GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019
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„Wenn wir hier sind“, antwortete ich und lächelte Charlotte an, „geht<br />
es ihm immer gut. Inzwischen ist er fast lieber hier als zu Hause. Da<br />
kommt er übrigens gerade.“<br />
Maurice versteckte sich hinter der halb geöffneten Küchentür und<br />
schielte zu uns herüber. Lara ging zu ihm und er strahlte sie sofort an.<br />
Sie spielte „Kuckuck“ mit ihm, eine Minute später lachte er laut. Ganz<br />
sicher hatte sie die richtige Arbeit gewählt.<br />
„Haben Sie eigene Kinder?“, fragte ich.<br />
„Nein“, sagte sie. „Leider nicht.“<br />
„Was nicht ist, kann ja noch werden“, meinte ich. „Sie sind noch sehr<br />
jung.“<br />
„Wenn Sie fünfunddreißig sehr jung nennen“, lachte sie, „dann haben<br />
Sie Recht. Aber im Ernst, ich glaube, in meinem Leben ist es für eigene<br />
Kinder zu spät.“<br />
Ich hätte noch gern weiter mit ihr geredet, aber der Rahmen dafür<br />
war denkbar ungeeignet: Ich in der offenen Haustür, sie auf dem Fußboden<br />
bei Maurice hockend. Und neben uns Charlotte, die uns aufmerksam<br />
beobachtete.<br />
Lara übernahm zunächst stundenweise die Vormittagsgruppe. Wenn<br />
Charlotte zur Therapie jeweils ein paar Tage im Krankenhaus war,<br />
würde sie dann ganz übernehmen.<br />
Sie machte ihre Sache in der Gruppe gut. Nur wenn alle Kinder da<br />
waren, war es nicht immer ganz einfach.<br />
Aber die Kinder mochten sie, was das Wichtigste war. Vor allem Maurice<br />
behandelte Lara wie eine gute Freundin. Ich war mir nicht sicher,<br />
aber vielleicht erkannte er sie als seine Retterin wieder.<br />
Lara hatte von Anfang an einen besonderen Draht zu Maurice, was<br />
ich mir mit der besonderen Art erklärte, in der sie ihn kennen gelernt<br />
hatte. Da Maurice der Bevorzugte war, erhob ich keine Einwände.<br />
Wie schon bei Charlotte, so blieb ich auch bei Lara immer noch eine<br />
Weile bei den „Seepferdchen“, nachdem ich Maurice gebracht hatte.<br />
Anfangs hatte ich das Gefühl, dass meine Gegenwart sie eher verunsi-<br />
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