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Entstehung von Spektrallinien

Kapitel aus dem Buch "Physik der Sterne"

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3.2 Strahlungstransport in Spektrallinien

305

Definition nur für Schwarze Strahler gelten. Im kosmischen Raum erfüllt lediglich

die 3 K-Hintergrundstrahlung weitgehend diese einschränkenden Forderungen.

Es ist aber durchaus realistisch, die Bedingung des thermodynamischen Gleichgewichts

für ein Volumenelement dV innerhalb einer (nicht zu dünnen) Sternatmosphäre

anzunehmen, vorausgesetzt, dass sich über die mittlere freie Weglänge

der Teilchen (das ist der Weg, den ein Atom bzw. Photon im Mittel zwischen zwei

Elementarereignissen zurücklegt) die Gastemperatur gleich bleibt. In solch einem

Fall spricht man von einem „lokalen thermodynamischen Gleichgewicht“, welches

gewöhnlich mit LTE (Local Thermodynamic Equilibrium)) abgekürzt wird. Es

erlaubt die uneingeschränkte Anwendung des Kirchhoff‘schen Satzes Gl. 3.1, nach

dem das Absorptionsvermögen eines Mediums gleich dem seines Emissionsvermögen

ist, also mit der Planck-Funktion Gl. 2.37:

ε ν = κ ν B ν (T)

(3.160)

Das Verhältnis zwischen Emissionskoeffizient und Absorptionskoeffizient, welches

für eine gegebene Temperatur T Gl. 3.160 erfüllt, wird gewöhnlich als

„Ergiebigkeit“ – oder im englischsprachigen Raum als source function – bezeichnet:

S ν = ε ν

κ ν

= B ν (T)

(3.161)

Physikalisch ist diese Größe der Anzahl der Photonen der Frequenz ν proportional,

die pro Einheitsintervall der optischen Tiefe dτ ν

pro Zeiteinheit dt in alle

Richtungen emittiert werden. Sie besitzt die gleiche Einheit wie die spezifische

Intensität. Gilt dI ν

/ds > 0, also ɛ ν

> κ ν

I ν

, wobei. eine infinitesimale Weglänge entlang

des Lichtstrahls ist, dann wird der Lichtstrahl verstärkt. Ist dagegen dI ν

/ds < 0,

also ɛ ν

< κ ν

I ν

, dann wird der Lichtstrahl über die Distanz s immer schwächer, bis er

vollständig ausgelöscht ist.

Während Gl. 3.160 nur für einen schwarzen Körper im thermodynamischen

Gleichgewicht Gültigkeit hat (S ν

= B ν

(T)), kann in den Fällen, in denen diese

Bedingung nicht erfüllt ist, immer eine Art von frequenzabhängiger „Anregungstemperatur“

T Anr

angegeben werden, für die S ν = B ν (T Anr ) ist.

Mit dτ ν

= − κ ν

ds lässt sich dann Gl. 3.159 wie folgt schreiben:

cos ϑ dI ν

dτ ν

= I ν (ϑ) − S ν

(3.162)

Diese lineare Differenzialgleichung 1. Ordnung in der Form einer Strömungsgleichung

nennt man in der Astrophysik „Strahlungstransportgleichung“. Sie gilt

für jeweils eine bestimmte Frequenz und kann zur Berechnung von Strahlungstransportvorgängen

in Sternen verwendet werden, bei denen die Bedingung

R/R ≪ 1 erfüllt ist, wobei R die Mächtigkeit der Sternatmosphäre angibt. In

solch einem Fall kann man, ohne einen großen Fehler zu machen, vereinfachend

von einer planparallelen Atmosphärenschicht ausgehen. Kommen dagegen die

Ausmaße der Sternatmosphäre in die gleiche Größenordnung wie ihre Radien

(wie es beispielsweise bei kühlen Riesensternen der Fall ist), dann muss man

ihre Kugelsymmetrie bei der Ableitung auf jeden Fall berücksichtigen. In diesem

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