Stahlmarkt 01/2021
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International<br />
Industrie & Technologie<br />
Projekt »Hybrit« macht Fortschritte<br />
Joint Venture arbeitet an Erzeugung fossilfreien Stahls<br />
Raahe/Luleå/Köln. Seinen<br />
CO 2 -Emissionen hat der<br />
schwedische Stahlhersteller<br />
SSAB den Kampf angesagt.<br />
Mit einer vielversprechenden<br />
Vorstudie knüpft der Konzern<br />
an das Hybrit-Projekt an.<br />
Von unserem Redakteur<br />
Niklas Reiprich<br />
Seinem Ziel, bis 2045 ohne den<br />
Einsatz fossiler Brennstoffe zu<br />
produzieren, ist SSAB eigenen<br />
Angaben zufolge einen weiteren<br />
Schritt näher gekommen: Vor Kurzem<br />
hat der Konzern eine Vorstudie zum<br />
Projekt »Energy4Hybrit« abgeschlossen.<br />
Darin untersucht der schwedische<br />
Stahlhersteller fossilfreie Energiequellen,<br />
um fossile Brennstoffe in diversen<br />
Produktionsprozessen neben der Roheisenerzeugung<br />
– etwa dem Walzen<br />
– zu ersetzen.<br />
Bio-Komponenten sollen<br />
fossile Brennstoffe ersetzen<br />
Als Referenz diente das SSAB-Werk im<br />
finnischen Raahe. Dort ist es nach Angaben<br />
des Konzern möglich, »einen<br />
erheblichen Teil des fossilen Brennstoffverbrauchs<br />
durch biobasierte<br />
Komponenten zu ersetzen«. Die Erkenntnis<br />
basiert auf der Zusammenarbeit<br />
mit diversen wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen und Industrievertretern.<br />
Die Universität Oulu und das Technische<br />
Forschungszentrum Finnland VTT<br />
etwa untersuchten und modellierten<br />
als Teil der Vorstudie alle Energieflüsse<br />
im Werk. Die Energieunternehmen Gasum,<br />
Neste und St1 betrachteten den<br />
Einsatz und die Verfügbarkeit von alternativen<br />
Energiequellen. Unterstützung<br />
erhielt das Konsortium von der<br />
Mittels der hier abgebildeten Pilotanlage wollen die Hybrit-Projektpartner künftig<br />
verschiedene Tests zur Verwendung von Wasserstoff bei der direkten Reduktion von<br />
Eisenerz durchführen.<br />
Regierungsorganisation Business Finland.<br />
»Auf Grundlage der gesammelten<br />
Ergebnisse wollen wir nun in Folgeprojekten<br />
technische Lösungen entwickeln«,<br />
so Harri Leppänen, Direktor<br />
für Umwelt und Sicherheit im Unternehmen.<br />
Erprobt würden diese auch<br />
weiterhin in Raahe, die Planung sei<br />
bereits im Gange. Auch dann liege der<br />
Fokus auf den nach der Eisenerzreduktion<br />
verbleibenden CO 2 -Emissionen,<br />
die bei zahlreichen anderen Stahlproduktionsprozessen<br />
entstehen. Laut<br />
Unternehmen handelt es sich dabei um<br />
etwa zehn Prozent der betrieblichen<br />
Gesamtemissionen. Für den Löwenanteil,<br />
rund 90 Prozent, sei hingegen die<br />
Roheisenerzeugung verantwortlich.<br />
»Weltweit einzigartige«<br />
Pilotanlage errichtet<br />
Seit 2<strong>01</strong>6 kooperieren SSAB, die Bergwerkgesellschaft<br />
LKAB und der Energiekonzern<br />
Vattenfall im Rahmen des Projekts<br />
»Hybrit« (Hydrogen Breakthrough<br />
Ironmaking Technology), um an der<br />
Dekarbonisierung der schwedischen<br />
und finnischen Stahlindustrie zu arbeiten.<br />
Das Projektziel ist es, den Werkstoff<br />
in diesen Ländern bis 2035 gänzlich<br />
ohne fossile Brennstoffe zu produzieren.<br />
Damit will Hybrit dazu beitragen,<br />
Schwedens CO 2 -Ausstoß um zehn Prozent<br />
und den Finnlands um sieben Prozent<br />
zu verringern. Im Spätsommer des<br />
vergangenen Jahres haben die Unternehmen<br />
eine nach eigenen Informationen<br />
»bislang weltweit einzigartige«<br />
Pilotanlage zur Herstellung von fossilfreiem<br />
Eisenschwamm im schwedischen<br />
Luleå in Betrieb genommen.<br />
Die Projektpartner wollen in mehreren<br />
Schritten verschiedene Tests zur<br />
Verwendung von Wasserstoff bei der<br />
direkten Reduktion von Eisenerz (DRI)<br />
durchführen. Der Energieträger selbst<br />
soll dabei in der Pilotanlage durch<br />
Elektrolyse von Wasser mit fossilfreiem<br />
Strom erzeugt werden. Das bedeutet,<br />
dass der Prozess gewöhnliches Wasser<br />
anstelle von Kohlendioxid emittiert.<br />
Zwischen 2020 und 2024 soll zu diesem<br />
Zweck zunächst Erdgas und dann Wasserstoff<br />
verwendet werden, um die<br />
Produktionsergebnisse vergleichen zu<br />
können. Der Projektrahmen beinhaltet<br />
zudem, fossiles Öl in einer der bestehenden<br />
Pelletanlagen von LKAB in<br />
Malmberget in einem Testzeitraum bis<br />
<strong>2021</strong> durch Bioöl zu ersetzen. •<br />
www.ssab.de<br />
Foto: SSAB/Åsa Bäcklin<br />
<strong>01</strong> | <strong>2021</strong> www.stahleisen.de<br />
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