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Meinen Adrenalinausstoß musste sie mir ansehen. Sie selbst dagegen<br />

blieb ruhig, jetzt bis an den Rand der Unterkühlung.<br />

„Wieder ja“, sagte sie. „Ich habe sie gesehen. Mehrmals sogar.“<br />

Meine nächste Frage brauchte ich nicht auszusprechen und Katja<br />

Baumeister beantwortete sie trotzdem, weiter ohne mein Gesicht<br />

aus ihrem Blickfeld zu lassen.<br />

„Gestern zuletzt“, sagte sie gelassen. „Aber Sie kommen zu spät. Lara<br />

ist nicht mehr in Hamburg.“<br />

Am frühen Abend zog ein Gewitter auf. Ich saß mit Katja Baumeister<br />

in einem italienischen Bootrestaurant mit Blick auf die Außenalster.<br />

Blitze zuckten über den weiten, düsteren Himmel und spiegelten sich<br />

im dunklen Wasser. Wahre Sturzbäche fielen vom Himmel. Der Donner<br />

war von bombastischer Gewalt. Das Restaurant war gut besucht,<br />

aber durch das Unwetter herrschte eine seltsame Atmosphäre. Die<br />

Welt schien unterzugehen. Wir saßen in der Arche Noah.<br />

Wir hatten fertig gegessen, tranken Chianti, ich dazu einen Grappa<br />

und Katja rauchte eine ihrer Zigaretten, aus der blauer Qualm wie ein<br />

Strich zur Decke aufstieg. Nach dem Essen hatte ich noch einmal bei<br />

Ninas Mutter angerufen. Bei Maurice war alles in Ordnung. Schon seit<br />

Stunden schlief er tief und fest. Zumindest in diesem Punkt konnte ich<br />

beruhigt sein.<br />

Inzwischen war mir klarer geworden, welche Rolle Katja Baumeister<br />

im Leben von Lara gespielt hatte und vielleicht noch immer spielte.<br />

Während der letzten Stunden hatte Katja viel erzählt, aber ich hatte<br />

keine Ahnung, wo sie die Grenze zog zwischen dem, was sie sagen<br />

durfte und was nicht.<br />

Katja und Lara hatten sich vor knapp zwei Jahren kennen gelernt.<br />

„An einem diesigen Sonntagmorgen auf dem Fischmarkt“, hatte Katja<br />

erzählt. „Ich stand in einer Menschentraube vor einem der Marktschreier,<br />

als sie vorbeiging. Sie fiel mir sofort auf.“<br />

Ich wusste bereits, dass sie Männer und Frauen mochte. Zwischen ihr<br />

und Lara spielte dies aber keine Rolle, wie sie mir etwas umständlich<br />

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