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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 166 · 2 0./21. Juli 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Angst, lebenslang<br />
Drei Jahre nach dem Putschversuch in der Türkei erzählen Folteropfer,die sich in Sicherheit bringen konnten<br />
VonFrank Nordhausen<br />
Eswar helllichter Tag, als Ahmet<br />
inmitten einer westtürkischen<br />
Stadt vonvier Männer<br />
entführtwurde.Erhatte<br />
geahnt, dass es ein Wagnis war, auf<br />
die Straße zu gehen, da er als „Terrorist“<br />
gesucht wurde. „Sie zwangen<br />
mich in einen Kleintransporter, legten<br />
mir Handschellen an und zogen<br />
mir einen Sack über den Kopf.“<br />
So begannen im Frühsommer<br />
2018 die Leiden des Managers eines<br />
türkischen Konzerns, der seinen Namen<br />
aus Angst um Angehörige in der<br />
Türkei nicht publiziertsehen will. Ahmet<br />
war Monate zuvor untergetaucht,<br />
als er auf einer staatlichenTerrorliste<br />
von Führungspersonen des<br />
Netzwerks des Islampredigers Fethullah<br />
Gülen aufgeführt worden war.<br />
Nach dem gescheiterten Militärputsch<br />
vom 15. Juli 2016 machte der<br />
türkische Staatspräsident Erdogan<br />
die Anhänger Gülens dafür verantwortlich.<br />
Der Umsturzversuch jährt<br />
sich in diesem Juli zum dritten Mal. In<br />
der darauf folgenden Säuberungswelle<br />
wurden mehr als 50 000 Menschen<br />
festgenommen und über<br />
150 000 Personen aus dem Staatsdienst<br />
entlassen.<br />
Seit seiner Flucht lebt Ahmet mit<br />
seiner Familie im Rheinland, wo er<br />
Asyl erhielt. Er erzählt, dass ihn die<br />
Männer am Tagseiner Entführung in<br />
einem Polizeirevier verhörten. „Sie<br />
wollten, dass ich Namen vonMitgliedern<br />
unserer Bewegung nenne. Sie<br />
schlugen mich, bis ich ohnmächtig<br />
wurde.“ Anschließend wurde er zu einem<br />
unbekannten Ziel gefahren. Er<br />
glaubt, dass man ihn in einem Haus<br />
nahe der Hauptstadt Ankara gefangen<br />
hielt –ineiner fensterlosen Zelle<br />
ohne Bett oder Toilette,dafür mit Kameraund<br />
Mikrofon.<br />
DieWorte der Peiniger haben sich<br />
ihm eingebrannt: „Wir sind der Staat.<br />
Wenn du kooperierst, kommt du lebend<br />
raus, wenn nicht, als Leiche.“<br />
Während er seine Erlebnisse schildert,<br />
stockt er immer wieder. „Vom<br />
ersten Taganbin ich geschlagen und<br />
stundenlang mit den Armen an die<br />
Zimmerdecke gekettet worden. Dabei<br />
stießen sie mir mit Stöcken in den<br />
After.Wurde ich ohnmächtig, stellten<br />
sie mich unter die Dusche. Drei Monate<br />
lang war ich völlig nackt bis auf<br />
den Sack über dem Kopf.“<br />
Entsetzliche Schmerzen<br />
Diemeiste Zeit habe er mit Armen auf<br />
dem Rücken gefesselt stehen müssen.<br />
Seine Beine schwollen an und<br />
schmerzten entsetzlich. „Aber sobald<br />
ich umfiel, kamen die Wärter und<br />
schlugen mich, bis ich wieder aufstand.“<br />
Auch wenn der gläubige Moslem<br />
beten wollte, wurde geprügelt.<br />
„Das befiehlt eine Regierung, die sich<br />
muslimisch nennt!“, sagt er.<br />
Ahmet glaubt, seine Peiniger hätten„eindeutig<br />
eine Folterausbildung“<br />
gehabt.„Als sie merkten, dass die Tortur<br />
sinnlos war, wurde ich zwei Wochen<br />
lang nicht mehr geschlagen, um<br />
die Folterspuren zu verwischen.“<br />
Dann hätten sie ihn auf einem Feld in<br />
Zentralanatolien ausgesetzt.<br />
15. Juli 2016: Panzer rollen durch den Flughafen von Istanbul. IMAGO IMAGES<br />
Freunde halfen bei der Flucht<br />
nach Deutschland. Er hat Schlafstörungen<br />
und leidet unter den Folgen<br />
der Knochenbrüche. Irgendwann<br />
möchte er Strafanzeige stellen. Auch<br />
weil Präsident Erdogan erst kürzlich<br />
wieder behauptete: „Systematische<br />
Folter und Misshandlung gehören<br />
der Vergangenheit an. Unsere Haltung<br />
lautet: Null Toleranz für Folter.“<br />
Ahmet kann darüber nur lachen.<br />
Auch andere Opfer wünschen<br />
sich, dass die Grausamkeiten bekannt<br />
werden. DerUnternehmer Cüneyt,<br />
der ebenfalls anonym bleiben<br />
will, wurde im Frühjahr 2017 in ein<br />
Foltergefängnis gesteckt. Der ältere<br />
Herr gehörte 1992 zu den Gründern<br />
der „Bank Asya“, die bereits vor dem<br />
Putschversuch vonder Regierung geschlossen<br />
wurde, weil sie als wichtiger<br />
