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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 240 · M ittwoch, 16. Oktober 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Bund soll<br />
Tegels Ende<br />
verhindern<br />
FDP-Bundestagsfraktion<br />
bringt Antrag ein<br />
VonPeter Neumann<br />
Der Countdown läuft. So, wie es<br />
aussieht, kann der BER im Oktober<br />
2020 wirklich ans Netz gehen.<br />
Zwei Wochen später sollen im Flughafen<br />
Tegel die Lichter ausgehen.<br />
Doch die Fans des innerstädtischen<br />
Airports lassen nicht locker.Wie jetzt<br />
bekannt wurde, hat die FDP-Bundestagsfraktion<br />
im September einen<br />
Antrag mit dem Titel „Tegel offen<br />
halten –für Berlin und für Deutschland“<br />
eingebracht. Nach ihrem Willen<br />
soll sich die Bundesregierung dafür<br />
einsetzen, dass TXL saniert und<br />
dauerhaft weiterbetrieben wird.<br />
Der Bund müsse den 1996 mit<br />
Berlin und Brandenburg gefassten<br />
„Konsensbeschluss“, der eine Konzentration<br />
des Flugverkehrs am heutigen<br />
BER vorsieht, aufkündigen. Er<br />
sei „unter Voraussetzungen gefallen,<br />
die heute überholt sind“, heißt es in<br />
dem Antrag. „Die seinerzeit prognostizierten<br />
Passagieraufkommen<br />
sind längst überschritten.“ Die Kapazität<br />
des BER reiche nicht aus.<br />
„Alle Gutachten“ würden bestätigen,<br />
dass ein unbefristeter Weiterbetrieb<br />
möglich ist. Berlin müsse dafür sorgen,<br />
dass der Flughafen Tegel künftig<br />
auch per U-Bahn erreichbar ist.<br />
„Was die FDP in Berlin und Brandenburgnicht<br />
erreichen konnte,soll<br />
nun über den Bundestag durchgesetzt<br />
werden“, entgegnen Klaus<br />
Dietrich und Janik Feuerhahn von<br />
der Initiative „Tegel schließen –Zukunft<br />
öffnen“. Die Initiative sei zum<br />
Scheitern verurteilt, denn ein Partner<br />
allein könne den Beschluss von<br />
1996 nicht ändern, sagen sie. „Die<br />
gebetsmühlenhafte Parole ‚der BER<br />
ist zu klein’ verfängt nicht, weil sie<br />
nicht zutreffend ist. Es wird Zeit, die<br />
Realitäten anzuerkennen.“<br />
Flughafen Tegel: Im Oktober 2020 endet<br />
hier der Luftverkehr.<br />
IMAGO IMAGES<br />
Früher befasste sich Snyder mit Zügen. Nun gestaltet er zwei Holzgebäude, die einen künftigen U-Bahnhof der U5 und U6 während der Bauzeit schützen –ganz legal.<br />
Für die U5 gilt nun der „Plan B“<br />
Neue U-Bahn-Strecke wird pünktlich eröffnet –doch die Züge durchfahren eine Station anfangs ohne Halt<br />
VonPeter Neumann<br />
Der BER ist nicht überall:<br />
Längst nicht jedes große<br />
Bauprojekt in der Hauptstadt-Region<br />
geht so<br />
holprig voranwie jahrelang der Flughafen-Bau.<br />
„Wir liegen im Zeitplan“,<br />
sagte Ute Bonde von der Projektrealisierungsgesellschaft<br />
U5, die für den<br />
U-Bahn-Bau in Mitte verantwortlich<br />
ist. „Ende 2020 fährt die U5 von Hönow<br />
zum Hauptbahnhof.“ Klar ist<br />
nun aber auch, dass die Züge eine<br />
der drei neuen Stationen zunächst<br />
ohne Halt passieren werden. „Im U-<br />
Bahnhof Museumsinsel werden wir<br />
einige Monate lang durchfahren.“<br />
Lange Zeit war dies nur als<br />
„Plan B“ dargestellt worden, inzwischen<br />
steht es fest:Voraussichtlich ein<br />
halbes Jahr wird die U5 auf diesem<br />
Teil der Neubaustrecke in Mitte zu einer<br />
Express-U-Bahn. Erst ab Mitte<br />
2021 könnten die Züge auch im U-<br />
Bahnhof Museumsinsel halten, teilte<br />
die Finanz-Geschäftsführerin mit.<br />
Unter den Linden 2020 wieder frei<br />
