vor allem Widerstand gegen einen<br />

Passus in der geplanten Grundgesetzänderung,<br />

nämlich im Artikel<br />

104b.Die Finanzpolitiker vonUnion<br />

und SPD im Bundestag hatten darauf<br />

bestanden, dass künftige gemeinsame<br />

Projekte von Bund und<br />

Winfried<br />

Kretschmann<br />

Ländern abdem Jahr 2020 jeweils<br />

zur einen Hälfte vom Bund und zur<br />

anderen vom Land finanziert werden<br />

sollten. Dasist jetzt vomTisch.<br />

Die im Vermittlungsausschuss<br />

beschlossene Einigung sieht vor,<br />

dass die Länder sich zwar an gemeinsamen<br />

Projekten beteiligen<br />

müssen – aber<br />

ohne dass dafür eine<br />

Quote festgelegt wäre. Das<br />

war den Ländern auch<br />

deshalb wichtig, weil es<br />

nicht nur um gemeinsame<br />

DPA<br />

Projekte in der Bildung<br />

geht. Gleichzeitig sollen<br />

die Regeln auch für Bundesgeld<br />

gelten, das in den<br />

sozialen Wohnungsbau und den öffentlichen<br />

Nahverkehr fließt.<br />

Fünf Ministerpräsidenten –allen<br />

voran Winfried Kretschmann<br />

(Grüne) aus Baden-Württemberg –<br />

hatten in den vergangenen Monaten<br />

grundsätzliche Bedenken geäußert.<br />

Sie fürchteten, der Bund greife zu<br />

sehr in die Kompetenz der Länder<br />

ein. Ihnen ist der Bund jetzt insofern<br />

entgegengekommen, als im Entwurf<br />

für die Grundgesetzänderung in Artikel<br />

104c klar herausgearbeitet<br />

wurde: Es soll um die kommunale<br />

Bildungsinfrastruktur gehen – und<br />

nicht um das Bildungswesen an sich.<br />

Währenddessen legten FDP und<br />

Grüne im Bundestag Wert darauf,<br />

dass der Bund nicht nur in Gebäude<br />

und Kabel, sondernauch in Personal<br />

investieren können müsse. Der<br />

Kompromiss sieht jetzt vor, dass der<br />

Bund –wenn er etwa Geld für die Digitalisierung<br />

in Schulen gibt –auch<br />

Geld für Medienassistenten, Systemadministratoren<br />

oder Lehrerfortbildungen<br />

geben kann, nicht aber für<br />

Lehrer an sich. Diekorrekte Verwendung<br />

der Mittel soll der Bund durch<br />

die Anforderung von Berichten und<br />

„anlassbezogen“ auch durch Akteneinsicht<br />

kontrollieren können.<br />

Verteilt werden sollen die Mittel<br />

aus dem Digitalpakt nach dem üblichen<br />

„Königssteiner Schlüssel“: Damit<br />

entfallen auf das größte Land<br />

NRW 1,05 Milliarden Euro und auf<br />

Niedersachsen 470 Millionen Euro.<br />

Diekleineren Länder profitieren entsprechend.<br />

Elf Millionen<br />

Tonnen für die<br />

Tonne<br />

Klöckner will Lebensmittel<br />

vor dem Müll retten<br />

Julia Klöckner will gegen Lebensmittelverschwendung<br />

vorgehen.<br />

DPA<br />

Dank intelligenter Verpackungen<br />

und mehr Verantwortungsbewusstsein<br />

bei Unternehmen und<br />

Verbrauchern soll in Deutschland<br />

künftig weniger Essen in der Tonne<br />

landen. Julia Klöckner (CDU), Bundesministerin<br />

für Ernährung und<br />

Landwirtschaft, stellte am Mittwoch<br />

ein Maßnahmenbündel vor, mit<br />

dem die Verschwendung von Lebensmitteln<br />

eingedämmt werden<br />

soll. Während Umweltverbände die<br />

Pläne als unzureichend kritisierten<br />

und schärfere Vorgaben forderten,<br />

warnte die Lebensmittelwirtschaft,<br />

intelligente Verpackungen könnten<br />

sogar kontraproduktiv sein.<br />

Klöckner zufolge werden allein in<br />

Deutschland jedes Jahr elf Millionen<br />

Tonnen Lebensmittel weggeworfen,<br />

für deren Produktion zuvor Böden<br />

beansprucht undWasser und Energie<br />

benötigt wurden. Dies sei eine<br />

Menge, „die zweimal den Bodensee<br />

füllen könnte“. Zugleich hungerten<br />

weltweit mehr als 800 Millionen Menschen.<br />

„Ökologisch, ökonomisch wie<br />

ethisch muss es daher Verpflichtung<br />

sein, in allen Bereichen der Versorgungskette<br />

diese Zahl deutlich zu reduzieren“,<br />

sagte die CDU-Politikerin.<br />

Biszum Jahr 2030 will Klöckner die<br />

Lebensmittelabfälle –wie in den UN-<br />

Nachhaltigkeitszielen vorgesehen –<br />

nun halbieren. In ihrer Nationalen<br />

Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung,<br />

die das<br />

Bundeskabinett am Mittwoch beschloss,<br />

sind dafür unter anderem<br />

Millioneninvestitionen in die Forschung<br />

an intelligenten Verpackungen<br />

vorgesehen. Diese sollen anzeigen,<br />

ob Nahrungsmittel noch genießbar<br />

sind, etwa über einen Farbverlauf.<br />

Außerdem appellierte Klöckner an<br />

Unternehmen und Verbraucher, Lebensmittelabfälle<br />

zu minimieren.„Jeder<br />

von uns muss sich bewusst sein,<br />

dass sein Verhalten Auswirkungen<br />

nicht nur für sich selbst hat“, sagte sie.<br />

Gerade im Alltag müssen wir wieder<br />

lernen, unseren eigenen Sinnen zu<br />

vertrauen: Schauen, riechen, schmecken<br />

–das hilft festzustellen, ob ein<br />

Lebensmittel noch genießbar ist.“<br />

Kritik vonUmweltverbänden<br />

Kritik an Klöckners Strategie kam von<br />

Umweltverbänden. EinPaket aus rein<br />

freiwilligen Maßnahmen reiche nicht<br />

aus, kritisierte BUND-Agrarexpertin<br />

Katrin Wenz. Nötig sei ein Gesetz gegen<br />

Lebensmittel-Verschwendung,<br />

das die gesamte Produktionskette –<br />

inklusiveder Landwirtschaft –inden<br />

Blick nehme.„Nurmit einem solchen<br />

Paket werden die Ursachen der Ressourcenverschwendung<br />

im Lebensmittelbereich<br />

wirklich bekämpft“,<br />

mahnteWenz. DieDeutsche Umwelthilfe<br />

und der Verein Foodsharing kritisierten,<br />

Klöckners Strategie greife zu<br />

kurz und setze allein auf das Wohlwollen<br />

von Unternehmen. Foodsharing<br />

forderte, die Weitergabe überschüssiger<br />

Lebensmittel besser rechtlich<br />

abzusichern.<br />

Die Grünen-Verbraucherexpertin<br />

Renate Künast bezeichnete Klöckners<br />

Strategie als „mutlos“. Erneut<br />

setze die Ministerin auf „Freiwilligkeit<br />

und Runde Tische, statt auf Verbindlichkeit“,<br />

sagte sie. (AFP)

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