GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019
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te sie nach ihrer Handynummer fragen. Und es gab einen Grund, warum<br />
ich es nicht machte: Ihre letzten Worte und wie sie mich dabei<br />
angesehen hatte. Beides hatte etwas in mir angerührt, das sehr tief<br />
saß. Ich hatte keine Ahnung, was es war, aber es fühlte sich gut an.<br />
Ein bisschen zu gut. Trotz all der Schwierigkeiten, die Nina und ich<br />
miteinander hatten, hatte ich doch all die Jahre noch nie ernsthaft<br />
an eine andere Frau gedacht. Und ich wollte auch nicht, dass sich das<br />
änderte.<br />
Da ihr Schuh nicht über den Verband passte, streifte sie auch den<br />
zweiten ab und ging barfuss zu ihrem Auto. Ich fand, dass es mit dem<br />
Gehen schon wieder ganz gut klappte.<br />
Sie stieg in einen kleinen roten Fiat. Nachdem sie den Motor gestartet<br />
hatte, winkten wir uns noch einmal zu. Dann fuhr auch ich los. Ich versuchte,<br />
meine Gedanken abzuschütteln wie einen Traum, mit dem ich<br />
nichts anfangen konnte.<br />
Als ich zu Hause ankam, klingelte das Telefon. Hübner entschuldigte<br />
sich, weil er sich mit seinem Anruf verspätet hatte.<br />
Kapitel 10<br />
Jetzt erfuhr ich ihren Namen. Sie hieß Lara Braun. Charlotte stellte<br />
uns einander vor, als wir in ihrer Haustür aneinander vorbei gingen.<br />
„Wir haben uns schon kennen gelernt“, sagte Lara zu Charlotte. Dann<br />
fragte sie mich nach Maurice: „Wie geht es ihm?“<br />
„Wie geht es Ihrem Fuß?“, fragte ich zurück.<br />
„Alles wieder in Ordnung. Hier, schauen Sie.“<br />
Lara hob den Fuß ein Stück in die Luft und ließ ihn im Gelenk kreisen.<br />
Heute hatten ihre Schuhe keine Absätze.<br />
„War nichts Schlimmes“, sagte sie. „Schon am nächsten Tag habe ich<br />
nichts mehr gespürt.“ Dann wiederholte sie ihre Frage nach Maurice:<br />
„Wie geht es ihm? Ist er gar nicht hier?“<br />
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