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tionen durchlebt. Ich bin im wunderschönen
Graz geboren und aufgewachsen,
mit 16 Jahren in ein
Internat nach Israel gegangen, wo
ich auch die Schule abgeschlossen
habe. Mit 19 Jahren bin ich nach
Wien gezogen, um Medizin zu studieren.
Ich kann mit gutem Gewissen
sagen, dass ich „jüdisches Leben“
in Graz kennengelernt und
auch selbst erlebt habe. Ich bin dort
geboren, wurde dort beschnitten,
hatte meine Bar Mitzwa in der Grazer
Synagoge und bin in den Religionsunterricht
gegangen. Seit 2012
lebe ich nicht mehr in Graz. In dieser
Zeit hat sich bestimmt vieles verändert
weswegen ich nur limitiert Aussagen
über das aktuelle „jüdische
Leben“ dort treffen kann. Meiner
Meinung nach ist die Definition von
„jüdischem Leben“ jedoch sehr individuell
und bedeutet für jede und
jeden etwas ganz anderes.
Ich bin Zuhause mit wunderschönen
jüdischen Traditionen groß geworden.
Meine Eltern haben mir
Wissen und Bewusstsein für die jüdische
Religion, Kultur und Geschichte
weitergegeben. Dafür bin
ich sehr dankbar!
Gleichzeitig hat die Gemeinde versucht
eine gewisse Infrastruktur zu
bieten. Für mich war das Rückblickend
nicht was ich heute unter „jüdischem
Leben“ verstehe. Ich habe
„jüdisches Leben“ in Israel und Wien
nochmal ganz neu und anders kennengelernt.
Ich bin sehr froh über
all diese verschiedenen Eindrücke,
die ich gewinnen konnte und welche
mich in meinem jüdischen Bewusstsein
und Identität prägen.
Abschließend möchte ich betonen,
dass ich mich sehr freue, dass die
jüdische Gemeinde Graz und ihre
Leitung sich um das aktive jüdische
Leben bemühen und wachsen! Ich
möchte ihnen für ihr unermüdliches
Engagement und wertvolle Arbeit
danken und wünsche ihnen nur das
Beste für die Zukunft.
Noah Scheer
Präsident der Jüdischen
Österreichischen Hochschüler
Knapp 7.000
Überlebende,
davon etwa 500 ausgehungerte
Kinder, fanden die Soldaten der
sowjetischen Armee bei ihrer Befrei-
ung des KZs Auschwitz-Birkenau am
Lagergelände vor. Viele überlebten
ihre Befreiung nur um einige Stun-
den. Insgesamt mehr als 1,1 Mil-
lionen Menschen, davon etwa 90
Prozent Juden, , wurden hier, in der
größten Vernichtungsmaschinerie
der Nationalsozialisten, ermordet.
yad-vashem.org
ZITAT DES MONATS
„Eine kleine sprachliche
Sache fällt mir
immer wieder auf,
wenn ich Europa besuche,
insbesondere die
deutschsprachigen Länder.
Wenn die Leute mit mir reden
sprechen sie oft davon ‚was
damals passierte‘. ‚Damals‘,
das bedeutet dass früher,
in der Vergangenheit, Dinge
geschehen sind, die heute
nicht mehr geschehen; es ist
alles vorbei. Aber im Hebräischen,
oder im Jiddischen
(eigentlich in jeder Sprache,
wenn Juden über den Holocaust
sprechen) sagen die
Leute nie ‚damals‘. Sie sagen
‚dort‘. ‚Dort‘ bedeutet, dass
in diesem ‚dort‘ – nicht nur
in Deutschland, sondern im
Menschsein überhaupt – die
Dinge immer noch existieren.
Oder passieren. Und auf
alle Fälle ist es nicht vorbei.
Ganz bestimmt nicht für uns.“
David Grossman,
in Death as a way of Life
HIGHLIGHTS | 01
Knochen am
Gelände von
Auschwitz
freigeschwemmt
Durch riesige Regenmengen
wurden Ende Jänner tausende
Knochen auf dem Gelände des
ehemaligen Konzentrationslagers
freigelegt.
B esucher und Mitarbei-
ter der Gedenkstätte
Auschwitz-Birkenau alarmierten
nach der Entdeckung
der freigelegten Kno-
chen am Gelände die Mitarbeiter
der Organisation ZAKA und den
Dachverband für die Erhaltung
europäischer jüdischer Friedhöfe,
CPJCE.
Die Funde sind weit verstreut,
die meisten liegen um die ehemaligen
Krematorien im Todes-
lager Birkenau. Die Knochen
wurden vermutlich nach der Befreiung
von Bewohnern der Umgebung
im Lager zerstreut, wäh-
rend sie dieses gestürmt und
das Gelände nach Wertgegen-
ständen abgesucht haben.
Yehuda Meshi Zahav, Direktor
von ZAKA, betonte gegenüber
Journalisten von Ynet News, , dass
das Einsammeln der freigelegten
Knochen auf Grund der Menge
und der Größe des Fundortes
eine sehr komplexe Aufgabe sein
wird, für die seine Organisation in
jedem Fall humanitäre Unterstüt-
zung brauche. Wenige Tage vor
dem internationalen Holocaust-
gedenktag betonte er weiters,
dass nicht nur das Gedenken an
die Opfer selbst wichtig sei, son-
dern auch das Gedenken an ihre
Würde. red
wına-magazin.at
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