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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

303

r + ds) hat sich die Intensität aufgrund von Absorptionsprozessen um I + dI verändert.

Da es sich dabei um eine Abschwächung handelt, ist dI ein negativer Wert.

Bezeichnet man mit κ den Absorptionskoeffizienten (welcher eine Materialeigenschaft

darstellt und in diesem Beispiel die Absorptionsfähigkeit der Sternmaterie

beschreibt), dann gilt für die Verringerung der Intensität I über die Strecke ds:

Wie ein Blick auf ein Sternspektrum eindrucksvoll beweist, muss die Größe κ (und

damit auch die Intensität I) unter gegebenen Umgebungsbedingungen (T, P, chemische

Zusammensetzung) eine (meist komplizierte) Funktion der Frequenz ν sein:

− dI ν

I ν

− dI

I

= κds

= κ(ν)ds = κ ν ds

(3.152)

(3.153)

Da κ nichts anderes als ein Wirkungsquerschnitt pro Volumeneinheit ist, wird er

in einer reziproken Längeneinheit gemessen (im SI in m −1 ). Er gibt den Bruchteil

der Intensitätsänderung an, welche die Strahlung pro Meter Weg erfährt. Da die

Absorptionsvorgänge durch Teilchen entlang des Lichtwegs hervorgerufen werden

(durch Strahlungsabsorption und Streuung), hängt κ ν

offensichtlich von der Anzahl

dieser (absorbierenden) Teilchen pro Volumeneinheit, also von der Dichte ϱ, ab:

¯κ ν = κ ν

̺

[

m 2 /kg

(3.154)

Diese Größe (Massenabsorptionskoeffizient) wird oft verwendet, wenn man die

Intensitätsänderung benötigt, die beim Durchgang von Strahlung durch eine Gassäule

mit dem Querschnitt 1 m 2 und einem Masseinhalt von 1 kg absorbierender

Materie auftritt.

Bezieht man κ ν

auf jeweils ein absorbierendes Teilchen, dann spricht man von

einem „atomaren Absorptionskoeffizienten“. Dessen Größe entspricht einem klassischen

Streuquerschnitt σ ν

, dessen SI-Einheit bekanntlich m 2 ist und wegen seiner

Kleinheit oft in barn doors (Scheunentore) gemessen wird: 1 barn = 10 −28 m 2 .

Die wichtigsten mikrophysikalischen Prozesse, die Beiträge zum Absorptionskoeffizenten

der stellaren Materie in Abhängigkeit von Druck P, Temperatur T und

chemische Zusammensetzung liefern, sind:

• Gebunden-frei-Übergänge (Photoionisation, Strahlungsrekombination)

• Gebunden-gebunden-Absorption (atomare An- und Abregung)

• Frei-frei-Übergänge (kontinuierliche Absorption durch freie Elektronen,

Bremsstrahlung)

• Hydrid-Ionen-Absorption (s. Abschn. 3.1.7).

Den Absorptionskoeffizienten κ ν

kann man zur Definition einer weiteren, recht

anschaulichen Größe – der optischen Tiefe τ ν

– verwenden. Diese neue und

dimensionslose Größe stellt ein Maß für die „Durchsichtigkeit“ einer Sternatmosphäre

bei der Frequenz ν dar und wird über das Wegintegral über den

]

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