AJOURE´ Magazin November 2019
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AJOURE / LIEBE & BEZIEHUNG<br />
Die meisten Single-Frauen kennen das<br />
Phänomen: Die Freundinnen fragen immer<br />
wieder, ob denn nun jemand in Sicht<br />
ist und dass schon irgendwann der Richtige,<br />
der Eine kommen wird. Dabei wird<br />
gar nicht erst in Betracht gezogen, dass<br />
man glücklich ohne Mann sein könnte.<br />
Landläufig wird immer noch davon<br />
ausgegangen, dass eine Frau ohne einen<br />
Mann unvollständig ist. Auch in Film<br />
und Fernsehen wird diese Vorstellung<br />
transportiert. Alleinstehende Frauen<br />
gelten als Mangelware, irgendetwas wird<br />
mit ihnen wohl nicht stimmen, seien es<br />
merkwürdige Eigenschaften oder psychologische<br />
Probleme.<br />
Genau das nennt man Single Shaming.<br />
Dabei sollte man meinen, die Emanzipation<br />
und Gleichstellung von Mann<br />
und Frau seien soweit fortgeschritten,<br />
dass solche Stigmata nicht mehr existieren.<br />
Männer werden schließlich mit<br />
derartigen Vorurteilen nicht konfrontiert.<br />
Sie können in aller Seelenruhe mit<br />
ihren Kumpels Bier trinken, zu Hause<br />
vor dem Computer sitzen oder andere<br />
Dinge machen, ohne dass jemand auf die<br />
Idee käme, sie müssten in ihrem Leben<br />
zwangsläufig etwas verpassen. Außerdem<br />
können sie sich ungestört sexuell ausleben<br />
und gelten auch noch als Held, wenn<br />
sie viele Frauen hatten.<br />
Während eine auf ihre berufliche Karriere<br />
fokussierte alleinstehende Frau für ihr<br />
Umfeld oftmals so wirkt, als würde sie<br />
in ihrem Leben die falschen Prioritäten<br />
setzen, gilt ein gleichaltriger, ebenfalls<br />
karriereorientierter Mann als guter Fang.<br />
Doch woher kommen solche Ungerechtigkeiten<br />
und wie kann man ihnen begegnen?<br />
Veraltete gesellschaftliche Vorstellungen<br />
In ferner Vergangenheit war eine Frau<br />
ohne Mann und Versorger in Bezug auf<br />
ihre Überlebensfähigkeit schlichtweg benachteiligt.<br />
Insbesondere eine schwangere<br />
Frau musste sich auf einen Versorger<br />
verlassen, da sie sich nicht auf das Kinderkriegen<br />
und die Kindererziehung<br />
sowie das eigene Überleben gleichzeitig<br />
kümmern konnte. Doch diese Zeiten sind<br />
schon lange vorbei. In den Köpfen scheinen<br />
derartige veraltete Muster jedoch immer<br />
noch zu existieren.<br />
Heutzutage kann man so etwas aber<br />
nur noch als Messen mit zweierlei Maß<br />
bezeichnen. Frauen haben die gleiche<br />
gesellschaftliche Stellung, die gleichen<br />
Rechte und Möglichkeiten, was sich als<br />
eine große Errungenschaft unserer Zeit<br />
darstellt. Und um das pure Überleben<br />
muss sich heute in der westlichen Welt<br />
auch niemand mehr sorgen. Umso wichtiger<br />
ist es, alte Stigmata abzuwerfen und<br />
dem aktiv entgegen zu steuern.<br />
Weiblich, Single und nicht auf der<br />
Suche – so etwas soll es geben?<br />
Eine selbstbewusste junge Frau sollte die<br />
Möglichkeit haben, sich auszuprobieren,<br />
ohne dafür verurteilt zu werden. Sie sollte<br />
die freie Wahl haben dürfen ob, wann und<br />
an wen – wenn überhaupt – sie sich fest<br />
binden möchte. Jede Frau hat das Recht<br />
darauf, ihr Leben vollkommen selbstbestimmt<br />
zu leben und als Single glücklich<br />
zu sein. Nicht jede Single-Frau liegt traurig<br />
zu Hause im Bett und isst Eiscreme.<br />
Für einige Frauen gilt schließlich: Eine<br />
Frau braucht einen Mann so wie ein Fisch<br />
ein Fahrrad braucht. All das ist eine Sache<br />
der Selbstbestimmung.<br />
Weibliche Singles sind glücklicher<br />
als ihr Ruf<br />
Dabei zeigen Untersuchungen, dass das<br />
Bild von der einsamen, traurigen Frau<br />
ohne Mann, die niemanden dauerhaft<br />
an sich binden kann, überhaupt nicht<br />
der Wahrheit entspricht. Single-Frauen<br />
können ihr Leben sehr gut meistern, sind<br />
organisatorisch versiert und kümmern<br />
sich gerne um Familie sowie Freunde. Bei<br />
alleinstehenden Männern hingegen wirkt<br />
sich die Tatsache, dass sie alleinstehen,<br />
negativ auf die Gesundheit aus.<br />
Am wichtigsten ist vor allen Dingen<br />
Selbstliebe. Mit sich selbst im Reinen zu<br />
sein kann man durch keine Partnerschaft<br />
ersetzen. All das sind Gründe dafür, warum<br />
viele Frauen Sätze wie: „Du findest<br />
schon noch den Richtigen“ und „Auf jeden<br />
Topf passt ein Deckel“ nicht mehr<br />
hören können. Genauso, wie niemand<br />
für seine Figur oder seine sexuellen Vorlieben<br />
verurteilt werden sollte, darf auch<br />
jede Frau über ihr Beziehungsleben allein<br />
entscheiden, ohne dafür stigmatisiert zu<br />
werden. Fat Shaming und Slut Shaming<br />
sind genauso rückständig wie Single Shaming.<br />
Selbstbestimmung und Gleichberechtigung<br />
vorleben<br />
Fortschritt und Gleichberechtigung zeigen<br />
sich auch darin, wie stark in einer Gesellschaft<br />
solche veralteten Denkmuster<br />
aufgelöst werden können. Jeder Mensch,<br />
sei er weiblich oder männlich, hat das<br />
Recht darauf, sich frei zu entfalten und<br />
die eigene Zeit nach den eigenen Vorstellungen<br />
einzuteilen. Viele Frauen haben in<br />
ihrem Leben schließlich auch einen straffen<br />
Zeitplan, in den sich nicht immer ein<br />
Partner integrieren lässt. All das ist eine<br />
freie Entscheidung. Alles ist erlaubt, was<br />
niemand anderem schadet. Es ist daher<br />
Zeit, diese veralteten und einengenden<br />
Denkweisen zu sprengen und den Fortschritt<br />
weiterzutreiben. Es gilt: Weiblich,<br />
ledig, glücklich!<br />
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AJOURE MAGAZIN SEITE: 101 | NOVEMBER <strong>2019</strong>