der gemeinderat September 2020

Planen & Bauen
Kommunalbau
Planen & Bauen
Energieeinsparung
Wärme nur bei Bedarf
Kleine Investition, große Wirkung: Digitale Heizkörperthermostate beheizen
Räume nur dann, wenn sie tatsächlich genutzt werden. In Berlin wird in zwei
Schulgebäuden ein selbstlernendes System genutzt. Die Stadt konnte so ein
Viertel des Heizenergieverbrauchs einsparen.
sparen – und jede Menge CO 2 -Emissionen
vermeiden.
Ein Nutzer ist die Berliner Energiemanagement
GmbH (B.E.M.). Sie hat das
selbstlernende System in zwei Schulgebäuden
installiert. Nach Durchführung
einer Projektanalyse hat sich ergeben, dass
sich eine Ausstattung des Oberstufenzentrums
in Berlin-Spandau als sinnvoll gestaltet.
Die Liegenschaft besteht aus fünf
Gebäuden, von denen ein Neubau sowie
das Werkstattgebäude für eine Optimierung
ausgewählt wurden.
KURZES LERNEN, KURZES AMORTISIEREN
Das selbstlernende Thermostat beheizt Räume präsenzbasiert und automatisch. Zum Einstellen
der Wunschtemperatur kann auch wie gewohnt gedreht werden, dann leuchten LEDs auf.
Das moderne Arbeits- und Schulleben
führt dazu, dass Büro- und
Unterrichtsräume bis zu 80% der
Zeit leer stehen. Einzig anwesend: die Heizung.
Und die läuft. Dementsprechend
sind viele Räume kuschelig warm, obwohl
niemand da ist. Der Arbeitgeber bzw. die
Kommune zahlt die Kosten, die Nutzer
kümmern sich nicht weiter. Gleichzeitig
leidet das Klima unter den unnötigen und
hohen CO 2 -Emissionen.
Abhilfe kann eine vollautomatische und
selbstlernende Heizkörpersteuerung schaffen,
wie sie das Unternehmen Vilisto anbietet.
Das System funktioniert mit einem
digitalen Wärmemanagement: Thermostate
arbeiten mithilfe von einer Anwesenheitserkennung,
lernenden Algorithmen
und Raumklima-Sensoren. Die integrierte
Anwesenheitserkennung besteht aus Bewegungs-,
Schall- und Lichtsensoren. Mit
ihr wird die Belegung des Raumes automatisch
erkannt. Während die Thermostate
die Raumtemperatur selbstlernend
und bedarfsgerecht regeln, ermöglicht die
angeschlossene Online-Plattform die zentrale
und effiziente Verwaltung des Immobilienportfolios.
Zusätzlich ermitteln Sensoren die
Raumfeuchte, erkennen, wenn Fenster geöffnet
sind und die Heizung gedrosselt
werden muss, oder lernen, wie schnell ein
Raum sich erwärmt oder auskühlt – sogenannte
raumabhängige Gebäudeparameter.
Auf Basis all dieser Faktoren, die
mit aktuellen Wetterdaten kombiniert werden,
ermittelt ein Algorithmus Vorhersagen
für die Steuerung der Heizung. Bis zu
32% des Heizenergieverbrauchs lassen
sich so in Unternehmen und Kommunen
Foto: Vilisto
Aufgrund der historischen Verbrauchsdaten
und Heizkosten sowie der Nutzungsund
Bausituation wurde eine kurze Amortisationsdauer
prognostiziert. Die Installation
erfolgte im Februar 2019 und dauerte
zwei Tage. Nach der zweiwöchigen Anlernphase
hat die Heizkörpersteuerung die
Nutzungsmuster der Räume erlernt und
diese nur noch nach Bedarf beheizt.
Nach einigen Monaten wurde der Verbrauch
an Wärmemengenzählern gemessen
und ausgewertet. So wurden witterungsbereinigt
Energieeinsparungen in
beiden Gebäuden von 25 Prozent generiert.
Damit wird sich das System nach
ungefähr drei Jahren amortisieren.
Die B.E.M. leistet einen wichtigen Beitrag
zur Erfüllung der klimapolitischen
Ziele des Landes Berlin im Gebäudebereich.
Die ab dem 1. Januar 2021 geltende
CO 2 -Steuer und die damit verbundene
Heizkostensteigerung wird die Amortisationsdauer
des Systems noch zusätzlich
verbessern. Andreas Falck
DER AUTOR
Andreas Falck ist Head of Marketing beim
Hamburger Unternehmen Vilisto GmbH.
44 der gemeinderat 9/20
Im öffentlichen Raum zu Hause
Mobile Raumlösungen in Containerbauweise – www.container.de/kommunen
der gemeinderat 9/20
45