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Nachhaltigkeit und Innovation - so kann's gehen

Gerade in der Krise braucht es Innovationen. Dann wären das aktuell perfekte Zeiten für Erfinder. Die Realität ist nicht ganz so einfach. Vor allem nachhaltige Ideen brauchen als Antrieb eher Vertrauen als Angst. UmweltDialog geht in seinem neuen Magazin (ET 18. Mai 2020) auf 80 Seiten der Frage nach, warum wir Politik, Gesellschaft und Markt neu erfinden müssen.

Gerade in der Krise braucht es Innovationen. Dann wären das aktuell perfekte Zeiten für Erfinder. Die Realität ist nicht ganz so einfach. Vor allem nachhaltige Ideen brauchen als Antrieb eher Vertrauen als Angst. UmweltDialog geht in seinem neuen Magazin (ET 18. Mai 2020) auf 80 Seiten der Frage nach, warum wir Politik, Gesellschaft und Markt neu erfinden müssen.

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<strong>Innovation</strong><br />

der individuellen Moral, <strong>so</strong>ndern ihres beruflichen Alltags.<br />

Selbst wo es sinnvoll <strong>und</strong> zumutbar wäre, den Zug statt des<br />

Flugzeugs zu nehmen, scheitert das allzu oft an fehlenden<br />

Kapazitäten <strong>und</strong> zeitraubenden Verbindungen der Bahn.<br />

Damit wir uns recht verstehen: Es gibt keine Freiheit ohne persönliche<br />

Verantwortung. Es ist gut <strong>und</strong> richtig, mit Rad oder<br />

Bahn zu fahren <strong>und</strong> keine Produkte zu kaufen, für die Menschen<br />

gesch<strong>und</strong>en werden oder Tiere leiden. Jedem steht es<br />

frei, das „gute Leben“ in einem Mehr an Muße <strong>und</strong> <strong>so</strong>zialen<br />

Beziehungen statt in einer Steigerung von Einkommen <strong>und</strong><br />

Konsum zu suchen. Aber ein nüchterner Blick auf die Größe<br />

der ökologischen Herausforderung zeigt, dass sie mit dem Appell<br />

zur Genügsamkeit nicht zu lösen ist. Eine Reduktion von<br />

Treibhausgasen um 90 Prozent <strong>und</strong> mehr ist nicht durch die<br />

Beschränkung von Mobilität <strong>und</strong> Konsum zu erreichen. Ohne<br />

eine grüne industrielle Revolution werden wir den Wettlauf<br />

mit dem Klimawandel nicht gewinnen. Ihr Kern besteht in<br />

einer Entkopplung von Wohlstandsproduktion <strong>und</strong> Naturverbrauch.<br />

Das ist ambitioniert, aber machbar.<br />

Ohne eine grüne<br />

industrielle Revolution<br />

werden wir den Wettlauf<br />

mit dem Klimawandel<br />

nicht gewinnen.<br />

Klimawandel <strong>und</strong> Demokratie<br />

Die Kritik an der Langsamkeit der Demokratie mit ihrer Kompromis<strong>so</strong>rientierung<br />

hat eine lange Tradition. Angesichts immer<br />

neuer Alarm-Nachrichten über schmelzende Gletscher,<br />

brennende Wälder <strong>und</strong> auftauende Permafrostböden wird der<br />

Ruf nach durchgreifenden Maßnahmen lauter. Es ist kein Zufall,<br />

dass prominente Umweltschützer wie der Norweger Jørgen<br />

Randers mit dem chinesischen Modell eines vermeintlich<br />

aufgeklärten Autoritarismus sympathisieren. Randers gehörte<br />

zu dem Team um den Ökonomen Dennis Meadows, das 1971<br />

den berühmten Bericht zu den „Grenzen des Wachstums“ für<br />

den Club of Rome verfasste. Bereits diese Urschrift der modernen<br />

Umweltbewegung war von einem autoritären Gr<strong>und</strong>ton<br />

durchzogen.<br />

Wenn man die Rettung aus der ökologischen Krise vor allem<br />

in der Einschränkung von Produktion, Konsum <strong>und</strong> Fortpflanzung<br />

sucht, ist das konsequent. Autoritäre Regimes scheinen<br />

dann eher in der Lage, die notwendigen Verzichtsleistungen<br />

durchzusetzen, weil sie in geringerem Maße als parlamentarische<br />

Demokratien von der Zustimmung der Bevölkerung<br />

abhängig sind. Demokratie wird in dieser Lesart zu einem<br />

Luxus, den wir uns angesichts der Klimakrise nicht mehr leisten<br />

können.<br />

Gegen die autoritäre Versuchung der Ökologie zu argumentieren,<br />

bedeutet nicht, die ökologische Krise zu verharmlosen.<br />

Wenn die Erderwärmung außer Kontrolle gerät <strong>und</strong> die Meere<br />

kippen, wird das große Verwerfungen nach sich ziehen, von<br />

wirtschaftlichen Einbrüchen bis zu weltweiten Wanderungsbewegungen.<br />

In<strong>so</strong>fern gefährdet die Umweltkrise auch die<br />

Demokratie. Wir müssen deshalb alles tun, um die ökologische<br />

Transformation der Industriegesellschaft voranzutreiben.<br />

14 Ausgabe 13 | Mai 2020 | Umweltdialog.de

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