Dabei sind die Bauleute dort schon<br />
ziemlich weit gekommen, sagte Stephanie<br />
Niehoff, die Sprecherin des<br />
Tochterunternehmens der <strong>Berliner</strong><br />
Verkehrsbetriebe (BVG). Wie berichtet<br />
musste der Boden vereist werden,<br />
damit das Grundwasser den Bauder<br />
in 25 Meter Tiefe gelegenen Tunnelstation<br />
nicht behindert. Im Schutz<br />
des riesigen Eisblocks entstand der<br />
Großprojekt im Zentrum:<br />
Eine Lücke im Netz wirdgeschlossen.<br />
Zwischen den Stationen<br />
Alexanderplatz und<br />
Brandenburger Torsind ein<br />
2,2Kilometer langer Tunnel<br />
und dreiBahnhöfeentstanden<br />
–Rotes Rathaus, Museumsinsel,Unter<br />
den Linden.<br />
Rohbau. Der 28000 Kubikmeter<br />
große Block ist inzwischen wieder<br />
getaut, und nach einigen Nacharbeiten<br />
konnte festgestellt werden, dass<br />
die Betonschale dicht ist. Damit ist<br />
klar: AbDezember 2020 können U-<br />
Bahnen durch den Bahnhof fahren.<br />
Doch weil die Vereisung erst einige<br />
Monate später als geplant begann,<br />
musste der Zeitplan angepasst<br />
werden. Absehbar ist, dass der Innenausbau<br />
und die Anlagen an der<br />
Oberfläche 2020 noch nicht fertiggestellt<br />
werden können. Und so tritt<br />
„Plan B“ nun tatsächlich in Kraft.<br />
Dass das Projekt U5 die Zielgerade<br />
erreicht hat, wird abMitte des<br />
kommenden Jahres auf der Straße<br />
Unter den Linden sichtbar werden.<br />
„Dann wird damit begonnen, die<br />
Baustelle abzubauen“, kündigte<br />
Bonde an. Das Bezirksamt Mitte<br />
AB DURCH DIE MITTE<br />
Neue Ost-West-Linie: Voraussichtlich<br />
kurz vorEnde<br />
des Jahres 2020 beginnt der<br />
Betrieb.Dann fährtdie U5<br />
aus Hönowüber den Alexanderplatz<br />
hinaus zum Hauptbahnhof.<br />
Die neue Ost-West-<br />
Linie wird die Stadtbahn<br />
(S-Bahn) spürbar entlasten.<br />
Im Kostenrahmen: Lange<br />
Zeit kalkulierte die BVGmit<br />
Kosten in Höhe von433 Millionen<br />
Euro. Seit einigen Jahren<br />
werden sie auf 525 Millionen<br />
Euro veranschlagt.<br />
So, wie es derzeit aussieht,<br />
bewegt sich das Projekt<br />
ungefähr im Kostenrahmen.<br />
werde den Boulevard wieder so herstellen<br />
wie vorfast zehn Jahren, als er<br />
als Baustelle in Beschlag genommen<br />
wurde. „Die neuen Linden wachsen<br />
bereits in der Baumschule heran“, so<br />
Niehoff. Um die 2,2 Kilometer lange<br />
Lücke zwischen den U-Bahnhöfen<br />
Alexanderplatz und Brandenburger<br />
Torschließen zu können, mussten<br />
116 Bäume gefällt werden –darunter<br />
53 an der Straße Unter den Linden.<br />
„Die Anwohner mussten einiges<br />
mitmachen“, sagte Bonde. Darum<br />
bemühen sich die U-Bahn-Planer um<br />
ein gutes Verhältnis zu ihnen. Jetzt<br />
gibt das BVG-Unternehmen Geld dafür,damit<br />
der Streetart-Künstler Snyder<br />
zwei Holzeinhausungen in der<br />
Friedrichstraße gestaltet –solassen<br />
sich Schmierereien verhindern. Die<br />
Bauten sorgen dafür, dass keine Unbefugten<br />
in den U-Bahnhof Unter<br />
SABINE GUDATH<br />
den Linden eindringen, in der Fahrgäste<br />
künftig zwischen der U5 und U6<br />
umsteigen können.<br />
Am Dienstag wurde das Projekt<br />
zusammen mit dem Verein „Die<br />
Mitte“, in dem sich 170 Anlieger der<br />
Friedrichstraße organisiert haben,<br />
vorgestellt. Wer sich dafür interessiert,<br />
kann Snyder nun eine Woche<br />
lang bei der Arbeit beobachten. Seit<br />
25 Jahren ist er schon aktiv, sagt er.<br />
„Damals fing ich an, mit zwei Schulfreunden<br />
