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Wasser-verbindet-ebook

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noch zur Bewässerung verwendbar. Am Syr Darja kommt noch das Risiko radioaktiver

Kontaminierung hinzu – an seinen Zuflüssen liegen mehrere Uran-Deponien, die durch

Hangrutschungen in den Wasserkreislauf gelangen könnten. 13

Durch die jahrzehntelange Übernutzung der Wasserressourcen in der Landwirtschaft

haben sich Infrastrukturen, wirtschaftliche Abhängigkeiten, soziale Strukturen und

Nutzungsgewohnheiten etabliert, die sich nicht einfach und schnell ändern lassen. Diese

Muster existieren weiter und wirken sich weiterhin aus. Wie bereits erwähnt, musste zu

Sowjetzeiten Wasserverbrauch nicht mengenmäßig bezahlt werden, so dass keine ökonomischen

Anreize zu niedrigem Verbrauch gesetzt wurden. Darüber hinaus war in der

sowjetischen Ideologie die Natur lediglich ein Mittel zur menschlichen Entwicklung und

konnte dementsprechend völlig ausgebeutet werden. Dazu kamen vernachlässigte Infrastruktur

und ineffiziente Bewässerungstechniken, die durch enorme Verluste den Wasserverbrauch

erhöhten. So wird Wasser nicht durch geschlossene Rohre geleitet, sondern in

offenen Kanälen mit hohen Verdunstungsraten, die oftmals auch nicht betoniert sind, so

dass zusätzlich Wasser versickert. Laut Schätzungen gehen dadurch im Karakumkanal ein

bis zwei Drittel des durchfließenden Wassers verloren. 14

6000

5000

in m 3 pro Jahr

5324

Wasserverbrauch pro Kopf

4000

3000

2000

1000

0

Turkmenistan

2351 2297

Kasachstan

Usbekistan

1983 1901

Kirgistan

Tadschikistan

Ägypten

977

Türkei

548

Russland

China

528 485

Nepal

399

Israel

291

Marokko

173

Mongolei

172

All diese Faktoren führen dazu, dass Zentralasien weltweit die niedrigste Wassernutzungseffizienz

hat. 15 Experten schätzen, dass zwischen 50 und 80 % des Bewässerungswassers

verloren geht, bevor es überhaupt die Felder erreicht – wo dann veraltete Bewässerungstechniken

nochmals zu einer hohen Wasserverdunstung führen. 16 Des wegen verbraucht

man in Zentralasien für die Bewässerung eine Hektars Land bis zu 12 900 m³ – bei Baumwollanbau

sogar 14 000 bis 16 000 m³. Die Tabelle zeigt, dass der Pro-Kopf-Wasserverbrauch

in Zentralasien selbst im Vergleich mit Ländern wie Ägypten oder der Türkei (die

auch nicht die neuesten und effizientesten Technologien besitzen) wesentlich höher ist. 17

13 MKUR 2006, Bucknall et al. 2003.

14 Giese et al. 2004.

15 UNDP 2006.

16 EuropeAid 2010, World Bank 2004.

17 Bucknall et al. 2004, EuropeAid 2010, UNDP 2006, UNECE 2004.

Wassermanagement in Zentralasien – das Vermächtnis der Vergangenheit 25

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