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… eine Schule der allseitigen Bildung<br />
Gisela Gravelaar<br />
40 Jahre gute Schule – Schule der Zukunft<br />
Es ist die Ermutigung des Kindes<br />
zum Selbstsein und Wertvoll-Sein,<br />
zum Vertrauen in sein<br />
Lernvermögen und in seine Kompetenz,<br />
diese Welt mitzugestalten- eine Welt, in<br />
der es sich zu leben lohnt.« (Alice Lennartz,<br />
Schulamtsdirektorin Münster,<br />
Rede zum 40-jährigen Jubiläum der<br />
Wartburg-Grundschule am 06.04.2019).<br />
Dieses Zitat bringt das Ziel unsere<br />
Schulentwicklung der vergangenen Jahre<br />
auf den Punkt – immer im Sinne eines<br />
umfassenden Bildungsanspruches. Damals<br />
wie heute sehen wir den Kompetenzerwerb<br />
der Verantwortungsübernahme<br />
als Voraussetzung für eigenes<br />
Handeln und für die Gemeinschaft in<br />
den vielfältigen bewusst gesetzten Lernsituationen<br />
für Kinder wie Erwachsene<br />
des täglichen Lebens.<br />
Die gebundene Ganztagsschule eignet<br />
sich hier im besonderen Maße, da<br />
sie durch erweiterte Zeiträume das klassische<br />
Lernen mit dem kulturellen Lernen<br />
verbindet und damit eine Vielzahl<br />
an demokratischen Prozessen ermöglicht.<br />
Die Verbindung von Schulvorund<br />
-nachmittagen als pädagogische<br />
Einheit macht eine grundsätzliche Veränderung<br />
der herkömmlichen Stundenschule<br />
unumgänglich. Wenn der Schulalltag<br />
von Kindern im Grundschulalter<br />
Versammlung im Forum der Wartburg-Grundschule<br />
acht Stunden beträgt, benötigen Kinder<br />
eine Rhythmisierung von Anspannung<br />
und Entspannung, eine Schule, die<br />
mehr bietet, als das Erlernen der sicher<br />
wichtigen Kulturtechniken. Das Aufbrechen<br />
der getakteten Stundentafel, die Begleitung<br />
der Lerngruppen durch Teams,<br />
das jahrgangsübergreifende Lernen, die<br />
kulturellen Angebote (Orchester, Theater,<br />
Chöre, kulturelle Aktionen und Projekte)<br />
und ein abwechslungsreiches und<br />
lebensfrohes Schulleben, die individuelle<br />
Lernkultur (Lernlandkarten) und<br />
der Verzicht auf Ziffernnoten sind nur<br />
einige der grundlegenden Voraussetzungen,<br />
die die Schaffung einer sich stetig<br />
entwickelnden inklusiven Schulkultur<br />
im weitesten Sinn ermöglichen.<br />
Ein wichtiger Baustein im Schulentwicklungsprozess<br />
ist die Grundlegung<br />
vielfältiger Kommunikationsanlässe<br />
auf den verschiedenen Ebenen aller an<br />
Schule Beteiligten. Hier sind beispielsweise<br />
die Gremien der Kinder und Erwachsenen<br />
zu nennen, die institutionalisierten<br />
Lerngespräche zwischen den<br />
Kindern untereinander, zwischen Kindern<br />
und Teammitgliedern (im Beratungsgespräch),<br />
zwischen den Teammitgliedern<br />
innerhalb des Teams, auf der<br />
Kinderhausebene (s. u.) oder kinderhäuserübergreifend<br />
auf der gesamten Schul-<br />
mir die knappste Formel für das zu sein, was wir den jungen<br />
Menschen schulden, damit sie zu sich bildenden Subjekten<br />
werden können (…).« (S. 74)<br />
»Mit meinen – nennen wir sie ›Bildungskriterien‹ – will ich sagen:<br />
Was auch immer den Menschen bildet – verändert, formt,<br />
stärkt, aufklärt, bewegt –, ich werde es daran messen, ob dies<br />
eintritt. ›Dies‹ kann sehr weniges sein, aber es darf nicht fehlen.<br />
Ich halte mich an die folgenden sechs Maßstäbe: Abscheu und<br />
Abwehr von Unmenschlichkeit; die Wahrnehmung von Glück;<br />
die Fähigkeit und den Willen, sich zu verständigen; ein Bewusstsein<br />
von der Geschichtlichkeit der eigenen Existenz; Wachheit<br />
für letzte Fragen; und – ein doppeltes Kriterium – die Bereitschaft<br />
zu Selbstverantwortung und Verantwortung in der res<br />
publica.« (S. 75)<br />
»Unsere Frage lautet ja nicht: ›Wozu soll ein junger Mensch heute<br />
ausgebildet werden?‹, sondern: ›Was für eine Bildung wollen<br />
wir den jungen Menschen geben?‹ « (S. 76)<br />
Aus: Hartmut von Hentig (1996): Bildung.<br />
Ein Essay, München und Wien: Hanser<br />
Julian Nida-Rümelin (* 1954)<br />
Professor für Philosophie und Kulturstaatsminister<br />
a. D.<br />
»… muss eine humane Bildung auf das<br />
Ganze der Persönlichkeit ausgerichtet<br />
sein. Zur kompletten Persönlichkeit<br />
gehören eben nicht nur das Kognitive,<br />
sondern auch das Ästhetische und das Ethisch- Soziale, der<br />
Umgang mit anderen. Zur Erfahrung gehört das Haptische,<br />
das Anfassen, das Verändern, das Eingreifen in die Welt, dazu<br />
gehören auch das Physische sowie das Musische. (…) Gegen<br />
den in stru mentellen Bildungsbegriff hat die deutsche Bildungstradition<br />
einen wichtigen Beitrag geleistet, dort steht die Per-<br />
➝<br />
GS aktuell 147 • September 2019<br />
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