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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

325

Beginnen wir mit der elastischen Streuung von Photonen an freien Elektronen.

Da keine Energieübertragung stattfindet, ändert sich die kinetische Energie des

Elektrons und die Frequenz des Photons nicht. Deshalb ist der Streuquerschnitt für

alle Frequenzen gleich:

σ T = 8π 3

(

e 2

(3.204)

) 2

4πε 0 m e c 2 = 6,65 · 10 −29 m 2

Der Wert in der Klammer wird als klassischer Elektronenradius bezeichnet.

Bildet man das Verhältnis mit einem typischen Wert eines Streuquerschnitts

für gf-Übergänge, dann erkennt man, dass der Wert für die Thomson-Streuung um

ca. neun Größenordnungen kleiner ist als der σ gf

-Wert. Thomson-Streuung kann

also nur bei sehr hohen Temperaturen (bei der die meisten Atome im Gas komplett

ionisiert sind und damit als Opazitätsquellen ausfallen) und entsprechenden

Elektronenzahldichten eine wesentliche Rolle spielen. Das trifft immer auf das

tiefe Innere der Sterne und auf die Atmosphären der heißesten Sterne zu.

Unter bestimmten Bedingungen kann ein Photon auch von einem locker

gebundenen Elektron gestreut werden, wobei das Elektron an Energie gewinnt und

in einen Kontinuumszustand übergeht (Stoßionisation), während das Photon an

Energie verliert, d. h. „röter“ wird. Diesen Vorgang einer inelastischen Photonenstreuung

bezeichnet man gewöhnlich als „Compton-Effekt“.

Erfolgt die Streuung an ganzen Atomen oder Molekülen, dann beobachtet man

eine auffällige Wellenlängenabhängigkeit des Streuquerschnitts:

(

λ0

σ R ∼

(3.205)

λ

) 4

(3.206)

Diese Form der Streuung, die als Rayleigh-Streuung bekannt und die für den

blauen Taghimmel verantwortlich ist, liefert nur in sehr kühlen Sternatmosphären

und in den ausgedehnten Hüllen von Riesensternen einen nicht zu vernachlässigenden

Beitrag zum kontinuierlichen Absorptionskoeffizienten.

3.2.4.4 Rosseland’scher mittlerer Opazitätskoeffizient

Die frequenzabhängige Gesamtopazität der Sternmaterie ergibt sich aus der

Summe der einzelnen, die Abweichungen von der Planckschen Funktion

beschreibenden (integralen) Absorptionskoeffizienten aller Atom- und Molekülarten:

κ ν (chem.Zus., ρ, T) = [ ] ( (

κ gg,ν + κ gf ,ν + κ ff ,ν 1 − exp − hν ))

+ κ T + κ R,ν

k b T

Dabei wurde hier zum ersten Mal der bei den vorangegangenen Betrachtungen

vernachlässigte Exponentialfaktor mit berücksichtigt, welcher die durch das

Strahlungsfeld induzierte Emission beschreibt.

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