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…eine Schule individuellen und gemeinsamen Lernens<br />

Lehrerin den ›Steiger‹ in Erinnerung<br />

an seinen Opa. ›Glück auf‹ könnte das<br />

Motto dieser jahrgangsübergreifenden<br />

Lerngemeinschaft sein.<br />

Bei der monatlichen Schulfeier stehen<br />

gemeinschaftliche Lern erlebnisse<br />

im Vordergrund. Die ›Plastikpiraten‹<br />

aus dem 4. Schuljahr referieren mit einer<br />

eigenen Präsentation ihre Ergebnisse<br />

bzgl. der Verschmutzung des Rheins<br />

und die Auswirkungen auf uns. Mit Mikrofon<br />

gehen sie in den Austausch mit<br />

den vor ihnen versammelten Kindern<br />

über die eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Verbunden wird dieses Projekt<br />

mit den 17 Global Goals der Vereinten<br />

Nationen, 2 die zukunftsfähige fächerübergreifende<br />

Themen, u. a. ›Klima‹,<br />

›Gerechtigkeit‹, benennen. Den Kindern<br />

und Erwachsenen wird durch die aufgebauten<br />

Würfel in der Eingangshalle bewusst,<br />

dass sie gemeinschaftlich für eine<br />

lebensweltnahe, demokratische, kommunale<br />

und globale Zukunft lernen und<br />

handeln.<br />

Die Kinkel-Games sind ein Höhepunkt<br />

im Schulleben. Die Kinderparlamentarier<br />

ziehen mit dem Schulleiter<br />

und einer Fackel ein. Alle sprechen<br />

gemeinsam einen Fair-Play-Eid. Das<br />

Sport- und Spielfest würdigt individuelle<br />

und gemeinschaftliche Leistungen.<br />

Alles gemeinsame Lernen ist zugleich<br />

immer auch individuelles Lernen, da es<br />

eine persönliche, inhaltliche Auseinandersetzung<br />

erfordert.<br />

Multiprofessionelle Teamarbeit<br />

Die multiprofessionelle Teamarbeit wird<br />

als Qualitätshebel für eine professionelle<br />

Umsetzung des gemeinsamen Lernens<br />

verstanden und strukturiert angegangen.<br />

Dazu werden vom Leitungsteam<br />

im wöchentlichen Sitzungsturnus Teamzeiten<br />

von Lehrkraft und pädagogischer<br />

Fachkraft eingeplant und Präsenzzeiten<br />

abgesprochen. Das Gesamtteam der<br />

IGB besteht aus Regel schullehrkräften,<br />

Sonderpädagog/in nen, pädagogischen<br />

Fachkräften, einer Lerntherapeutin,<br />

Literatur<br />

Bosch, R. (2016): Designing for a better world<br />

starts at school; Rosan Bosch Studio.<br />

Imhäuser, K.-H. / Köster-Ehling, O. (2016):<br />

Die AGBs der IGB.<br />

Kricke, M. / Reich, K. / Schanz, L. / Schneider, J.<br />

(2018): Raum und Inklusion. Weinheim und<br />

Basel: Beltz.<br />

Integrationshelfer/in nen, Schulsozialarbeiter/innen,<br />

dem Hausmeister und<br />

der Sekretärin. Im gemeinsamen Personalraum<br />

findet die Kommunikation getrennt<br />

von dem Arbeitsraum für Konferenzen<br />

und individuelle Arbeiten<br />

statt. Wie können die unterschiedlichen<br />

Perspektiven der verschiedenen Professionen<br />

auf ein Kind und das System<br />

fruchtbar für die Förderung und Forderung<br />

werden? Die Steuergruppe ›Ganztagsschulentwicklung‹<br />

setzt sich aus dem<br />

Leitungsteam, Lehrkräften und pädagogischen<br />

Fachkräften zusammen.<br />

Die IGB Gottfried Kinkel arbeitet an<br />

einer Feedbackkultur auf der Kinderund<br />

Erwachsenenebene. Dazu gehört,<br />

dass sich zu Beginn eines jeden Jahrgangsteams-Treffens<br />

Feedback gegeben<br />

wird. Individuelle Beratungswünsche<br />

zum eigenen professionellen Handeln<br />

können durch Videoaufnahme kurzer<br />

