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asphalt 08/20

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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12 Aktuell<br />

Im Gespräch<br />

„Wichtig ist, dass Nynas <strong>20</strong>21 weiter<br />

im Geschäft bleibt“<br />

Als Nynas in <strong>20</strong>19 eine umfangreiche Umstrukturierung ankündigte,<br />

sahen einige in der Asphaltbranche bereits das Ende des Bitumenlieferanten<br />

gekommen. Aber das Unternehmen ging gradlinig seinen<br />

Weg und kämpfte sich aus der wirtschaftlichen Schieflage heraus. Wir<br />

sprachen mit Dr. Carl Robertus über Ursachen, Folgen und den Weg<br />

in die Zukunft von Nynas.<br />

<strong>asphalt</strong>: Herr Dr. Robertus, wie kam es<br />

dazu, dass Nynas in eine wirtschaftliche<br />

Schieflage geraten ist?<br />

Dr. Robertus: Die US-Sanktionen gegen den<br />

50%igen Anteilseigner von Nynas, die venezolanische<br />

PDVSA, haben die Rentabilität von<br />

Nynas im Laufe der Zeit untergraben. Aufgrund<br />

der Eigentümerschaft von PDVSA ist Nynas seit<br />

August <strong>20</strong>17 von den finanziellen Restriktionen<br />

der USA betroffen. Im Oktober <strong>20</strong>19 wurde uns<br />

zudem der Kauf von Rohöl aus Venezuela<br />

untersagt. Infolgedessen hatten wir hohe<br />

finanzielle Einbußen und es entstand eine Situation,<br />

in der es keine kontinuierliche Finanzierung<br />

der Geschäftstätigkeit des Unternehmens<br />

mehr gab. Infolgedessen hatte Nynas keine<br />

andere Wahl, als im Dezember <strong>20</strong>19 eine Unternehmensumstrukturierung<br />

zu beantragen.<br />

Welche Schlüsse hat Nynas daraus gezogen?<br />

Der Reorganisationsprozess, ein formeller Prozess<br />

unter Aufsicht der schwedischen Gerichte,<br />

verfolgte drei Ziele:<br />

1. Nynas von den US-Sanktionen zu befreien,<br />

2. zu normalen Handelsbedingungen zurückzukehren<br />

und<br />

3. die langfristige Finanzierung zu sichern.<br />

Während dieser Zeit haben wir versucht, die<br />

Kunden so weit wie möglich zu unterstützen,<br />

wobei wir uns natürlich bewusst waren, dass<br />

der Umgang mit Nynas zu Unsicherheiten in<br />

ihren Geschäften geführt hat.<br />

Wie haben Ihre Kunden reagiert?<br />

Die Kunden sind an vielen Fronten loyal geblieben<br />

und haben Nynas während der gesamten<br />

Umstrukturierungsphase unterstützt. Kurzfristig<br />

war es sowohl für unsere Kunden als auch<br />

für unsere Lieferanten schwierig, aber langfristig<br />

sehen wir gute Bedingungen für die Fortführung<br />

des Geschäfts. Nynas hat ein starkes<br />

Angebot mit einer guten Nachfrage auf dem<br />

Markt.<br />

Was ist gerade der „Stand der Dinge“?<br />

Die US-Sanktionen wurden im Mai <strong>20</strong><strong>20</strong> aufgehoben.<br />

