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statement - HfMDK Frankfurt

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Fragen an<br />

Paula Rosolen<br />

Paula Rosolen hat bis 2007 an der <strong>HfMDK</strong> Zeitgenössischen<br />

und Klassischen Tanz studiert sowie im Jahr 2010 den Masterabschluss<br />

im Studiengang Choreographie & Performance<br />

gemacht. Jetzt ist sie überwiegend freischaffend tätig.<br />

Wie sehr hat die finanzielle Motivation die Wahl Ihres Berufs und<br />

Ihres Berufsstandes beeinflusst?<br />

Ich habe während meines gesamten Studiums immer gearbeitet,<br />

immer in unterschiedlichen Jobs, meistens jedoch als Lehrerin oder<br />

Assistentin. Nach meinem Studium begann ich die Suche nach<br />

Arbeitsmöglichkeiten, die mir das teurere Leben nach „Nicht<br />

mehr-Studentin“ ermöglichten. Auf meiner Suche stieß ich auf<br />

mehrere Jobs einschließlich Tanz und Choreographie. Der Gedanke,<br />

über eine Audition eine Möglichkeit für eine Arbeitsstelle zu<br />

bekommen, überzeugte mich ganz und gar nicht. Auf der Suche<br />

nach Möglichkeiten zu tun, was ich wirklich wollte und was mein<br />

Vorhaben unterstützte, begann ich, mich als ein „Freelancer“ zu<br />

definieren. Es brauchte ein ganzes Jahr, bis ich die Arbeitserlaubnis<br />

hatte, als ein solcher zu arbeiten. Einerseits wurde ich gebeten<br />

darzustellen, wie viele Jobs und Berufserfahrung ich hatte,<br />

andererseits wurde mir zunächst nicht erlaubt zu arbeiten. Das war<br />

ein Widerspruch in sich, wo es zugleich mehrere Grauzonen gibt.<br />

Worin liegen aus Ihrer Sicht die Reize, Chancen, aber auch Gefahren<br />

in der Art Ihrer beruflichen Existenz?<br />

Um dies zu erklären, betrachte ich einfach die Situation der letzten<br />

Wochen: Vom 29. Februar bis zum 3. März war ich mit der Premiere<br />

meines neuen Stückes „Libretto“ beim K3_Tanzplan Hamburg<br />

beschäftigt; am 9. März begannen meine Proben für „Die Geschichte<br />

vom Soldaten“ an der <strong>Frankfurt</strong>er Oper mit drei Aufführungen im<br />

