23.10.2020 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2020

Was macht eine Stadt aus? Wie vielschichtig und facettenreich die Auseinandersetzung mit dem Thema „Die Stadt“ dieser Ausgabe von architektur PEOPLE sein kann, war eigentlich von Anfang an absehbar. So kommen auf den folgenden Seiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtstrukturforschung, Metropolenplanung ebenso zu Wort wie aus Verkehr- und Mobilitätsentwicklung, Lichtgestaltung oder Landschaftsplanung.

Was macht eine Stadt aus? Wie vielschichtig und facettenreich die Auseinandersetzung mit dem Thema „Die Stadt“ dieser Ausgabe von architektur PEOPLE sein kann, war eigentlich von Anfang an absehbar. So kommen auf den folgenden Seiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtstrukturforschung, Metropolenplanung ebenso zu Wort wie aus Verkehr- und Mobilitätsentwicklung, Lichtgestaltung oder Landschaftsplanung.

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31<br />

Hohengasser Wirnsberger Architekten<br />

© Christian Brandstätter<br />

Für den Käsehof Zankl gestalteten Hohengasser Wirnsberger Architekten eine Hofkäserei im landwirtschaftlichen Kontext.<br />

Was macht eine Stadt aus?<br />

Sonja Hohengasser (SH): Was meine<br />

persönlichen Erfahrungen während<br />

der Studienzeit in Wien betrifft,<br />

bedeutet Stadt für mich einerseits<br />

Freiheit, Anonymität, ein großes kulturelles<br />

und kulinarisches Angebot<br />

anderseits aber auch Reizüberflutung<br />

durch gestresste Menschen,<br />

enormen Autoverkehr, schrille Beleuchtungen<br />

– einfach ein Überangebot<br />

von Allem. Ich habe sie sowohl<br />

kreativitätsfördernd als auch als<br />

Energieräuber erlebt. Man muss sich<br />

mehr mit den Dingen auseinandersetzen<br />

und herausfinden, was wirklich<br />

wichtig ist und was nicht.<br />

Jürgen Wirnsberger (JW): Um über<br />

die Qualtäten einer Stadt sprechen<br />

zu können, muss man aus meiner<br />

Sicht zuerst deren Größenordnung<br />

definieren. Eine Kleinstadt im ländlichen<br />

Kontext kann andere Qualitäten<br />

bieten als eine Großstadt. Für<br />

mich ist die Großstadt immer inspirierend,<br />

weil das Angebot vielfältig<br />

ist. Ich habe aber nie, wie Sonja, lange<br />

in einer größeren Stadt gelebt.<br />

Was sind die Grenzen zwischen dem<br />

ländlichen und dem städtischen Raum?<br />

SH: Schwierig zu sagen. In Wien<br />

habe ich die Stadtgrenze dort erlebt,<br />

wo auch die Straßenbahn geendet<br />

hat. Wenn man mit dem Auto unterwegs<br />

ist, ist das wieder anders – die<br />

Grenzen verschwimmen mehr. Die<br />

Distanz ist viel kürzer und man fährt<br />

auch aus der Stadt raus in die Natur,<br />

um Sport zu betreiben.<br />

JW: Ich glaube, dass es die definierte<br />

Grenze nicht mehr gibt. Früher gab<br />

es Stadtmauern oder andere Befestigungsanlagen,<br />

durch die ganz klar<br />

war, bis wohin die Stadt reicht und<br />

wo die Landschaft beginnt. Heute<br />

ist, durch den Umraum der Stadt, die<br />

Festlegung einer Grenze viel schwieriger<br />

geworden, wenn nicht unmöglich.<br />

Braucht eine Stadt<br />

dörfliche Strukturen?<br />

SH: Ja, ich finde schon. Wenn man<br />

länger in einem Stadtbezirk wohnt,<br />

wird er zum Dorf. Man findet seine<br />

Stammläden und seine Stammlokale,<br />

die meist fußläufig erreichbar sind.<br />

Ich habe Stadt erlebt, als mehrere<br />

kleinere dörfliche Strukturen, die aneinandergereiht<br />

sind.<br />

JW: Ich denke, dass es in der Stadt<br />

oft sogar besser funktionieren kann<br />

als großteils am Land. Dort gibt es<br />

die dörflichen Strukturen oft gar<br />

nicht mehr oder sie sind am Verschwinden.<br />

In vielen Dörfern gibt es<br />

seit Jahren ein Sterben der Wirtshäuser<br />

– was sich natürlich negativ<br />

für das gesellschaftliche Zusammenleben<br />

auswirkt.<br />

Kann man nicht nur von „Landflucht“<br />

sprechen, sondern auch schon von<br />

„Stadtflucht“?<br />

SH: Das kann ich nicht sagen, aber<br />

was zu beobachten ist, ist dass fast<br />

alle meine Freunde und Bekannte<br />

aus Wien einen Zweitwohnsitz am<br />

Land oder außerhalb der Stadt haben.<br />

Sobald eine Familie gegründet<br />

wird, verstärkt sich der Wunsch nach<br />

Leben in oder mit der Natur dann<br />

noch mehr. Auch die Corona-Krise<br />

hat den Wunsch sicherlich noch verstärkt,<br />

denn alle, die einen Garten<br />

haben, konnten sich glücklich schätzen.<br />

Ich sehe die Stadt als Erhalter,<br />

um Geld zu verdienen und sich weiterzubilden.<br />

Die Freizeit verbringen<br />

viele Leute dann am Land. u

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