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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

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Materialeigenschaft), der aktuellen Besetzungszahlen und von Linienverbreiterungsmechanismen.

3.2.4.3 Kontinuierliche Absorption

Neben den eben behandelten gg-Übergängen gibt es noch die bereits kurz

angesprochenen gf- und ff-Übergänge, die jeweils zu einer kontinuierlichen

Absorption und damit zu signifikanten Abweichungen der Sternstrahlung über

einen größeren Frequenzbereich in Bezug auf die Planck-Funktion B ν

(T) führen.

Zur Beschreibung dieser Abweichungen wird der kontinuierliche Absorptionskoeffizient

eingeführt, der von der Art der betrachteten Atome (astronomisch

signifikant insbesondere Wasserstoff, Helium und einige „Metalle“) oder Ionen

(z. B. H − und im geringen Maß H 2 + ) sowie von den physikalischen Bedingungen,

die in der Sternatmosphäre realisiert sind (Temperatur sowie Ionen- und

Elektronendruck), abhängt. Gerade deshalb spielt er in der Physik der Sternatmosphären

eine überaus wichtige Rolle, da er als eine Ursache der Opazität

(d. h. Lichtundurchlässigkeit, Trübung) der Sternmaterie den Energietransport

im Sterninneren ganz wesentlich festlegt. In diesem Zusammenhang muss noch

erwähnt werden, dass auch sehr viele eng beieinander liegende Absorptionslinien,

die von einem Spektrografen nicht mehr aufgelöst werden, bzw. Spektrallinien, die

sich aufgrund diverser Verbreiterungsmechanismen überlappen, eine ähnliche Wirkung

haben wie eine kontinuierliche Absorption.

3.2.4.3.1 Ionisation, Rekombination und Seriengrenzkontinua

Betrachtet man die Beziehung

hν = (E ion − E n ) + E kin

(3.199)

mit der Ionisationsenergie E ion

eines Atoms in Hinblick auf Ionisationsprozesse

(gf) bzw. Rekombinationsprozesse (fg), dann erkennt man, dass sich an die Seriengrenze

n → ∞ ein kontinuierliches Spektrum anschließen muss, welches man

deshalb folgerichtig auch als Seriengrenzkontinuum bezeichnet. Der Grund dafür

ist, dass freie Elektronen jeden beliebigen Energiewert (ausgedrückt durch ihre

kinetische Energie E kin

) annehmen können. Wird ein derartiges freies Elektron

von einem Ion in ein Energieniveau n eingefangen, dann wird die gesamte Energie

Gl. 3.199 in Form eines Photons abgestrahlt. Da diese Energie größer ist als

die Ionisationsenergie und natürlich auch die ursprüngliche kinetische Energie des

Elektrons enthält, ergibt sich in der Summe entsprechend vieler Rekombinationsvorgänge

zwangsläufig ein Seriengrenzkontinuum. Bei Gasentladungsspektren

lässt sich dann ein Emissionslinienspektrum beobachten, an dessen kurzwelligem

Ende die Spektrallinien immer dichter werden und dann in ein Kontinuum übergehen

(Abb. 3.32).

In astronomischen Sternspektren äußert sich dieses Seriengrenzkontinuum

in einem meist abrupten Intensitätsabfall im Bereich der Seriengrenze, wo

die Absorptionslinien immer enger beieinander stehen, um dann schließlich in

ein mit ν 3 abfallendes Kontinuum überzugehen. Im Fall der Seriengrenze der

Balmer-Serie (n = 2) des Wasserstoffs spricht man vom „Balmer-Sprung“ und

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