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Berliner Kurier 21.10.2019

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*<br />

HINTERGRUND<br />

DasGeld der<br />

Privatpatienten<br />

Die Medizin-Professoren<br />

an der Charité verdienen<br />

zu viel nebenher.Findet jedenfalls<br />

die FDP.Denn eine<br />

Reihe vonChefärzten<br />

bekommt für die Behandlung<br />

vonPrivatpatienten<br />

mehr Geld als für Kassenpatienten.<br />

Der FDP-Abgeordnete<br />

Marcel Luthe hält<br />

das System für undurchsichtig,<br />

und in der Tatist<br />

es nicht ganz einfach. Der<br />

KURIERerklärt,wer da an<br />

der Charité wasverdient.<br />

Zoff um Verdienste<br />

Charité:Chefszur<br />

Geld-Visite,bitte!<br />

Chefärzte profitieren von der Behandlung von Privatpatienten. Aber die Klinik bekommt immer mehr ab<br />

Von<br />

GERHARD LEHRKE<br />

Der FDP-Abgeordnete<br />

Marcel Luthe wirft<br />

der Charité vor, in den<br />

vergangenen Jahren<br />

auf rund 90 Millionen Euro Umsatz<br />

verzichtet zu haben. Denn<br />

die die medizinisch tätigen Professoren<br />

dürfen neben ihrem<br />

Gehalt auch noch Behandlungen<br />

privat für die eigene Tasche<br />

abrechnen. Die Uni-Klinik müs-<br />

se deshalb Zahlungen aus dem<br />

Landeshaushalt bekommen –<br />

da habe der Senat für Transparenz<br />

zu sorgen.<br />

Wahlleistungen bei stationärer<br />

Behandlung, aber auch ambulante<br />

Versorgungen von Privatpatienten<br />

dürfen in der Regel<br />

bis zum 3,5-fachen des Kassen-<br />

Satzes abgerechnet werden.<br />

Auch von den Professoren, die<br />

an der Charité als Chefärzte tätig<br />

sind.<br />

Die Summen, die da anfallen,<br />

klingen atemberaubend: 37 Professoren<br />

teilten sich 2018 knapp<br />

13,5 Millionen Euro. Die höchsten<br />

Posten fielen bei Radiologie<br />

und Nuklearmedizin an –vier<br />

Professoren kamen 2018 auf zusammen<br />

knapp fünf Millionen<br />

Euro.<br />

Da kann man neidisch werden,<br />

allerdings sind diese Zahlen nur<br />

die halbe Wahrheit. Denn es<br />

sind Brutto-Werte, die doppelt<br />

reduziert werden, und sie gelten<br />

nur für beamtete Professoren.<br />

Zunächst müssen sie das Geld<br />

versteuern, und große Teile an<br />

die Charité abführen –für die<br />

Nutzung der Klinik-Einrichtungen<br />

und den Einsatz des Personals.<br />

Laut Charité fließt rund<br />

die Hälfte der Professoren-Einnahmen<br />

so an sie. Das erfolgt<br />

nach der „Hochschulnebentätigkeitsverordnung“<br />

.Jehöher<br />

die Einnahmen des Arztes, desto<br />

höher der Prozentsatz des<br />

Gelds, das an die Charité geht.<br />

Die genannten Beträge beziehen<br />

sich auch nur auf einen<br />

mittlerweile kleinen Teil der<br />

Chefärzte: Seit Jahren dürfen<br />

neu eingestellte Professoren<br />

nicht mehr selbst abrechnen,<br />

weil sie nicht mehr verbeamtet<br />

würden, erklärte die Charité.<br />

Stattdessen stellt jetzt die Klinik<br />

die Privat-Rechnungen aus.<br />

Von den Einnahmen erhalten<br />

die Professoren – es betreffe<br />

rund 100 –dann zehn bis 30<br />

Prozent. Das wird mit jedem<br />

Chefarzt im Arbeitsvertrag individuell<br />

ausgehandelt, offenbar,<br />

um mittels der Aufschläge gute<br />

Leute gewinnen zu können. Ein<br />

Teil der Einnahmen fließt in ei-

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