Dies war ein sehr wichtiger Meilenstein,<br />

der es uns ermöglichte, unter normaleren Handelsbedingungen<br />

zu operieren. Wir sind nicht<br />

länger durch die US-Sanktionsbestimmungen<br />

blockiert, und das Unternehmen konnte Rohöllieferungen<br />

vertraglich vereinbaren und Finanzierungen<br />

zu günstigeren Bedingungen aushandeln.<br />

Im Oktober wurden den Gläubigern<br />

von Nynas ein Vergleichsvorschlag sowie ein<br />

Bericht der Verwalter übermittelt. Dieser letzte<br />

Schritt, sobald er vereinbart und abgeschlossen<br />

ist, wird es Nynas ermöglichen, gestärkt aus<br />

dem Reorganisationsprozess hervorzugehen<br />

und das Unternehmen für die Zukunft zu positionieren.<br />

Unsere Raffinerien haben bei vielen Produkten<br />

die Umstellung von venezolanischen<br />

Rohölen auf andere Rohöle vollzogen, ohne<br />

dabei die hohen Standards zu vernachlässigen,<br />

die unsere Kunden von Nynas gewohnt sind.<br />

Wie geht es jetzt weiter?<br />

Ich gehe davon aus, dass Nynas seine Umstrukturierung<br />

abgeschlossen hat, wenn die Zeitschrift<br />

Asphalt in Druck geht. Damit schließt<br />

sich eine Zeit großer Unsicherheit ab, die<br />

unsere Kunden und Lieferanten erdulden<br />

mussten. Wichtig ist, dass sie unseren Kunden<br />

die Gewissheit geben wird, dass Nynas im Jahr<br />

<strong>20</strong>21 und in den kommenden Jahren weiter im<br />

Geschäft bleibt.<br />

Natürlich haben wir aufgrund der Unsicherheiten<br />

in den letzten Jahren Kunden verloren,<br />

aber unsere Vision für die Zukunft bleibt die<br />

gleiche: der führende Bitumenpartner in<br />

Europa zu sein. Durch die Bereitstellung von<br />

Produkten und Dienstleistungen, Zuverlässigkeit<br />

und auf dem hohen Niveau, das die Kunden<br />

seit vielen Jahren gewohnt sind, werden wir<br />

hoffentlich ihr Geschäft und vor allem ihr Vertrauen<br />

zurückgewinnen können.<br />

Dr. Carl Robertus: „Ich bin sehr dankbar für die Kunden,<br />

Partner und Lieferanten, die in dieser turbulenten<br />

Zeit zu uns gehalten haben.“ (Quelle: Nynas)<br />

Wie lautet Ihr persönliches Fazit bisher?<br />

Wenn ich zurückblicke, habe ich in den letzten<br />

zwölf Monaten einen enormen Wandel innerhalb<br />

von Nynas auf vielen verschiedenen Ebenen<br />

erlebt. Ich bin sehr dankbar für die Kunden,<br />

Partner und Lieferanten, die in dieser turbulenten<br />

Zeit zu uns gehalten haben. Da sich die Welt<br />

mitten in der Bewältigung der anhaltenden<br />

Pandemie befindet, erwarte ich nicht, dass alles<br />

reibungslos abläuft. Aber ich freue mich darauf,<br />

weiterhin Teil einer Industrie zu sein, die zum<br />

Aufbau einer Infrastruktur beiträgt, in der jeder<br />

auf nachhaltige Weise eine reibungslose und<br />

sichere Fahrt haben kann.<br />

•<br />

Zur Person<br />

Dr. Carl Robertus kam <strong>20</strong>15 als technischer<br />

Direktor zu Nynas. Seit diesem<br />

Sommer hat er auch die Position des<br />

General Manager für Nynas Bitumen in<br />

Westeuropa. Robertus war während seiner<br />

beruflichen Laufbahn immer aktiv an<br />

Eurobitume beteiligt und leitete Arbeitsgruppen<br />

und Ausschüsse. Unter anderem<br />

leitete er in der Anfangszeit die Gruppe<br />

für leistungsbezogene Spezifikationen,<br />

führte den Vorsitz im HSE-Ausschuss, war<br />

von <strong>20</strong>07 bis <strong>20</strong>15 Mitglied des Exekutivausschusses,<br />

war von März <strong>20</strong>14 bis Juni<br />

<strong>20</strong>15 Präsident von Eurobitume und ist<br />

seit <strong>20</strong>18 der Vertreter von Nynas im Verwaltungsrat<br />

des Verbandes.<br />

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