GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019
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mehr. Kaum dass ich es schaffte, zwei klare Gedanken voreinander<br />
zu fassen Was auch immer ich versuchte zu denken: Bilder von Lara<br />
und Gedanken an sie schoben sich davor. Wir beide auf der Wiese im<br />
Park. Der Regen, der Duft ihrer Haut. Das Gefühl, sie in mir zu spüren,<br />
fast ohne sie zu berühren. Und genauso spürte ich sie auch jetzt noch<br />
in mir. Dieses Gefühl lebte weiter. Ich war mir sicher, es nie wieder<br />
zu verlieren. Und ich wusste, dass das mein ganzes Leben verändern<br />
würde, vielleicht schon verändert hatte.<br />
Erst am Abend kam ich halbwegs wieder zu klarem Verstand. Maurice<br />
lag bereits im Bett und Nina hatte sich in ihr Arbeitszimmer zurückgezogen,<br />
um noch etwas an ihrem aktuellen Auftrag zu feilen, wie<br />
sie gesagt hatte. Ich saß im Wohnzimmer, versuchte zu lesen, ohne<br />
mich aber wirklich auf das Buch konzentrieren zu können und trank<br />
ein paar Gläser Rotwein, die mir helfen sollten, meine innere Ruhe zu<br />
finden.<br />
Inzwischen war ich Lara fast dankbar, dass sie vorhin im Park die Notbremse<br />
gezogen hatte, während ich im Begriff gestanden hatte, unseren<br />
Wagen in voller Fahrt gegen die Wand zu setzen. Ich fragte mich<br />
allen Ernstes, wie wir beide damit hätten umgehen sollen, wenn wir<br />
tatsächlich miteinander geschlafen hätten. Ich war mir vollkommen<br />
sicher, dass es keine einmalige Angelegenheit geblieben wäre. Weder<br />
Lara noch ich hätten es in irgendeiner Form auf die leichte Schulter<br />
nehmen können.<br />
Die Gefahr, dass es mein Leben völlig umgekrempelt hätte, war riesig.<br />
Und wenn ich eins nicht wollte, dann war es das. Mein Leben erschien<br />
mir auch so schon kompliziert genug. Lara hatte dies erkannt, sie war<br />
viel klüger gewesen als ich, und uns davon abgehalten, die Grenze zu<br />
überschreiten.<br />
Ich öffnete die Tür zu Ninas Arbeitszimmer einen Spalt breit. Völlig<br />
versunken saß sie über ihrem Laptop. Ich dachte kurz daran, wie sehr<br />
die Arbeit sie in letzter Zeit verändert hatte. Sie hatte ihr geholfen,<br />
die Sache mit Joshua endgültig zu vergessen. Vielleicht auch nur, sie<br />
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