pädagogischer Sequenzen per Tablet<br />

anschaulich mit vertrauten Teamkollegen/innen<br />

reflektiert werden. Personalgespräche<br />

mit der Schulleitung werden<br />

als Walking-Talks durchgeführt.<br />

Gemeinsames Lernen von<br />

Eltern und Pädagog/innen<br />

Das veränderte Bildungsverständnis,<br />

das unterrichtliche und außerunterrichtliche<br />

Angebote über den Tag verteilt,<br />

wird auch im Rahmen von Schulpflegschaftssitzungen<br />

thematisiert.<br />

»Wie sieht Lernen im digitalen Zeitalter<br />

aus?«, lautet eine offene Frage zum Austausch.<br />

Was müssen unsere Kinder in<br />

der Grundschulzeit lernen, wenn wir<br />

noch nicht wissen, welche Berufe es<br />

demnächst noch geben wird? Daraus<br />

entwickelt sich der Schwerpunkt auf<br />

dem kommunikativen, kreativen, kooperativen<br />

und sozialen Lernen u. a. –<br />

Elemente, die Maschinen nicht erfüllen<br />

können. Neben den Kindern und Pädagog/innen<br />

gestalten Eltern das Leben in<br />

der IGB mit. Auf Elternabenden werden<br />

die Eltern hierzu über Fragen über ihr<br />

eigenes Lernverhaltens sensibilisiert:<br />

Anmerkungen<br />

Dieser Text basiert auf: Eberhard, C. (2019):<br />

Auf dem Weg zu einer inklusiven ganztägigen<br />

Bildungseinrichtung. Gemeinsam<br />

Lernen (1/2019), 36–41.<br />

1) Angelehnt an Rosan Bosch (2018):<br />

Designing for a better world starts at school;<br />

Rosan Bosch Studio.<br />

Christian Eberhard<br />

ist Schulleiter der OGS Gottfried Kinkel<br />

in Bonn-Oberkassel und innovativer<br />

Ganztagsberater der Bezirksregierung<br />

Köln.<br />

›Wie und wo lernen sie als Erwachsene?‹<br />

Die Einsicht, dass wir überall<br />

und in verschiedenen Zusammenhängen<br />

lernen, Pausen benötigen, im Sitzen,<br />

Stehen, Liegen lernen, am Bahnhof<br />

in unruhiger Umgebung, alleine und im<br />

Austausch führt zu einer Offenheit, dieses<br />

tiefergehende, kreative Lernen auch<br />

den Kindern zu ermöglichen.<br />

Eine Haltungsfrage?!<br />

Die Schulgemeinde der inklusiven<br />

ganztägigen Bildungseinrichtung Gottfried<br />

Kinkel befindet sich im Prozess<br />

zu einer Haltung im Umgang mit dem<br />

gemeinsamen Lernen aller Kinder, die<br />

nicht mehr von einer Schulfähigkeit<br />

eines Kindes spricht, sondern von einer<br />

Kindfähigkeit der Bildungseinrichtung.<br />

Die Mitarbeiter/innen der IGB orientieren<br />

sich an den Stärken und der Vielfalt<br />

der einzelnen Kinder und verstehen so<br />

auch den systemischen Einsatz sonderpädagogischer<br />

Lehrkräfte und Integrationsassistent/innen.<br />

Diagnostik muss<br />

in Verbindung mit individueller Förderung<br />

stehen und diese geschieht nicht<br />

exklusiv separierend. Das Lernen mit<br />

dem Kind ist dabei zeitlich weit ausgeprägter.<br />

Das individuelle und gemeinschaftliche<br />

Lernen in heterogenen Lerngruppen<br />

bedarf einer Entwicklung aller<br />

Pädagog/innen und Eltern zu Lernbegleiter/innen.<br />

2) http://www.bonn.de/wirtschaft_<br />

wissenschaft_internationales/uno-stadt/<br />

un_organisationen/19287/index.html (Abruf<br />

26.06.2019). The Global Goals for Sustainable<br />

Development: https://www.globalgoals.org.<br />

3) Abb. aus: MSW/MFKJKS (Hg.) (2011):<br />

Kinder. Mehr Chancen von Anfang an, 34,<br />

Grafik: Lubica Rosenberger Grafik&Design.<br />

GS aktuell 147 • September 2019<br />

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