GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019

„Warum ich nicht früher versucht habe“, mutmaßte Lara, „Maurice
zurückzubekommen?“
Katja wartete auf die Antwort.
„Ich wusste“, sagte Lara, „dass er bei einer guten Familie aufwuchs.
Was hatte ich ihm dagegen zu bieten? Eine Mutter, die ihren eigenen
Mann getötet hatte. Und die mit sich selbst nicht klarkam. Ich fand,
das war keine gute Alternative. ¬– Aber ich musste mit eigenen Augen
sehen, wie er war, wie er aussah, wie es ihm ging. Und wie es dann
weiterlief, weißt du ja. Mehrere Menschen haben dabei wichtige Rollen
gespielt.“ Genau wie Paul dachte sie in diesem Moment an die
verstorbene Charlotte. „Aber nichts war mehr aufzuhalten.“
„Nein“, sagte Katja. „Das war es wohl nicht.“
Sie lächelte.
Nachtrag von Paul Thailer:
Später habe ich Lara einmal gefragt, wie sie es geschafft hat, dass die
Berliner Familie mit den beiden übergewichtigen Kindern uns das
Haus für diesen Nachmittag überlassen hat. Lara hat verschmitzt gelächelt,
als sie mir die Antwort gab:
„Ich habe ihnen erzählt, dass in diesem Haus der Ursprung unserer
Liebe liegt.“
Wir saßen am Rande des Strandspielplatzes auf einer Bank und sahen
Maurice beim Spielen zu. Gerade flitzte er voller Vorfreude von der
Schaukel zur Rutsche. Wir lächelten uns an.
„Und?“, fragte ich schließlich. „Das hat ihnen gereicht? Auf mich wirkten
sie nicht wie große Romantiker.“
Lara grinste.
„Nein“, gab sie zu, „natürlich hat Ihnen das nicht gereicht.“
„Sondern?“
Lara machte es spannend.
„Ich hab ihnen die Miete für zwei Tage gezahlt“, sagte sie schließlich.
„Und da sie sowieso einen Ausflug geplant hatten …“. Sie zwinkerte
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