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Wassernutzung und Wassermanagement
während der Sowjetunion
Viele der ehrgeizigen Pläne der zaristischen Politik für Zentralasien wurden im 20. Jahrhundert
von der Sowjetunion übernommen und weitergeführt. Zum einen hatte die Sowjetregierung
das Ziel, die UdSSR auf dem weltweiten Baumwollmarkt zu etablieren, und
Zentralasien war dafür die wichtigste Anbauregion. Zum anderen war Zentralasien der
ärmste Teil der Sowjetunion mit hohem Wachstum der ländlichen Bevölkerung, dessen
sozio-ökonomische Entwicklung durch Investitionen in die Landwirtschaft gefördert werden
sollte. So finanzierte und baute die Sowjetunion Bewässerungsanlagen und andere
Wasserinfrastruktur im großen Maßstab. Dank eines riesigen Landerschließungsprogrammes
für die Steppen und Wüstengebiete konnte die bewässerte Fläche in Zentralasien
von 4,2 Millionen ha im Jahr 1950 auf 7,4 Millionen ha im Jahr 1989 ausgeweitet werden.
Damit verbunden war selbstverständlich auch ein Anstieg des Wasserverbrauchs für die
Landwirtschaft. Als Folge hat sich der Wasserzufluss von Amu Darja und Syr Darja in den
Aralsee von im Durchschnitt jährlich 56 km³ pro Jahr Anfang der 1960er Jahre auf ungefähr
6 km³ pro Jahr in den 1980ern reduziert.
Die Erschließung von Millionen Hektar Bewässerungsland und der wasserintensive
Baumwollanbau in den Republiken am Unterlauf der Flüsse verlangte ein ausgeklügeltes
System für Wasserspeicherung und -verteilung mit enormen Investitionen
in Kanäle, Stauseen und Wasserpumpstationen. In den Ebenen wurden zehntausende
Kilometer an Kanälen gebaut. Der längste davon ist der Karakumkanal in Turkmenistan,
dessen Bau 1954 begonnen wurde. Er transportiert Wasser vom Amu Darja von Kerki an
der Grenze zu Usbekistan westwärts nach Mary, zur Hauptstadt Aschgabat und weiter in
die Regionen nahe des Kaspischen Meeres. Andere große Kanalbauten sind der Große
Fergana-Kanal (gebaut 1939), das Amu-Buchara Bewässerungssystem, der Karschi Kanal,
der den Amu Darja und den Talimardschan-Stausee verbindet, und Stauseen wie der
Tujamujun in der Region Choresm, der von Usbekistan und Turkmenistan gemeinsam
genutzt wird. In einigen Gebieten war die Erschließung von neuem Bewässerungsland
nur mit der Installation von Pumpen möglich, vor allem in den usbekischen und tadschikischen
Sowjetrepubliken, wo mehr als 60 % des Bewässerungslandes ihre Wasserzufuhr
zumindest teilweise über Pumpen erhalten.
In den Bergregionen an den Oberläufen der Flüsse wurden zahlreiche Dämme und
Stauseen errichtet, um die Flüsse zugunsten der Bewässerungsbedürfnisse besser regulieren
zu können. Der größte Stausee ist der Toktogul-Stausee in der Kirgisischen SSR mit
einem Fassungsvermögen von 19,5 km³. Er ist Teil der Naryn-Syr Darja-Kaskade – einem
System von Stauseen und Dämmen am Naryn Fluss (Toktogul, Kurpsau, Taschkumyr,
Schamaldysai, Utsch-Kurgan), das eine mehrjährige Abflussregulierung ermöglicht. In
der Tadschikischen SSR wurden neun Stauseen mit einem Gesamtfassungsvermögen von
29 km³ gebaut. Die beiden größten sind der Nurek-Stausee am Vachsch-Fluss (10,5 km³)
und der Kairakkum-Stausee am Syr Darja (4,16 km³). Der Nurek-Staudamm ist mit einer
Höhe von 300 m der höchste Damm der Welt.
Wassermanagement in Zentralasien – das Vermächtnis der Vergangenheit 19