Offene Kirche Elisabethen - Die Kirche für alle
Die Offene Kirche Elisabethen in Basel ist die Kirche für alle. Alle Menschen guten Glaubens, die Lebenssinn suchen, jede Lebensweise und Orientierung, dürfen ankommen und zuhause sein. Die ist ein Bericht über unsee Are im 2019.
Die Offene Kirche Elisabethen in Basel ist die Kirche für alle. Alle Menschen guten Glaubens, die Lebenssinn suchen, jede Lebensweise und Orientierung, dürfen ankommen und zuhause sein. Die ist ein Bericht über unsee Are im 2019.
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Kòpfladäärnli
Kòpfladäärnli
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Seine grosse Sensibilität im Umgang mit dem Raum und
in Respekt vor dem Geist, der in ihm weht und gepflegt
wird, hat die erste – und leider wohl auch letzte – Ausgabe
dieser poetischen Revue mit sieben Bänken und sehr träfen
Rahmestiggli erst möglich gemacht. Was aber am meisten
überzeugte, war der Mensch Renato: ein Muster an Einsatz
und Menschenfreundlichkeit gepaart, mit hoher Professionalität
und einem Riesenengagement.
Die Rahmestiggli vom «Kòpfladäärnli» waren heiter und
gleichzeitig nachdenklich. Unsere Kirche und ihre Atmosphäre
waren jedoch ausnahmsweise nur das Bühnenbild,
denn Renato war es gelungen, ein vollkommen neues Vorfasnachtskonzept
zu kreieren: Eine fasnächtliche Revue im
Sakralraum. Zum Beispiel wurde unsere Orgel durch unsere
Hausorganistin als Instrument zum Vortrag bekannter
Märsche genutzt. Weiter waren die Piccobelli Gläbbli-
Akrobaaten mit Piccoli und verschiedenen Flöten zu hören.
Und dann Vital Jauslin mit einer Adaption des Klassikers
von Zarli Carigiet: «Mi Dach isch der Himmel vo Züri»,
natürlich auf Basel umgemünzt. Zum Heulen schön! Und
Renatos Trauerrede auf den Hinschied des gesunden
Menschenverstandes würde jeder Pfarrperson, auch in
dieser Kirche, zur Ehre gereichen! Dass an dieser Revue
Menschen lachen und heulen, Lebensfreude verspüren und
ihrem Leben Leichtigkeit und Tiefe geben konnten: Das ist
tatsächlich auch ein wenig «Kirche für alle».
Doch trotz allem: Renato gab im Spätsommer 2019 bekannt,
dass es 2020 keine Neuauflage des «Kòpfladäärnli» geben
Das «Kòpfladäärnli»
leuchtet kein zweites Mal
RENATO SALVI HAT UNS IM SOMMER 2018 DAVON ÜBERZEUGT, DASS UNSERE «ALTI TANTE»
ELISABETHEN 2019 AUCH AN DER FASNACHT MITMACHEN SOLLTE: SEIN KONZEPT FÜR
EINEN «HEERLIG SCHEENE FASNACHTSOOBE» UNTER DEM KIRCHENHIMMEL HAT UNS SEHR
GEFALLEN.
werde. Trotz einer Auslastung von über 80% hätten die
Einnahmen die Ausgaben nicht decken können: Aus der
Ausgabe 2019 habe ein fünfstelliger Verlust resultiert. Daher
mussten Renato und seine Frau Nicole die Notbremse
ziehen, insbesondere, da man «auf der Ausgabenseite keine
grossartigen Korrekturen in Aussicht hatte», wie sie in einem
Mail – unter anderem an uns – schrieben.
Lieber Renato, liebe Nicole, liebes «Kòpfladäärnli»-Team:
Ihr seid wundervolle Menschen, Profis und tolle Künstler-
Innen und hoffentlich auch Stehaufmenschen! Ihr seid jederzeit
wieder willkommen bei uns mit neuen Projekten.
KÒPFLADÄÄRNLI 2019
Mitwirkende
Raamestiggli: Bernadette Schtrittmatter, Sämi Moor,
Michael Hug, Renato Salvi
Schnitzelbängg: Dr Schwoobekäfer (Comité-Bängg),
Dr Blageeri (VSG), Echo vom Säntis (Wild und in
Ostschweizer Dialekt), Dr Hampe vo Kleihünige
(Wild), Schuumschleeger (Bängg fir Basel), S Källerdirrli
(Wild), Bajass und Omega (VSG)
Musig: Piccobelli (Piccolovirtuosen), Susanne Böke
(Organistin), Vital Jauslin (Gesang)
Texte: Renato Salvi und Frank Küster (Texter aus
Düsseldorf)
Hinter der Bühne/Catering: grandiose freiwillige Helfer
FRAGEN AN RENATO SALVI
Wie kamst du auf die Idee, in einer Kirche, bei uns,
dein «Kòpfladäärnli» machen zu wollen?
