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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

331

Man beachte: Wasserstoff kann nur einmal durch Entfernen seines Elektrons

ionisiert werden, weshalb im Folgenden der r-Index auch weggelassen wird.

Damit ergibt sich unter Berücksichtigung aller Anregungszustände für den

Anteil der neutralen Wasserstoffatome bei der Temperatur T folgende Beziehung:

Führt man nun noch die Zustandssumme

ein, dann wird Gl. 3.220 zu

N(HI) = N eN p

n Qe

Z =

∞∑

n=1

∞ ∑

n=1

(

g n exp − ε )

n

k B T

(

g n exp − E )

n − E 1

k B T

N(HI)

= Z ( )

EP

exp

N e N p n Qe k B T

(3.220)

(3.221)

(3.222)

Eine genauere Untersuchung von Gl. 3.221 zeigt jedoch, dass die Zustandssumme

für n → ∞ divergiert. Dieses physikalisch offensichtlich unsinnige Ergebnis kann

jedoch pragmatisch auf einen Wert der Größenordnung 1 reduziert werden, wenn

man den größten n-Wert so wählt, dass der von n abhängige Bohr‘sche Atomradius

Gl. 3.9 (r n = 0,53 · 10 −10 n 2 [m]) des angeregten Wasserstoffatoms die gleiche

Größenordnung erreicht wie der mittlere Abstand der einzelnen Atome im

Wasserstoffgas (cut-off-Bedingung). Das Verhältnis zwischen ionisierten Atomen

zu neutralen Atomen lässt sich dann in sehr guter Näherung durch Gl. 3.223 ausdrücken:

N p

N(HI) ≈ n (

Q e

exp − E )

P

N e k B T

(3.223)

Im Unterschied zur Boltzmann-Gleichung erscheint in der Saha-Gleichung

explizit die Elektronendichte N e

als Ausdruck für die Druckabhängigkeit des statistischen

Gewichts der freien Elektronen. Das bedeutet, dass das Ionisationsverhalten

eines Gases im thermodynamischen Gleichgewicht nicht nur von der

Temperatur T, sondern auch vom Umgebungsdruck P bzw. der Dichte ρ abhängt.

Oder anders ausgedrückt: Eine Erhöhung der Temperatur fördert die Ionisation der

Sternmaterie, während die Erhöhung des (Elektronen)-Drucks die Rekombination

begünstigt.

Mit diesen Erkenntnissen lässt sich die in Abschn. 2.4.4 ausführlich eingeführte

Spektralsequenz der Sterne in ihren Grundzügen deuten, denn sie ist nichts anderes

als das optisch sichtbare Resultat aus den realisierten Besetzungszahlen der

angeregten atomaren Zustände und den Ionisationsgraden der verschiedenen, in

der Sternatmosphäre vorkommenden Elemente als Funktion der Temperatur. Der

Unterschied zwischen den Spektren von Riesensternen und Hauptreihensternen

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