März. Zugleich hatte ich am 11. März Wiederaufnahme meines<br />

Stückes „Die Farce der Suche“ – ein Solo von und über Renate<br />

Schottelius, und zwar im Rahmen der 3. Biennale Tanzausbildung.<br />

Nach diesem bewegten Monat muss ich schauen, was zu tun ist,<br />

was klappen könnte oder auch nicht, ich könnte nach Argentinien<br />

reisen oder auch nicht – ich werde sehen. Kurzum: Der eine Monat<br />

kann arbeitsmäßig völlig überfrachtet sein, der nächste frei<br />

gestaltbar. Es ist abwechslungsreich, aber es erfordert auch eine<br />

Menge Geduld und Arbeit, um Dinge gangbar zu machen. Disziplinierte<br />

Selbstorganisation erfordert dieses Arbeiten sowieso.<br />

Könnten Sie sich aus heutiger Sicht einen anderen Status vorstellen,<br />

wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?<br />

Ja, könnte ich mir, und zwar unter den Bedingungen, dass ich ein<br />

Gehalt bekomme, das es rechtfertigt, nicht flexibel, sondern<br />

gebunden zu sein und damit Dinge nicht tun zu können, die<br />

vielleicht netter, schlechter, besser, interessanter, uninteressanter,<br />

auf jeden Fall aber anders sind. Gerade im Moment balanciere ich<br />

beide Seiten aus, weil ich zurzeit in einem Zwischenstatus von<br />

„Freelancer“ und „festangestellter Gast“ arbeite.<br />

Helmut Oesterreich ist Lehrbeauftragter für Gitarre an der<br />

<strong>HfMDK</strong>.<br />

37<br />

Fragen an<br />

Helmut Oesterreich<br />

Wie sehr hat die finanzielle Motivation die Wahl Ihres Berufs und<br />

Ihres Berufsstandes beeinflusst?<br />

Überhaupt nicht. Ich wollte von Anfang an in erster Linie Gitarrenlehrer<br />

werden und war der Ansicht, dass eine finanzielle Existenzgrundlage<br />

auf bescheidener Basis damit durchaus zu bewerkstelligen<br />

sei. Im Studium selbst dann war meine Motivation eher die<br />

auf meinem Instrument, der klassischen Gitarre, möglichst weit<br />

zu kommen. Unterrichtstätigkeit bereits während des Studiums<br />

ermöglichte mir in finanzieller Hinsicht ein relativ entspanntes<br />

Studentenleben. Allerdings vermute ich, dass das heute schwieriger<br />

ist als zu meiner Zeit vor etwa 30 Jahren.<br />

Worin liegen aus Ihrer Sicht die Reize, Chancen, aber auch Gefahren<br />

in der Art Ihrer beruflichen Existenz?<br />

Reize und Chancen des Musiker- und Instrumentallehrerberufes<br />

liegen für mich in den zahlreichen möglichen Betätigungsfeldern.<br />

Unterrichten auf unterschiedlichstem Niveau in der Musikschule,<br />

mit fortgeschrittenen Schülern, mit Gruppen, mit Erwachsenen und<br />

Studenten verlangen ein hohes Maß an Flexibilität und kreativem<br />

Handlungspotenzial. Hinzu kommen, wenn man davon absieht,<br />

ein internationaler Bühnenstar sein zu wollen, viele Möglichkeiten<br />

der künstlerisch-musikalischen Betätigung, Kammermusik, Solokonzerte,<br />

Anfragen, in Orchestern als Gastmusiker mitzuwirken,<br />

Leitung von Ensembles (für Gitarristen durchaus sehr interessant),<br />

Tonaufnahmen, Publikationen. Sicher erfordert das ein ständig<br />

anhaltendes Engagement. Risiko besonders im Instrumentallehrerberuf<br />

ist es, wenn man in Routine erstarrt. Das beginnt bereits,<br />

wenn man die Erwartung hat, feste „familienfreundliche“ Arbeitszeiten<br />

zu haben. Damit wird meiner Erfahrung nach ein Grundstein<br />

für Frust, Unzufriedenheit und Burnout gelegt. Paradoxerweise<br />

scheint man dem gerade dadurch zu entkommen, indem man aktiv<br />

und flexibel bleibt. Allerdings sind die Verdienstmöglichkeiten für<br />

Berufsanfänger, die dem traditionellen Gedanken nachhängen, von<br />

ihrem Einkommen eine Familie ernähren zu können, nicht gegeben.<br />

Für die Existenzsicherung einer Familie mit Auto, Wohnungsmiete,<br />

Lebenserhaltungskosten etc. ist es sicher erforderlich, dass beide<br />

Partner erwerbstätig sind – es sei denn, einer von beiden arbeitet in<br />

einem anderen Beruf mit hohem Einkommen.<br />

Könnten Sie sich aus heutiger Sicht einen anderen Status vorstellen,<br />

wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?<br />

Das entfällt für meine Person, da ich sowohl eine Festanstellung<br />

(zwei halbe Stellen an verschiedenen Instituten) habe als auch<br />

freischaffend bin (Lehrauftrag an der <strong>HfMDK</strong>, Wochenendaktivitäten<br />

als Ensembledirigent und Kammermusiker). Ich genieße diesen<br />

„gemischten“ Status, denn – wie oben erwähnt – ermöglicht mir<br />

das ein sehr abwechslungsreiches Berufsleben, in dem ich<br />

ein sehr hohes Maß an Freiheiten der Arbeitszeiteinteilung und der<br />

inhaltlichen Gestaltung meiner Arbeit in Eigenverantwortung<br />

besitze.

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