23.10.2020 Aufrufe

architektur FACHMAGAZIN People 2020

Was macht eine Stadt aus? Wie vielschichtig und facettenreich die Auseinandersetzung mit dem Thema „Die Stadt“ dieser Ausgabe von architektur PEOPLE sein kann, war eigentlich von Anfang an absehbar. So kommen auf den folgenden Seiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtstrukturforschung, Metropolenplanung ebenso zu Wort wie aus Verkehr- und Mobilitätsentwicklung, Lichtgestaltung oder Landschaftsplanung.

Was macht eine Stadt aus? Wie vielschichtig und facettenreich die Auseinandersetzung mit dem Thema „Die Stadt“ dieser Ausgabe von architektur PEOPLE sein kann, war eigentlich von Anfang an absehbar. So kommen auf den folgenden Seiten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtstrukturforschung, Metropolenplanung ebenso zu Wort wie aus Verkehr- und Mobilitätsentwicklung, Lichtgestaltung oder Landschaftsplanung.

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51<br />

DI Dr. Ida Pirstinger<br />

Bieten der innerstädtische oder der<br />

periphere Bereich der Stadt mehr<br />

Potenzial für Nachverdichtung?<br />

Das kann man sicher nicht verallgemeinern,<br />

denn unterschiedliche<br />

Städte und Bautypen sind unterschiedlich<br />

gut für verschiedene<br />

Nachverdichtungsformen geeignet.<br />

In unseren Städten ist die Bebauungsdichte<br />

zu den Zentren hin üblicherweise<br />

höher als in der Peripherie.<br />

In der Peripherie wäre also was Quadratmeter<br />

und Volumen betrifft mehr<br />

möglich, vor allem durch horizontales<br />

Verdichten. Allerdings ist die<br />

Infrastruktur in Zentrumsnähe viel<br />

umfangreicher vorhanden, Urbanität<br />

wäre dort also leichter entwickelbar.<br />

In der Peripherie ist es schwieriger,<br />

lebenswerten und gut strukturierten<br />

Stadtraum zu erzeugen. Konzepte<br />

zur Transformation von monofunktionalen<br />

Wohnsiedlungen wären eine<br />

wichtige Zukunftsaufgabe.<br />

Wird es in Städten in Zukunft nur<br />

noch um das Bauen im Bestand und<br />

seine Nachverdichtung gehen?<br />

Grundsätzlich ist die Stadtentwicklung<br />

immer der Umgang mit dem<br />

Vorgefundenen. Es könnte für mitteleuropäische<br />

Städte ein Ansatzpunkt<br />

sein, dass man klare Siedlungsgrenzen<br />

festlegt und erst, wenn alles<br />

verbraucht ist, über die Ausdehnung<br />

in die Breite nachdenkt. Die Realität<br />

sieht leider anders aus. Durch das<br />

sehr große Wachstum der Städte ist<br />

es derzeit schneller und unkomplizierter,<br />

diese in die Breite auszudehnen.<br />

Global betrachtet entstehen in<br />

Asien und Amerika auch viele Reißbrettstädte<br />

auf freiem Feld, da geht<br />

es also in die umgekehrte Richtung.<br />

Im europäischen Kontext reden wir<br />

hauptsächlich über die Weiterentwicklung<br />

schon bestehender Städte<br />

in ökonomischer, finanzieller und<br />

verkehrstechnischer Hinsicht. Wir<br />

müssen Städte anders denken als<br />

bisher. Manchmal habe ich den Eindruck,<br />

dass die Fachwelt und die<br />

Stadtbewohner und Stadtbewohnerinnen<br />

diesbezüglich schon weiter<br />

sind als die Politik.<br />

Wann ist eine Stadt zu dicht?<br />

Ich denke sie ist zu dicht, wenn sie<br />

räumlich oder hinsichtlich der anwesenden<br />

Personen, die da wohnen<br />

oder arbeiten, erschöpft ist<br />

und gleichzeitig etwas fehlt, um sie<br />

lebenswert zu machen. Das kann<br />

Freiräume, Rückzugsmöglichkeiten,<br />

Jobs, Perspektiven und Ausweichmöglichkeiten,<br />

usw. betreffen. Das<br />

ist auch sehr vom individuellen Empfinden<br />

abhängig. Im Prinzip geht es<br />

darum, dass die Ressourcen ausgeschöpft<br />

sind.<br />

Worin soll eine Stadt unbegrenzt sein?<br />

Die Möglichkeitsräume für das Gemeinwesen<br />

der Stadt in Bezug auf<br />

Chancen, Entwicklungsmöglichkeiten<br />

und visionäres Denken sollen<br />

immer unbegrenzt sein. In der Umsetzung<br />

muss man sich dabei an<br />

die Grenzen des Vernünftigen und<br />

Machbaren halten. Man muss überlegen,<br />

was der Entwicklung des sozialen<br />

Gemeinwesens gut tut und was<br />

nicht. Die Stadt ist deshalb ein Anziehungspunkt,<br />

weil die Menschen in<br />

ihr mehr Zukunftshoffnungen sehen.<br />

In dem Sinne sollte die Stadt immer<br />

als offene Gemeinschaft denken und<br />

im Sinne des Gemeinwohls handeln.<br />

www.urbandensity.at<br />

•<br />

Typische Gründerzeitquartiere aus Berlin, Wien und Graz sind hier einander gegenübergestellt.<br />

© Ida Pirstinger

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