GRO_Taschenbuch_MUSTER_2019
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der automatische Türsummer.<br />
Sie wusste sofort, wer ich war.<br />
„Paul Thailer, richtig?“<br />
Sie sah mich von unten herauf an. Ich wunderte mich über ihre Hellsichtigkeit<br />
und nickte.<br />
„Kommen Sie herein“, sagte sie. „Ich habe schon mit Ihnen gerechnet.“<br />
Rein äußerlich hatte Katja Baumeister kaum etwas mit Lara gemeinsam.<br />
Als ich hinter ihr in die Wohnung ging, wurde mir klar, dass ich<br />
einen anderen Typ Frau erwartet hatte. Einen, der Lara mehr glich.<br />
Katja war auffällig klein, ich schätzte sie auf allerhöchstens einssechszig<br />
und nicht unbedingt schlank. Ihr Hintern, der in einer engen Jeans<br />
steckte, war nicht übermäßig groß, aber rund wie zwei Fußballhälften.<br />
Die einzige äußerliche Gemeinsamkeit mit Lara bestand darin,<br />
dass auch sie eine gut aussehende Frau war.<br />
Sie führte mich in ihr Wohnzimmer zu einer kleinen Sitzgruppe direkt<br />
unter dem großen Fenster. Von hier hatte man einen großartigen Ausblick<br />
auf die Landungsbrücken und die Elbe. Selbst die Touristenmassen<br />
wirkten von hier oben angenehmer. Ich fragte mich, wie oft Lara<br />
wohl hier gesessen und so hinausgeschaut hatte wie ich es jetzt tat.<br />
Wir setzten uns. An der Wand mir gegenüber stand ein Regal mit allerlei<br />
Schnickschnack. Leuchttürme, Seemannsfiguren, Klabautermänner<br />
und Schneekugeln. Außerdem gab es eine ganze Reihe Bücher.<br />
Katja zog eine Zigarette aus einem Etui an und bot auch mir eine an.<br />
„Danke“, sagte ich. „Ich rauche nicht. Aber wenn Sie vielleicht ein Glas<br />
Wasser für mich hätten?“<br />
Wortlos ging sie aus dem Zimmer. Ich war neugierig und stand auf, um<br />
mir anzusehen, was für Bücher sie besaß. Das interessierte mich, weil<br />
sie eine Freundin von Lara war. Ich war wie ein trockener Schwamm,<br />
der alles in sich aufsaugen wollte, was irgendwie mit Lara zu tun hatte.<br />
Ich hatte das Gefühl, je mehr ich über Katja Baumeister erfuhr, umso<br />
näher kam ich Lara. Es gab nicht viel, an das ich mich halten konnte.<br />
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