der gemeinderat September 2020
Unsere Themen in der September-Ausgabe: Digitalisierung in den Kommunen, Rathaus 4.0, Energieversorgung, Bevölkerungswarnung und Katastrophenschutz.
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KoMMUNalBaU<br />
Planen & Bauen<br />
Urban-Mining-Expertin anja rosen und Harald<br />
Kurkowski, rückbauleiter und Experte für recyclingbaustoffe,<br />
untersuchen das abbruchmaterial.<br />
Recycling<br />
<strong>der</strong> Kreis schließt sich<br />
Sand ist teuer geworden, Kies ebenso. So teuer, dass „Urban Mining“, das<br />
Recycling von Bauschutt, wirtschaftlich wird. Doch Schutt ist nicht gleich<br />
Schutt: Es braucht Spezialisten, um die urbane Mine zu heben. Der Magistrat<br />
<strong>der</strong> Kreis- und Hansestadt Korbach hat sich <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung gestellt.<br />
Foto: Agentur printundtv<br />
Einer Stadtreparatur gleich soll das<br />
Zentrum Korbachs (Hessen) mit seinem<br />
ursprünglich gotischen Rathaus<br />
und dem historisch geprägten Umfeld neu<br />
gestaltet werden. Teil <strong>der</strong> Baumaßnahme<br />
ist <strong>der</strong> Abbruch eines Anbaus aus den<br />
1970er Jahren und die Erweiterung durch<br />
einen nachhaltigen Neubau. Im Rahmen<br />
einer öffentlichen Vergabe mit vorgeschaltetem<br />
Realisierungswettbewerb wurde die<br />
Arbeitsgemeinschaft „agn-heimspielarchitekten“<br />
mit <strong>der</strong> Objektplanung beauftragt.<br />
Parallel zu diesem Planungsauftrag hat<br />
das Fachplanungsbüro Energum im Auftrag<br />
des Hessischen Ministeriums für Umwelt,<br />
Klimaschutz, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz ein Urban-Mining-Konzept<br />
entwickelt. Geschäftsführerin Anja<br />
Rosen, die an <strong>der</strong> Bergischen Universität<br />
Wuppertal zu diesem Thema forscht und<br />
promoviert hat, hat das Modellprojekt begleitet.<br />
„Wir sind Überzeugungstäter“,<br />
sagt sie. „Wir wollen zeigen, dass das zirkuläre<br />
Bauen in <strong>der</strong> Praxis angekommen<br />
ist und wie es funktioniert.“<br />
Anhand des Modellprojekts werden die<br />
Möglichkeiten eines selektiven Rückbaus<br />
mit anschließendem ortsnahen Recycling<br />
<strong>der</strong> mineralischen Abbruchmaterialien<br />
und Wie<strong>der</strong>einsatz für den Neubau untersucht<br />
und aufgezeigt. Darüber hinaus wird<br />
<strong>der</strong> Neubau als „urbane Mine“ für künftige<br />
Generationen gebaut. Alle Materialien<br />
wurden unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Recyclingfähigkeit<br />
ausgewählt und so gefügt,<br />
dass sie bei einem späteren Rückbau o<strong>der</strong><br />
einer Sanierung sortenrein trennbar sind.<br />
Das Best-Practice-Beispiel in Korbach soll<br />
Grundlagen für die Entwicklung eines Leitfadens<br />
für ressourcenschonendes Bauen in<br />
Hessen schaffen. Die Baumaßnahme wird<br />
daher auch mit öffentlichen Mitteln aus<br />
verschiedenen Programmen geför<strong>der</strong>t.<br />
Wer sagt eigentlich,<br />
dass öffentliche Baumaßnahmen<br />
immer kompliziert sein müssen?<br />
GOLDBECK macht<br />
es einfacher!<br />
Da ein Urban-Mining-Projekt einer<br />
sachkundigen Planung bedarf, wurden<br />
beim Rathaus Korbach die Massen <strong>der</strong> zurückzugewinnenden<br />
Baustoffe aus <strong>der</strong><br />
Rathauserweiterung ermittelt und auf<br />
ihre Recyclingfähigkeit untersucht. Proben<br />
<strong>der</strong> mineralischen Bausubstanz wurden<br />
labortechnisch geprüft, um die Eignung<br />
für den Wie<strong>der</strong>einsatz in Beton festzustellen.<br />
Vor <strong>der</strong> Ausschreibung ermittelte das<br />
Team geeignete Recyclingunternehmen in<br />
<strong>der</strong> Region. „Wir haben viel recherchiert<br />
und mit lokalen Firmen gesprochen“, berichtet<br />
Anja Rosen. „In <strong>der</strong> Gegend wird<br />
recycelter Beton bisher nicht im Hochbau<br />
eingesetzt, aber wir haben Unternehmen<br />
gefunden, die darin einen Markt mit hohem<br />
Zukunftspotenzial erkannten.“ Mit<br />
den Unternehmern wurden Gespräche geführt,<br />
um die Möglichkeiten <strong>der</strong> hochwertigen<br />
Aufbereitung sowie die Transportentfernungen<br />
und Kosten für das Recycling<br />
zu sondieren. Im Anschluss wurde <strong>der</strong><br />
Rückbau als selektiver Rückbau ausgeschrieben<br />
mit <strong>der</strong> Vorgabe, die mineralischen<br />
Materialien nicht zu entsorgen, son<strong>der</strong>n<br />
ortsnah aufzubereiten und zur Abholung<br />
bereitzustellen.<br />
Im Projekt Korbach konnten rund 62 %<br />
des Abbruchmaterials für den Neubau verwertet<br />
werden. Es hat sich herausgestellt,<br />
dass Hin<strong>der</strong>nisse im Rückbau – wie beispielsweise<br />
durch verlorene Schalungen<br />
mit integrierter Dämmung – die Qualität<br />
<strong>der</strong> Rezyklate einschränken und damit die<br />
Menge <strong>der</strong> hochwertig einsetzbaren rezyklierten<br />
Gesteinskörnung reduzieren.<br />
In Zeiten <strong>der</strong> Ressourcenverknappung<br />
zeigt dies, wie wichtig das sorgfältige und<br />
weitsichtige kreislaufgerechte Konstruieren<br />
bereits in <strong>der</strong> Neubauplanung ist. Der<br />
gesamte Lebenszyklus des Rathauses<br />
stand in Korbach im Fokus und <strong>der</strong> Neubau<br />
soll auch hinsichtlich seiner eigenen<br />
Rückbau- und Recyclingfähigkeit Maßstäbe<br />
setzen. Das Modellprojekt zeigt, was<br />
nach den <strong>der</strong>zeitigen Normen und Richtlinien<br />
möglich ist. „Da ist noch viel Luft<br />
nach oben. Die Regularien müssen dringend<br />
weiterentwickelt werden“, resümiert<br />
Anja Rosen. <br />
red.<br />
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Themen > Planen & Bauen<br />
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