GesteinsPerspektiven 05/19
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TREFFPUNKT<br />
Mehr Dialog bei der<br />
Rohstoffplanung gewünscht<br />
Unternehmen, Regionalplaner, Naturschutzverbände und Bürger wollen und müssen<br />
mehr miteinander reden, wenn es um die Planung von Rohstoffgewinnungsvorhaben<br />
geht. Das war ein zentraler Wunsch der Teilnehmer auf der jüngsten<br />
Veranstaltung „Kies im Dialog“ der Initiative „Zukunft Niederrhein“. Moderiert von<br />
Tom Hegermann, tauschten sich rund 130 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und<br />
Verwaltung sowie erstmals auch interessierte Bürger über den Bedarf von Sand<br />
und Kies am Niederrhein Ende Mai in der Niederrheinhalle in Wesel aus.<br />
EXPERTEN auf dem Podium: Ingo Schäfer, Dr. Alexandra Renz, Norbert Meesters,<br />
Detlef Kempf und Michael Hüging-Holemans (v.l.n.r.). Fotos: Eugen Aaldering<br />
MODERATOR Tom Hegermann sammelte<br />
viele Fragen aus dem Publikum.<br />
Ziel der Dialogveranstaltung war es, den<br />
Sand- und Kiesbedarf und dessen Berechnung<br />
genau zu betrachten. Das Thema war<br />
in der Öffentlichkeit bereits viel diskutiert<br />
worden. Deshalb hat die Initiative der Sandund<br />
Kiesunternehmen den Bedarf gezielt in<br />
den Fokus der diesjährigen Veranstaltung<br />
gerückt. In seiner Eröffnungsrede betonte<br />
Christian Strunk, Koordinator der Initiative<br />
Zukunft Niederrhein, wie wichtig die Zusammenarbeit<br />
zwischen Politik, Bürgern und der<br />
Industrie sei: „Wir arbeiten hier und wir sind<br />
hier zu Hause. Deshalb wollen wir die Dinge<br />
anpacken und besser machen. Wir halten<br />
es für unbedingt nötig, transparent zu sein<br />
und gemeinsam an Projekten zu arbeiten.<br />
Denn wir alle wollen einen guten Weg für den<br />
Niederrhein!“ Zu Beginn der Veranstaltung<br />
nahmen verschiedene Experten Stellung<br />
zum Rohstoffbedarf und beleuchteten das<br />
Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.<br />
Dr. Alexandra Renz, Leiterin der Gruppe<br />
Raumordnung, Landesplanung, im Ministerium<br />
für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung<br />
und Energie NRW, betonte, dass unser<br />
aktueller Lebensstil mit einem sehr hohen<br />
Rohstoffbedarf einhergehe. Die kurz vorher<br />
getroffene Leitentscheidung des Landtages,<br />
verpflichtende Abgrabungskonferenzen<br />
bei der Aufstellung von Regionalplänen<br />
in Nordrhein-Westfalen einzuführen, sei ein<br />
wichtiger Baustein, indem Unternehmen<br />
und Anwohner frühzeitig in die Planungsprozesse<br />
einbezogen werden. Es gehe dann um<br />
eine Optimierung für alle Seiten. Ingo Schäfer,<br />
Geologischer Dienst NRW, betonte,<br />
dass es aus geologischer Sicht keine Rohstoffknappheit<br />
gäbe. Da die Sand- und Kiesgewinnung<br />
aber an die Regionen mit Rohstoffvorkommen<br />
gebunden sei, entstünden<br />
dort konkurrierende Nutzungsinteressen.<br />
Norbert Meesters, ehemaliger umweltpolitischer<br />
Sprecher der SPD im Landtag<br />
NRW und Mitglied im Rat der Stadt Wesel,<br />
zeigte auf, dass es im derzeitigen Regionalplanentwurf<br />
des Regionalverbands<br />
Ruhr Flächen für die Rohstoffgewinnung<br />
gäbe, die weder von den Bürgern noch<br />
von den Unternehmen gewollt seien. Er<br />
bezeichnete deshalb den Dialog als Drehund<br />
Angelpunkt, um bei diesem Thema<br />
weiterzukommen.<br />
Detlef Kempf, Regionalleiter Transportbeton<br />
Holcim, stellte klar, dass die Nachfrage nach<br />
Beton deutlich steigen werde. Dafür sei eine<br />
flexible und ortsnahe Versorgung durch die<br />
Sand- und Kiesindustrie notwendig.<br />
Michael Hüging-Holemans, ebenfalls<br />
Koordinator von Zukunft Niederrhein, forderte:<br />
„Wir brauchen im Abgrabungsmonitoring<br />
eine Aufstellung darüber, welche Flächen<br />
bereits genehmigt, welche im<br />
Genehmigungsverfahren, welche in Gewinnung<br />
und welche bereits abgebaut sind. Das<br />
gäbe einen transparenten Einblick in die<br />
tatsächliche Rohstoffsituation.“<br />
In der anschließenden Diskussion mit<br />
dem Publikum wurde unter anderem die<br />
Frage aufgeworfen, was die Industrie in<br />
puncto Forschung und Entwicklung tue,<br />
um Sand und Kies zum Beispiel in Betonprodukten<br />
zu ersetzen. Darum kümmere<br />
sich bereits die Bauindustrie, sagte ein<br />
Vertreter. In den letzten Jahren habe sich<br />
der Rohstoffbedarf für Betonprodukte<br />
beispielsweise deutlich reduziert. Zudem<br />
beschäftigten sich Sand- und Kiesunternehmen<br />
am Niederrhein intensiv mit der<br />
Optimierung des Baustoffrecyclings. Angesprochen<br />
auf die Berechnung des Rohstoffbedarfs,<br />
die sich an den gewonnenen<br />
Mengen der letzten Jahre orientiert, erklärte<br />
Dr. Renz, dass die Fortschreibung<br />
der Vergangenheit in die Zukunft ein bewährtes<br />
Instrument in der Planung sei.<br />
Die Veranstaltung kam selbst bei teilnehmenden<br />
Kiesgegnern und Bürgern gut an.<br />
Sie lobten die verständlichen Erklärungen<br />
zur Bedarfsberechnung, die Bürgernähe<br />
sowie den angestoßenen Dialogprozess<br />
und wünschten sich eine weitere Beteiligung<br />
in der Zukunft. Alle Teilnehmer waren<br />
sich einig, dass man frühzeitig und offen<br />
miteinander an einen Tisch kommen muss,<br />
um darüber zu sprechen, wie die Rohstoffsicherung<br />
gestaltet werden kann.<br />
www.zukunft-niederrhein.de/<br />
kies-im-dialog<br />
GESTEINS PERSPEKTIVEN 5/20<strong>19</strong>