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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

329

modifiziert werden, als die bei der Ionisation freigesetzten Elektronen in der

Berechnung der Zustandssumme Berücksichtigung finden.

Im thermodynamischen Gleichgewicht (genauer LTE, welches man bei nicht zu

geringen Gasdichten voraussetzen kann) stellt sich gemäß der Reaktionsgleichung

Atom ⇄ Ion + e − (3.213)

bei einer gegebenen Temperatur immer ein Gleichgewicht zwischen Ionisation

und Rekombination ein. Diesen wichtigen Gleichgewichtszustand bezeichnet man

als Ionisationsgleichgewicht.

Bei einem Plasma aus nur einer Atomsorte handelt es sich um eine Mischung

aus neutralen Atomen und aus Ionen unterschiedlicher Ionisationsstufen, in welche

zusätzlich noch ein „freies Elektronengas“ eingebettet ist. Ein reales stellares

Plasma ist dann genau eine Mischung aus den „Plasmen“ unterschiedlicher Elemente

in unterschiedlichen Konzentrationen plus des genannten Elektronengases.

Im einfachsten Fall reicht es aus, zwei Zustände (z. B. den Grundzustand

und die erste Ionisationsstufe) zu betrachten. Erinnert werden soll in diesem

Zusammenhang daran, dass die Ionisationsstufen in der Astrophysik mit römischen

Ziffern bezeichnet werden, welche dem Elementesymbol nachgestellt werden.

Römisch Eins (I) kennzeichnet immer neutrale Atome und römisch Zwei (II)

einfach ionisierte Atome – im Fall von Wasserstoff beispielsweise HI und HII.

Die Energie, die zur Ablösung eines Elektrons aus dem Atomverbund

führt (gf-Übergang), setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Und zwar aus der

Ionisationsenergie des Elektrons E P

(n) im Zustand n und der kinetischen Energie

des beim Ionisationsvorgang freigesetzten Elektrons

E = E p (n) + p2

2m e

,

wobei p der Impuls des Elektrons mit der Masse m e

ist. Eingesetzt in die Boltzmann-Gleichung

Gl. 3.209 ergibt sich

N r+1,m

N r,n

= g r+1,mg e

g r,n

(

exp − E P,r + E r+1,m − E r,n + p 2 )

/2m e

,

k B T

(3.214)

wobei die Größe r die Ionisationsstufe indiziert. Das zusätzlich eingeführte statistische

Gewicht g e

gibt die Anzahl der quantenmechanischen Zustände an, die

für das freigesetzte Elektron möglich sind, um genau in den Kontinuumszustand

mit der kinetischen Energie p 2 /2m e

zu gelangen. Nach den Gesetzen der Quantenmechanik

muss man, um dieses statistische Gewicht zu bestimmen, von einem

endlichen Phasenraumvolumen ausgehen. Nach der Heisenberg‘schen Unschärfebeziehung

folgt, dass man zwei Teilchen mit gleichem Spin immer dann in

Bezug auf ihre Position und ihren Impuls als identisch ansehen kann, wenn die

Beziehung dp i

dx i

= h erfüllt ist, wobei der Index i über die jeweils drei Impulsund

Ortskoordinaten des Phasenraums läuft. Demnach sind Teilchen, die sich im

Phasenraum innerhalb einer Zelle der Größe ∏

3 i=1 dx i

dp i

= h 3 befinden, physikalisch

nicht zu unterscheiden.

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