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Wina Februar 2020

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© Hadas Parush/flash90

tens sind aber nicht zu erwarten. Denn letztlich

gehe es bei den Wahlen weder um die Anklagen

gegen Bibi oder um die Annektierung des Jordantals

noch um Säkularisierung, schreibt Chefredakteur

Aluf Benn in Haaretz. In seinem Artikel mit

dem Titel Sag mir, wo du wohnst, und ich sage dir,

was du wählst erinnert er daran, dass all diese heiß

debattierten Themen nur ein Deckblatt seien für

den Kampf zwischen rivalisierenden „Stämmen“ –

wie sie Präsident Rivin in seiner berühmten Rede

2015 beschrieben hatte. Rivlin thematisierte dabei

die sozioökonomischen Veränderungen der israelischen

Gesellschaft, die aus sich zahlenmäßig

immer mehr angleichenden vier Gruppen bestehe:

säkulare, nationalreligiöse, ultraorthodoxe und arabische

Israelis. Benn zieht ähnliche Linien, was das

Wahlverhalten angeht. Gestützt durch statistische

Daten, lassen sich die (säkularen und gebildeten)

wohlhabenderen Schichten und die arabischen Israelis

auf der Linken verorten und die Gottesfürchtigen

und die breite Mittelschicht auf der Rechten.

Kein Wunder, dass sich Blau-Weiß als Zentrumspartei

präsentiert.

In der Hoffnung auf ein klareres Wahlergebnis

und um verlorene Stimmen zu verhindern, haben

sich nun Politiker auf beiden Seiten in gemeinsamen

Listen zusammengetan. Seitdem die Sperrklausel

2015 auf 3,25 Prozent angehoben wurde, ist

die Sorge kleiner Parteien groß, den Sprung in die

Knesset nicht zu schaffen. Wie es aussieht, werden

es diesmal die Kandidaten von nur acht Parteilisten

ins Parlament schaffen, so wenig wie noch nie.

So hat auch der Chef der Israelischen Arbeitspartei

haAwoda, Amir Peretz, letztlich zähneknirschend

einer Allianz mit Meretz zugestimmt. Die

Sorge war groß, dass es die historische Gründer-

Groß oder

klein? Am Ende

der aktuellen

Entwicklungen

könnten nur

noch zwei Großparteien

bestehen

bleiben

– oder zahllose

personalisierte

„Mikroparteien“.

partei des Landes alleine vielleicht gar nicht mehr

ins Parlament schaffen würde. Amir kann bestenfalls

mit einer Handvoll an Knesset-Abgeordneten

rechnen. Das ist heute alles, was übrig geblieben ist

von der Partei, die das Land in der ersten Hälfte

seiner Geschichte allein regiert hat. Damit liegen

die israelischen Sozialdemokraten aber voll im europäischen

Trend.

In den vergangenen sieben Jahren hat sich das

linke Spektrum stark verkleinert. Hatten es 2013

noch acht zentristisch-linke Listen in diese 19.

Knesset geschafft, werden es jetzt in der 23. Knesset

nur mehr drei sein: Blau-Weiß, Arbeitspartei-

Wie es aussieht, werden es diesmal die Kandidaten

von nur acht Parteilisten ins Parlament

schaffen, so wenig wie noch nie zuvor.

Gesher-Meretz und die Vereinte arabische Liste.

Während die Listenzahl insgesamt abgenommen

hat, nahm aber die Zahl der Parteien innerhalb

dieser Listen zu. 2013 gab es insgesamt neun Parteien

in den Blöcken, heute bestehen die drei Listen

aus zehn Parteien: drei in Blau-Weiß, drei in Arbeitspartei-Gesher-Meretz

und vier in der Vereinten

Liste. Beim Israelischen Demokratischen Institut

(IDI) fragt man sich, ob dies nur eine vorübergehende,

technische Angelegenheit sei oder eine neue

Entwicklung, an deren Ende zwei Großparteien stehen

könnten, ähnlich wie in den Vereinigten Staaten.

Andernfalls könnten künftig noch mehr „Mikroparteien“

entstehen, die eine Entwicklung hin zur

politischen Personalisierung reflektieren.

wına-magazin.at

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