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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

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hinausgeht. Sie zeigt nämlich, und das erkannte bereits Karl Schwarzschild zu

Beginn des 20. Jahrhunderts, dass in der Photosphäre der Sonne der Energietransport

fast ausschließlich durch Strahlung erfolgt. Konvektion spielt im Vergleich

dazu keine oder eine nur sehr untergeordnete Rolle. Würde nämlich Konvektion

überwiegen, dann sollte vom Sonnenrand her kaum Strahlung in Richtung Erde

gelangen (Schwarzschild 1906).

3.2.4 Strahlungsprozesse und Absorptionskoeffizienten

Die in Gl. 3.152 und 3.153 eingeführten Absorptionskoeffizienten haben offensichtlich

mikroskopische Ursachen, die im Wesentlichen mit atomaren Wechselwirkungen

zwischen einem Strahlungsfeld und freien sowie an Atomen und

Molekülen gebundenen Elektronen zu tun haben. Ihre genaue Kenntnis ist

unabdingbar, um aus Atmosphärenmodellen synthetische Spektren berechnen zu

können, die sich mit Spektren realer Sterne vergleichen lassen.

Sternatmosphären bestehen aufgrund ihrer hohen Temperaturen >2500 K aus

einem heißen Plasma aus neutralen Atomen, einer Vielzahl von Ionen in unterschiedlichen

Ionisationszuständen und aus freien Elektronen, die auf verschiedene

Art und Weise untereinander wechselwirken. An dieser Stelle sei noch einmal

daran erinnert, dass man durch Konvention den Nullpunkt der Energie eines Elektrons

so legt, dass Bindungszustände immer negative Energie und freie Elektronen

immer eine positive Energie besitzen. Während gebundene Elektronen nur ganz

bestimmte Photonen mit einer zur Zustandsänderung passenden Energie E γ = hν

aus einem Strahlungsfeld entnehmen (Absorption) oder einem Strahlungsfeld

übergeben (Emission) können, gilt für freie Elektronen diese Einschränkung nicht.

Sie können quasi jeden möglichen positiven Energiewert annehmen. Man kann

deshalb im Wesentlichen drei grundlegende Elektronenübergänge unterscheiden,

die in Bezug auf ihre Absorptions- und Emissionskoeffizienten auch unterschiedlich

zu behandeln sind:

Gebunden-gebunden-Übergänge (bound-bound transitions)

Darunter versteht man die An- und Abregung bei elektronischen Übergängen zwischen

unterschiedlichen diskreten atomaren und molekularen Energieniveaus. Es

gilt hier

hv =|E n − E m | mit n =m.

Derartige Übergänge führen zu diskontinuierlichen „Linienabsorptionskoeffizienten“

und damit zu „Fraunhofer‘schen“ Absorptionslinien in Sternspektren.

Gebunden-frei-Übergänge (bound-free transitions, Photoionisation)

Darunter versteht man die Ionisation eines Atoms, bei der ein gebundenes Elektron

durch die Absorption eines genügend energiereichen Photons eine positive Energie

erhält und damit zu einem freien Elektron mit der kinetischen Energie E kin

= m e

v 2 /2

wird. Der dazu inverse Vorgang ist die Rekombination, bei der diesmal ein positiv

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