statement - HfMDK Frankfurt
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Mit 23 wurde sie Assistentin ihres Geigenprofessors Stephan<br />
Picard. Und nun, nach 30 Jahren Berliner Luft, der Ortswechsel<br />
nach <strong>Frankfurt</strong>, hinein in einen neuen Lebensabschnitt, nicht nur<br />
geographisch, auch beruflich: Sophia Jaffé hat zum Winterseme-<br />
ster 2011/2012 ihre erste Professur für Violine an der <strong>HfMDK</strong><br />
angetreten. Mit ihrem Stellenvorgänger Walter Forchert teilt sie sich<br />
den langgezogenen Unterrichtsraum über dem Großen Saal, der<br />
nach Jahrzehnten wohnzimmerartig ausgestatteter Gemütlichkeit<br />
nun nüchtern und leer ist: „Je neutraler der Arbeitsraum, desto<br />
besser kann sich dort der Geist entfalten“, sagt Sophia Jaffé und<br />
lacht dabei herzhaft. Dabei ist sie selbst alles andere als nüchtern.<br />
Ihre äußerlich bruchlose Karriereentwicklung – aus dem Wohnzim-<br />
mer der elterlichen Hauskonzerte rauf auf die internationalen<br />
Bühnen – hat sie nämlich nicht davon abgehalten, ihren „eigenen<br />
Weg zur Musik“ zu finden. Klar gab es Phasen in ihrer Jugend, als<br />
sie selbst ein wenig die Bremse anzog, um im Aktionismus einer<br />
kollektiven Wunderkind-Begeisterung zu sich selbst zu finden, sich<br />
gegenüber ihren musikalisch einflussreichen Eltern – ihre ersten<br />
Lehrer – eigenständig zu positionieren, das eigene Tun so in Frage<br />
zu stellen, um sich dabei selbst besser kennenzulernen. „Es ist gut,<br />
phasenweise zu zweifeln“, hat sie an sich selbst erfahren. „Wenn<br />
man immer von allem überzeugt ist, ist man vielleicht nicht offen<br />
für Neues.“ Äußere Bestätigung kann für sie nicht aufwiegen, was<br />
sie als Schatz nur in sich selbst entfalten kann: „ein möglichst<br />
ehrliches Gefühl der Liebe zur Musik“. Vielleicht ist dies eine<br />
Erklärung dafür, warum sie in Virtuosenpartien wie den Violinkon-<br />
zerten von Vieuxtemps und Wieniawski nicht so sehr das findet,<br />
was ihr wichtig ist. Als Star hofiert zu werden, ist nicht ihr Ding<br />
– „das kann einen eher von der eigenen Wahrheitssuche abbringen,<br />
und man beginnt, sich sehr viel vorzumachen.“ So zu sein und zu<br />
werden, wie man wirklich ist, das ist ihr Weg, ihr Ehrgeiz und auch<br />
ihre pädagogische Ambition als Professorin: „Reichhaltiger kann ich<br />
doch gar nicht sein, als das zu leben, was ich bin.“ Den Mut, die<br />
eigene Substanz zu spüren, möchte sie auch bei ihren Studierenden<br />
entfachen. Welch ein Glücksfall also, dass sie es liebt, mit anderen<br />
Menschen über Musik zu sprechen. Nicht ganz selbstlos eben, denn<br />
„in der Position des Erklärenden festigt sich auch das Eigene“, ist<br />
sie sicher. Doch ein Begriff fehlt noch, um Sophia Jaffés Arbeits-<br />
prinzip hinreichend zu beschreiben: die Intensität. Für die Professo-<br />
rin ist sie unbedingte Voraussetzung, um musikalisch und mensch-<br />
lich zu authentischen Ergebnissen zu gelangen. Dazu zählt für sie<br />
auch, den Studierenden ein solides instrumentales Handwerk<br />
beizubringen, das ihnen einen freien Umgang im stilistischen und<br />
strukturellen Durchdringen eines Werkes ermöglicht. Dabei ist ihr<br />
eine gesunde Balance zwischen innerer Haltung und Körperbe-<br />
STAATLICHE HOCHSCHULE FÜR MUSIK<br />
UND DARSTELLENDE KUNST STUTTGART<br />
30. SEPTEMBER – 7. OK TOBER 2012<br />
JURY<br />
PE TER SCHREIER (VORSITZENDER) · GUNDULA<br />
JANOWITZ · BIRGID STEINBERGER · GRAHAM<br />
JOHNSON · WOLFRAM RIEGER · KURT WIDMER<br />
ANMELDESCHLUSS<br />
15. JULI 2012<br />
SEMIFINALE + FINALE<br />
ÖFFENTLICH / EINTRIT T FREI<br />
PREISTRÄGERKONZERT<br />
7. OK TOBER 2012<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
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wusstsein wichtig: „Auch der Körper ist für mich ein Instrument –<br />
oder zumindest eine Vorstufe dessen. Und es wäre schade, wenn er<br />
den Zugang blockieren würde, um ungehindert aus der ganzen<br />
Freude zu schöpfen, die der Beruf mit sich bringt.“ Kammermusik<br />
ist aus Sophia Jaffés Selbstverständnis ein unverzichtbarer<br />
Bestandteil des beruflichen Lebens und der Ausbildung: „Die<br />
Prinzipien, ständig aufeinander zu reagieren, zu dialogisieren und<br />
sich zu widersprechen, finden sich in sämtlicher Musik wieder und<br />
drücken sich gerade in der Kammermusik in vollendeter Form aus.“<br />
Nach ihrem ersten Semester in <strong>Frankfurt</strong> ist Sophia Jaffé selbst<br />
verwundert, dass sie sich – nun als Professorin – so interessiert mit<br />
hochschulpolitischen Fragen beschäftigt. Das Vertrauen, das die<br />
Hochschule in sie setzt, möchte sie erfüllen – „in Form einer<br />
ernsthaften Präsenz“. Zu dieser Präsenz gehört für sie auch, sich<br />
nach 40 Wohnungsbesichtigungen in <strong>Frankfurt</strong> für einen Ort zu<br />
entscheiden, wo sie auf jeden Fall die nächsten drei Jahre zu Hause<br />
sein wird. Hoffentlich auch als Ruhepunkt für eine Künstlerin, die<br />
nach wie vor in alle Welt ausschwärmt, um auf der Bühne zu<br />
zeigen, dass Kunst mehr ist als Können – für Sophia Jaffé auch der<br />
gelebte Mut zur Wahrhaftigkeit. bjh<br />
Sophia Jaffé bestreitet ihr Antrittskonzert an der <strong>HfMDK</strong> am 1. Juni<br />
mit Alban Bergs Violinkonzert und dem Hochschulorchester im<br />
Großen Saal der Hochschule (siehe auch Veranstaltungsvorschau).<br />
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