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VIRULENTER ANTISEMITISMUS
WERNER DREIER
geb. 1956 in Bregenz, studierte
Geschichte und Germanistik,
war Lehrer und forschte und
publizierte zu Antisemitismus
und Nationalsozialismus. Seit
2000 Aufbau und Leitung von
erinnern.at, dort verantwortlich
für Lehrerbildung und EntwicklungvonUnterrichtsmaterialien,
zuletzt der Lern-App „Fliehen
vor dem Holocaust“. Mitglied
der österreichischen Delegation
zur International Holocaust
Remembrance Alliance (IHRA).
Beriet OSZE/ODIHR und Unesco
zu lehren und lernen über und
gegen Antisemitismus.
© privat
Zuweisung des Antisemitismus an Zuwanderergruppen
sollte man also vorsichtig sein.
Bei den Lehrpersonen, die mit uns zu den Seminaren
nach Israel nach Yad Vashem fahren, sind
manchmal auch muslimische Lehrkräfte dabei. Sie
haben teilweise andere Fragen und einen anderen
Hintergrund, aber sie sind gleichermaßen interessiert.
Deshalb fahren sie ja mit zu diesen anspruchsvollen
Seminaren. Lehrpersonen berichten uns auch
von migrantischen Kindern, deren Interesse an der
Frage von Massengewalt und Völkermord trotz anderer
kultureller und historischer Hintergründe ein
großes ist.
Beobachtet man konkret antisemitische Vorurteile
im schulischen Milieu, und was bedeuten die
gestiegenen Zahlen für Ihr Projekt?
I Es gibt Untersuchungen etwa in berufsbildenden
Schulen, die sagen, ja, es gibt einen bedenklichen
Anteil von antisemitischem Sprechen, z. B. an Berufsschulen.
Ich kenne keine validen Zahlen, was
dabei die Zuwanderer betrifft, es gibt aber Beobachtungen,
dass es bei muslimischen Jugendlichen
einen etwas höheren Anteil von antisemitischen
Äußerungen insbesondere im Zusammenhang mit
Israel gibt als in der Restbevölkerung. Für uns bedeutet
es, dass wir unsere Bemühungen in der Aufklärungsarbeit
über Antisemitismus und in der Präventionsarbeit
gerade in Berufsschulen verstärken.
Wie funktioniert das konkret?
I Wir entwickeln gerade gemeinsam mit bayrischen
und schweizerischen KollegInnen ein Projekt, das
Lehrpersonen in ihrer Ausbildung jene professionellen
Fähigkeiten und Kompetenzen, Haltungen
und Motivationen vermittelt, die es ihnen dann ermöglichen,
in ihrer Arbeit besser mit Antisemitismus
und Ähnlichem umgehen zu können. Weiters
bieten wir adäquate Materialien für heterogene
Klassen mit Jugendlichen ganz unterschiedlicher
wına-magazin.at
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