Nach elf Ausgaben des «Fasnachtskiechli» im «Scala Basel»
hatte ich irgendwie genug von «Bühne», von «Vorhang» und
von der «klassischen» Raumsituation, wie man sie in solchen
Theatern kennt. Natürlich kannte ich die OKE und die
offene Art von Frank Lorenz, auch mal Ungewöhn liches in
der Kirche stattfinden zu lassen. Und da Fragen bekanntlich
nichts kostet, richtete ich meine Anfrage an Frank und,
siehe da, er gab grünes Licht.
Wie waren deine Erfahrungen mit der Kirche und
der Crew, die sie administrativ-technisch betreut
und vermietet?
Ich bin ein Typ, der davor zurückschreckt im Nachhinein
alles schönreden zu wollen. Ich bin sehr kritisch dem gegenüber
was ich tue, aber auch bei dem, was andere tun. Man
kann es glauben oder nicht: Es gab in der ganzen Zusammenarbeit
nie nur eine Kleinigkeit, die ich hätte beanstanden
müssen oder die in mir irgendwie unangenehme Erinnerungen
zurückgelassen hätten. Das «Kòpfladäärnli» war eine
geniale Teamarbeit. Dazu gehörten auch alle aus dem Team
der OKE und alle anderen Mietmietenden.
Von einer Gugge erhielten wir den Vorwurf,
wir würden zensieren, da wir im Rahmen einer
anderen Veranstaltung die Bängge vorher lesen
wollten. Wie hast du unsere theologische Leitung
erlebt: zensierend-restriktiv oder offen für
Humor und Satire?
Ach, das Geklöne von «Zensur»! Das geht mir immer mehr
auf den Wecker. Ist es Zensur, wenn der Chef die Präsentation
der neuen Werbekampagne vor dem Kunden erst
einmal sehen will? Ist es Zensur, wenn man seinen kritischen
Facebook-Post vor dem Absenden nochmals 100-
mal durchliest und daran Veränderungen anbringt? Auch
ich traf mich mit Frank Lorenz und während gut einer
Stunde las und spielte ich ihm alle Nummern vor. Dabei
empfand ich dies überhaupt nicht als zensierend, sondern
eher als qualitätssteigernd. Frank gab ein paar hervorragende
Inputs, die ich auch gerne übernahm und die am
Ende auf der Bühne ein Gewinn waren. Auch die Schnitzelbänke
reichten ihre Verse vorher ein und in einem Fall
empfahl Frank, einen Vers lieber nicht zu singen. Der betroffene
Bank war dankbar dafür und er konnte jeden
Abend erfolgreich und unter tosendem Applaus die Bühne
verlassen. Ferner war es sehr entlastend, vor der Premiere
zu wissen, dass das Team um Frank Lorenz zu 100% hinter
dem, was wir da auf der Bühne machen, stand. Wenn das
jemand als «Zensur» empfindet, wird das eigentliche Problem
irgendwo anders liegen.
Wo lagen die Hauptgründe für den Misserfolg?
Hätten wir dir mehr helfen können? Welches Learning
müssen wir allfällig mitnehmen für eine nächste
und alle weiteren Fasnachtsveranstaltungen bei uns?
Die Gründe lagen weder bei der OKE noch am Interesse
der Gäste. Ich war das Problem! Ich war derart überzeugt
RENATO SALVI IN ACTION
davon – geradezu besessen –, dass das «Kòpfladäärnli» ein
Erfolg werden würde (was ja irgendwie auch eintraf), dass
ich alles Kritische, was im Laufe der letzten Vorbereitungsmonate
geschah, zur Seite schob. Als Beispiel: Ich wollte
unbedingt, dass Gäste im Rollstuhl die Veranstaltung sehen
können (was bei vielen anderen Produktionen nicht oder
nur sehr schwer möglich ist), und daher musste auch ein
behindertengerechtes WC hin. Obschon ich im Vorfeld alles
mit Offerten sicherte, liefen dann die Installationen und
«Schlauchbauten» und so weiter enorm aus dem Ruder.
Auch auf der technischen Seite vertraute ich zu sehr den
Aussagen der Profis und ein paar Tage vor der Vorstellung
kam dann einiges anders. Da muss man dann entscheiden:
Abbruch – was ein finanziell kleineres Fiasko gewesen wäre
– oder Durchziehen. Ich entschloss mich für Letzteres. Da
ich ein Bühnenmensch bin und seit 33 Jahren Theater
mache, wurde ich schon sehr oft regelrecht «ausgebeutet».
Das ist auch heute noch und immer mehr schon fast üblich
in diesem Beruf. Da ich immer grossen Wert darauf gelegt
habe, dass, wenn ich etwas organisiere, ich es nicht auf dem
«Buckel» der Mitwirkenden machen will, vereinbarte ich
mit allen eine gute – oft sehr gute – Gage. Das trieb die
Produktionskosten natürlich auch hoch, sodass wir mit einer
80%-Auslastung (was genial ist bei einer neuen Veranstaltung)
leider rote Zahlen geschrieben haben.
Offene Kirche Elisabethen – 2019 Offene Kirche Elisabethen – 2019