Wasser-verbindet-ebook
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Zusätzliche Bemühungen für Wasserkooperation
Neben den Abkommen und Regelungen im Rahmen des IFAS haben die zentralasiatischen
Staaten einige weitere multilaterale und bilaterale Anstrengungen unternommen,
um gemeinsam die Wassernutzung zu regeln.
So unterzeichneten Turkmenistan und Usbekistan 1996 ein separates Abkommen
über die gleichmäßige Verteilung der Wasserressourcen. Es legt fest, dass 50 % des
Abflusses des Amu Darja an der Messstation in Kerki über den Karakumkanal Turkmenistan
zugewiesen werden und die anderen 50 % Usbekistan.
1998 vereinbarten die Regierungen von Kasachstan, der Kirgisischen Republik und
Usbekistan ein »Abkommen über die Nutzung der Wasser- und Energieressourcen im
Syr Darja-Becken«. Diese Vereinbarung legte fest, dass Kirgistan Wasser aus seinen Stauseen
im Sommer für die Unterlieger Kasachstan und Usbekistan ablässt und diese im
Gegenzug Kirgistan im Winter mit Energieträgern beliefern, so dass es keine Wasserkraft
produzieren muss. 1999 trat auch Tadschikistan dem Abkommen bei, so dass der Betrieb
des Kairakkum-Stausees mit einbezogen werden konnte. Das Abkommen erfordert jährliche
Protokolle, in denen die genauen Zeiten und Mengen des Wasserablasses, der Preis
für den im Sommer produzierten Strom (der an die Unterlieger verkauft wird) sowie die
Abgabepreise für Kohle, Gas und Strom festgelegt werden. Das Abkommen funktionierte
einige Jahre gut, dann wurden aber in manchen Jahren die vereinbarten Kohle- und Gasmengen
nicht geliefert, woraufhin Kirgistan mehr Wasser als vereinbart im Winter abließ.
Ab 2003 konnten sich die Parteien nicht mehr auf die jährlichen Protokolle einigen. Stattdessen
wurden bilaterale und ad hoc Vereinbarungen getroffen. Diese sind jedoch weniger
transparent, bieten keine langfristige Planungssicherheit und erlauben keine Sanktionen
im Falle der Nicht-Einhaltung.
Die Konsequenzen waren im Winter 2003/04 schmerzlich spürbar: Da der Sommer
2003 überdurchschnittlich niederschlagsreich war und dadurch weniger Wasserablass
notwendig war, lieferten Kasachstan und Usbekistan im folgenden Winter weniger
als die vereinbarte Menge Kohle und Gas. Um den Ausfall zu kompensieren, ließ
Kirgistan wesentlich mehr Wasser als normalerweise aus dem Toktogul-Stausee ab. Die
Wassermenge konnte vom gefrorenen Flussbett des Syr Darja und den Stauseen flussabwärts
nicht aufgenommen werden und führte zu heftigen Überflutungen in Kasachstan,
verbunden mit der Angst vor einem Dammbruch am Schardara-Stausee, wo 2 000 Menschen
evakuiert werden mussten.
Das Scheitern des Abkommens betrifft nicht nur die Energiesicherheit in den
Oberliegerstaaten im Winter und die Sicherheit der landwirtschaftlichen Wasserversorgung
für die Unterlieger, sondern auch die Sicherheit der Staudämme. In den letzten Jahren
haben sich die Staaten flussabwärts kaum an den Kosten für Betrieb und Unterhalt
der Staudämme beteiligt, die alleine von den relativ ärmeren Ländern Kirgistan und Tadschikistan
getragen werden müssen. Das Tschu-Talas-Abkommen, das eine Kostenteilung
zwischen Kirgistan und Kasachstan regelt, ist eine Ausnahme und zeigt, dass dies im
gegenseitigen Nutzen funktionieren kann. Was den Syr Darja betrifft, so ist es bezeichnend,
dass sogar eine offensichtliche win-win-Situation wie der Wasser-Energie-Tausch
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