in Steglitz zu taggen.“ Tags<br />
sind Buchstabenkombinationen, die<br />
wie Unterschriften wirken sollen. Sie<br />
zeigen, welcher „Writer“ an dem betreffenden<br />
Ortgewesen ist.<br />
Hoffnung auf weitereAufträge<br />
Inzwischen hat Snyder den Sprung in<br />
die Kunst geschafft. Die erste Einzelausstellung<br />
des <strong>Berliner</strong>s hieß „Lokomotion“.<br />
Basis waren Signaltafeln,<br />
Andreaskreuzeund andereDinge aus<br />
der Bahnwelt –die oft Schauplatz von<br />
Graffiti und Streetart wird. Der 38-<br />
Jährige sagt, dass er sich dort auch<br />
schon herumgetrieben hat.<br />
„Wann genau an welchem Tagdie<br />
U-Bahn-Strecke in Betrieb geht,<br />
können wir noch nicht sagen“, sagte<br />
Ute Bonde. Doch fest steht: „Es wird<br />
groß gefeiert.“ Die Projektrealisierungsgesellschaft<br />
wird inein neues<br />
Unternehmen überführt, dass sich<br />
um künftige U-Bahn-Bauten kümmert.„Sobleibt<br />
das Know-howinder<br />
Stadt.“ DieU5werde sicher nicht das<br />
letzte Projekt dieser Artsein.<br />
In die<br />
eigene<br />
Tasche<br />
Ex-Mitarbeiter des Senats<br />
wegen Untreue verurteilt<br />
Als Mitarbeiter der <strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung<br />
für Bildung<br />
haben eine ehemalige Schulrätin<br />
und ihr damaliger Referatsleiter<br />
öffentliche Gelder in die eigene<br />
Tasche gesteckt und einen Schaden<br />
von 236 000 Euro verursacht.<br />
Das Amtsgericht Tiergarten<br />
verhängte am Dienstag gegen die<br />
58-jährige Frau zwei Jahre Haft auf<br />
Bewährung. Der 51-jährige ehemalige<br />
Referatsleiter erhielt ein<br />
Strafe von einem Jahr und drei<br />
Monate Haft, ausgesetzt zur Bewährung.<br />
Beide Angeklagten hätten<br />
sich des Betrugs und der Untreue<br />
in einem besonders schweren<br />
Fall schuldig gemacht, begründete<br />
die Richterin das Urteil.<br />
Die Angeklagten hatten umfassend<br />
gestanden.<br />
In fünf der 21 angeklagten Taten<br />
im Zeitraum von 2010 bis 2013<br />
haben die Frau und ihr damaliger<br />
Vorgesetzter laut Ermittlungen gemeinsam<br />
agiert. Sie hätten mit einer<br />
GmbH Werkverträge abgeschlossen<br />
und Zahlungen von<br />
107 000 Euro veranlasst, obwohl<br />
vondem Unternehmenkeine Leistungen<br />
erbracht worden seien.<br />
Das Geld hätten sie sich abzüglich<br />
einer „Aufwandsentschädigung“<br />
von zehn Prozent zurückgeben<br />
lassen.<br />
Die58-Jährige habe in 16 weiterenFällen<br />
mithilfe anderer fingierter<br />
Werkverträge noch weitereGelder<br />
veruntreut.<br />
„Man hat es ihnen leicht gemacht“,<br />
sagte die Verteidigerin der<br />
58-Jährigen. Kontrollen hätten gefehlt.<br />
Ihre Mandantin sei außerdem<br />
„permanent überfordert“ gewesen.<br />
Als Haushaltsmittel noch<br />
ausgegeben werden sollten, sei die<br />
58-Jährige auf die Idee gekommen,<br />
„sich an dem Kuchen zu bedienen“.<br />
Die Angeklagten, die inzwischen<br />
miteinander verheiratet<br />
sind, hätten sich nach Entdeckung<br />
um Wiedergutmachung bemüht,<br />
einen Vergleich mit der Senatsverwaltung<br />
geschlossen und rund<br />
180 000 Euro zurückgezahlt. Sie<br />
seien auf eigenen Wunsch aus dem<br />
Beamtenverhältnis entlassen worden.<br />
Das Urteil entsprach im Wesentlichen<br />
den Anträgen des<br />
Staatsanwalts. Die Verteidiger plädierten<br />
auf geringere Strafen für<br />
die beiden Angeklagten. Die Entscheidung<br />
ist noch nicht rechtskräftig.<br />
(dpa)<br />
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