14.02.2020 Aufrufe

Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

334

3 Sternspektren und Sternatmosphären

Für die vertikale Struktur eines Sterns ist die Zunahme des Ionisationsgrades

und der Elektronengasdichte des stellaren Plasmas mit der Tiefe von Interesse, da

beide Größen maßgeblich dessen Absorptionsverhalten für Strahlung bedingen.

Damit ergibt sich das Problem, den Ionisationsgrad

X r =

N r

N 1 + N 2 + N 3 + N 4 + ...

(3.229)

der Ionisationsstufe r zu berechnen. Der Nenner ist dabei die Gesamtzahl der

Atome in den indizierten Anregungszuständen (s. als Beispiel Gl. 3.225). Dividiert

man Zähler und Nenner durch die Teilchenzahldichten der Neutralgaspopulation

des entsprechenden Elements, dann erhält man

was identisch ist mit

X r =

X r =

N r

N 1

1 + N 2

N 1

+ N 3

N 1

+ N 4

N 1

+ ...

(

Nr

)(

Nr−1

N r−1

...(

N2

( ) ( )( ) ( )( )( )

1 + N2

N 1

+ N3 N2

N 2 N 1

+ N4 N3 N1

N 3 N 2 N 1

+ ...

N r−2

)

N 1

)

(3.230)

wobei jeder Klammerausdruck eine „Saha-Gleichung“ der allgemeinen Form

N r+1

N r

= 2n (

Q e

Z r+1

exp − E )

P

N e Z r k B T

(3.231)

darstellt. Die statistischen Gewichte g r der Gl. 3.218 sind in dieser Gleichung in

der kanonischen Zustandssumme Z r = ∑ g r exp (−E r /k B T) bereits enthalten.

i

Unter den typischen physikalischen Bedingungen, wie sie in Sternphotosphären

realisiert sind, kommen darin die meisten Elemente in größtenteils zwei

Ionisationsstufen vor. Erst in den heißen Chromosphären und den noch heißeren

Koronen (T ≈ 10 6 K) steigt die Zahl von Ionen noch höherer Ionisationsstufen

stark an, was sich u. a. in den intensive Emissionen „verbotener“ Übergänge

äußert (s. Abschn. 3.1.5.6).

3.2.6.1 Anwendungsbeispiele

Mithilfe der Saha-Gleichung konnte man etwa ab den 1920er Jahren einige Rätsel

der Sternspektren lösen - beispielsweise, warum sich die Linienstärken der

Spektrallinien von Elementen wie Wasserstoff als Funktion des Spektraltyps

ändern oder weshalb Stoffe, die nur in Spuren in den Sternatmosphären enthalten

sein können (z. B. Kalzium), trotzdem äußerst intensive Absorptionslinien

innerhalb bestimmter Spektralklassen ausbilden. Auch die Entdeckung, dass die

Temperaturen oberhalb der Photosphäre der Sonne extrem ansteigen (von ca.

6000 K auf über 1.000.000 K), beruht auf der Anwendung der Boltzmann- bzw.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!