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HINTERGRUND<br />
DasGeld der<br />
Privatpatienten<br />
Die Medizin-Professoren<br />
an der Charité verdienen<br />
zu viel nebenher.Findet jedenfalls<br />
die FDP.Denn eine<br />
Reihe vonChefärzten<br />
bekommt für die Behandlung<br />
vonPrivatpatienten<br />
mehr Geld als für Kassenpatienten.<br />
Der FDP-Abgeordnete<br />
Marcel Luthe hält<br />
das System für undurchsichtig,<br />
und in der Tatist<br />
es nicht ganz einfach. Der<br />
KURIERerklärt,wer da an<br />
der Charité wasverdient.<br />
Zoff um Verdienste<br />
Charité:Chefszur<br />
Geld-Visite,bitte!<br />
Chefärzte profitieren von der Behandlung von Privatpatienten. Aber die Klinik bekommt immer mehr ab<br />
Von<br />
GERHARD LEHRKE<br />
Der FDP-Abgeordnete<br />
Marcel Luthe wirft<br />
der Charité vor, in den<br />
vergangenen Jahren<br />
auf rund 90 Millionen Euro Umsatz<br />
verzichtet zu haben. Denn<br />
die die medizinisch tätigen Professoren<br />
dürfen neben ihrem<br />
Gehalt auch noch Behandlungen<br />
privat für die eigene Tasche<br />
abrechnen. Die Uni-Klinik müs-<br />
se deshalb Zahlungen aus dem<br />
Landeshaushalt bekommen –<br />
da habe der Senat für Transparenz<br />
zu sorgen.<br />
Wahlleistungen bei stationärer<br />
Behandlung, aber auch ambulante<br />
Versorgungen von Privatpatienten<br />
dürfen in der Regel<br />
bis zum 3,5-fachen des Kassen-<br />
Satzes abgerechnet werden.<br />
Auch von den Professoren, die<br />
an der Charité als Chefärzte tätig<br />
sind.<br />
Die Summen, die da anfallen,<br />
klingen atemberaubend: 37 Professoren<br />
teilten sich 2018 knapp<br />
13,5 Millionen Euro. Die höchsten<br />
Posten fielen bei Radiologie<br />
und Nuklearmedizin an –vier<br />
Professoren kamen 2018 auf zusammen<br />
knapp fünf Millionen<br />
Euro.<br />
Da kann man neidisch werden,<br />
allerdings sind diese Zahlen nur<br />
die halbe Wahrheit. Denn es<br />
sind Brutto-Werte, die doppelt<br />
reduziert werden, und sie gelten<br />
nur für beamtete Professoren.<br />
Zunächst müssen sie das Geld<br />
versteuern, und große Teile an<br />
die Charité abführen –für die<br />
Nutzung der Klinik-Einrichtungen<br />
und den Einsatz des Personals.<br />
Laut Charité fließt rund<br />
die Hälfte der Professoren-Einnahmen<br />
so an sie. Das erfolgt<br />
nach der „Hochschulnebentätigkeitsverordnung“<br />
.Jehöher<br />
die Einnahmen des Arztes, desto<br />
höher der Prozentsatz des<br />
Gelds, das an die Charité geht.<br />
Die genannten Beträge beziehen<br />
sich auch nur auf einen<br />
mittlerweile kleinen Teil der<br />
Chefärzte: Seit Jahren dürfen<br />
neu eingestellte Professoren<br />
nicht mehr selbst abrechnen,<br />
weil sie nicht mehr verbeamtet<br />
würden, erklärte die Charité.<br />
Stattdessen stellt jetzt die Klinik<br />
die Privat-Rechnungen aus.<br />
Von den Einnahmen erhalten<br />
die Professoren – es betreffe<br />
rund 100 –dann zehn bis 30<br />
Prozent. Das wird mit jedem<br />
Chefarzt im Arbeitsvertrag individuell<br />
ausgehandelt, offenbar,<br />
um mittels der Aufschläge gute<br />
Leute gewinnen zu können. Ein<br />
Teil der Einnahmen fließt in ei-