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GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019

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Mich befiel ein Gefühl extremer Hilflosigkeit. Meine Arme sanken herab,<br />

das Telefon glitt mir aus der Hand, fiel zu Boden. Meine Hände<br />

verkrampften sich zu Fäusten, die sich in mein Gesicht pressten. Ich<br />

fing an zu heulen. Minutenlang flennte ich wie ein Schlosshund. Ich<br />

konnte mich nicht dagegen wehren. Ich war zu nichts anderem in der<br />

Lage. Ich hatte keine Ahnung, wann mir so was zuletzt passiert war.<br />

Ich fühlte mich so weit von Lara entfernt wie nie zuvor.<br />

Als das Telefon wieder klingelte, war ich im Bad. Ich hatte mir das Gesicht<br />

gewaschen und trocknete es gerade ab. Den Apparat hatte ich<br />

auf dem Wannenrand abgelegt. Ich versuchte, die Ruhe zu bewahren<br />

und es einfach ein paar Mal klingeln zu lassen, bevor ich abhob. Der<br />

Plan scheiterte kläglich. Meine Hände zitterten, das Telefon knallte<br />

auf die Fliesen, klingelte aber weiter. Ich hob es auf. Am anderen Ende<br />

war Susanne Kern. Erst spürte ich grenzenlose Enttäuschung, dann<br />

Angst.<br />

„Was ist mit Maurice?“<br />

„Alles okay“, sagte Susanne Kern. „Es ist nur …“ Sie druckste herum.<br />

„Was ist nur?“, fuhr ich ungeduldig dazwischen. „Nun reden Sie doch.“<br />

„Lara hat gerade bei mir angerufen“, erklärte sie. „Sie war irgendwie<br />

komisch. Sie wollte wissen, ob ich etwas von Ihnen und Maurice gehört<br />

habe in letzter Zeit. Als ich ihr sagte, dass Maurice bei mir ist,<br />

wollte sie, dass ich ihn ans Telefon hole, was ich dann auch gemacht<br />

habe. Maurice hat sich gefreut, sie zu hören.“<br />

„Was war mit ihr?“ Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben.<br />

Ich setzte mich auf die Fliesen, lehnte mich an die Wanne.<br />

„Ich glaube“, sagte Susanne Kern, „sie hat geweint. Auch wenn sie<br />

sich nichts anmerken lassen wollte. Ich bin mir sicher.“<br />

„Was hat sie gesagt?“ Ich platzte fast vor Ungeduld.<br />

„Ich soll Sie grüßen von ihr“, sagte sie. Ich hörte ihr an, dass das noch<br />

nicht alles war und wartete.<br />

„Ich soll Ihnen ausrichten …“, es schien, als bezweifle sie den Wahrheitsgehalt<br />

ihrer eigenen Worte, „dass sie Sie vermisst. Sie und Mau-<br />

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