Finanzier der Gülen-Bewegung<br />
galt. Cüneyt sagt beim Gespräch in<br />
Hessen, man habe ihm Spezialkenntnisse<br />
unterstellt, weil er dem Sektenführer<br />
Gülen persönlich begegnet sei.<br />
Antiterrorpolizisten hatten ihn bei einer<br />
Straßenkontrolle in Izmir verhaftet<br />
und in den Keller eines Polizeireviers<br />
verschleppt. „Man wollte, dass<br />
ich belastende Dokumente über Gülen<br />
und hochrangige Anhänger unterschreibe,die<br />
man mir vorlegte.“<br />
Als er nicht kooperierte,begannen<br />
die Misshandlungen, erzählt Cüneyt.<br />
„Sie zogen mich aus,fesselten meine<br />
Hände und Füße, schlugen mich mit<br />
Knüppeln und brüllten, unterschreib<br />
endlich!“ DieSchläge zertrümmerten<br />
seinTrommelfell und führten zu Erinnerungslücken.<br />
„Sie fesselten mich<br />
und jagten Stromstöße durch meine<br />
Genitalien“, berichtet er. „Aber am<br />
schlimmsten war, wenn sie drohten,<br />
meine Frau und meine Töchter vor<br />
meinen Augen zu vergewaltigen.“<br />
Schließlich wurde er einem Richter<br />
vorgeführt, der einen Haftbefehl<br />
unterschrieb. Nach wiederholten<br />
Schwächeanfällen wurde er acht Monate<br />
später vorübergehend aus dem<br />
Gefängnis freigelassen und flüchtete<br />
nach Deutschland. „Ich hatte davon<br />
gehört, dass im Südosten der Türkei<br />
gefoltert würde, aber doch nicht bei<br />
uns imWesten!“, sagt er.<br />
Im kurdischen Südostanatolien ist<br />
die Folter nie verschwunden. Der<br />
junge Bauer Mahmut Yildiz aus<br />
Diyarbakir wurde sechs Monate vor<br />
dem Putschversuch von der Antiterrorpolizei<br />
fast totgeschlagen. Er überlebte,<br />
weil seine Peiniger ihn für tot<br />
hielten. „Sie hatten mich in einen<br />
Müllcontainer geworfen“, erzählt der<br />
kleine Mann in einem Café einer griechischen<br />
Stadt, „dann riefen sie den<br />
Krankenwagen und sagten, dass sie<br />
mich darin entdeckt hätten.“<br />
Zehn Stunden zuvor war Mahmut<br />
in das Altstadtviertel von Diyarbakir<br />
gefahren, um eine seiner Schwestern<br />
abzuholen, da sich dort PKK-Kämpfer<br />
Gefechte mit der Polizei lieferten.<br />
Plötzlich wurde er von bewaffneten<br />
Antiterrorpolizisten eingekreist. Sie<br />
fesselten ihn, verbanden ihm die Augen<br />
und schafften ihn in ein Gebäude,<br />
wosie ihn verprügelten. „Gib<br />
uns Namen!“, hätten sie geschrien.<br />
„Wosind die anderen Terroristen?“<br />
Dann taten ihm die Polizisten etwas<br />
an, das er nicht vergessen kann.<br />
„Sie rammten mir den Lauf einer Maschinenpistole<br />
in den After und riefen<br />
dazu ,Allahu Akbar‘, Gott ist der<br />
Größte. Ich blutete innerlich, und irgendwann<br />
war mein Gesicht so zertrümmert,<br />
dass ich nicht mehr richtig<br />
sprechen konnte.Aber ich kannte gar<br />
keine PKK-Kämpfer.“<br />
Er wachte drei Tage später im<br />
Krankenhaus auf und wurde wenig<br />
später in ein Gefängnis verlegt, wo<br />
man ihn unter Psychopharmaka<br />
setzte.Nach neun Monaten erreichte<br />
eine Anwältin seine Entlassung.<br />
Freunde finanzierten seine Flucht<br />
nach Griechenland. Da der oberste<br />
Gerichtshof der Türkei die Klage gegen<br />
die Folterer abgelehnt hat, soll<br />
jetzt der Europäische Gerichtshof für<br />
Menschenrechte entscheiden. Anders<br />
als viele Folteropfer kennt Yildiz<br />
die Namen seiner Peiniger.<br />
„Nichts ist so schlimm wie dieses<br />
Gefühl, das die Vergewaltigung mit<br />
dem Gewehr auslöste“, sagt Mahmut<br />
Yildiz –die Demütigung durch sexuelle<br />
Gewalt. Dass der türkische Staat<br />
sie benutzte,lässt den jungen Kurden<br />
„an allem“ zweifeln.<br />
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01. Busanreise von versch. Abfahrtsorten mit ZWÜ/F<br />
02. Genua/Italien 16.00<br />
03. Erholung auf See - -<br />
04. Malaga/Spanien 13.00 18.00<br />
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11. Erholung auf See - -<br />
12. Civitacecchia/Rom/Italien 07:00 18.00<br />
13. Genua/Italien 08:00<br />
13. Busrückreise mit ZWÜ/F<br />
14. Rückankunft an versch. Ausgangsorten<br />
Termin 30.11.19: 6.Tag Lanzarote<br />
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Reise 2: 12-tägige Kreuzfahrt<br />
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02. Genua/Italien 16.00<br />
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