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blu März / April 2021

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MUSIK<br />

FOTO: EARMUSIC/TINA KORHONEN<br />

COMEBACK<br />

BONNIE TYLER:<br />

Definitiv Bonnie<br />

Die Waliserin mit der rauchigen<br />

Mordsröhre, die jetzt ihr starkes<br />

neues Album „The Best Is Yet to Come“<br />

veröffentlicht, hat auch kurz vor ihrem<br />

70. Geburtstag so rein gar nichts von ihrer<br />

Lebensfreude eingebüßt. Im Gegenteil.<br />

Dass sie nicht auf TikTok tanzen oder sich<br />

auf Instagram im Bikini räkeln musste, um<br />

ihre Popkarriere in den späten Siebzigern<br />

anzuschieben, bereut Bonnie Tyler<br />

nicht im Geringsten. „Wäre ich heute 19<br />

und nicht 69, dann würde ich das Spiel<br />

wahrscheinlich mitspielen, aber ich bin<br />

froh, dass es bei mir damals noch auf die<br />

althergebrachte Art funktionierte.“ Tyler,<br />

die aus einer Kleinstadt in Wales stammt<br />

und nach der Schule zunächst Make-up<br />

und Klamotten verkaufte, bewarb sich<br />

ganz klassisch und erfolgreich auf eine<br />

Zeitungsannonce, in der eine junge Frau<br />

als Harmoniesängerin gesucht wurde. An<br />

sechs Abenden pro Woche sang sie, „oft<br />

in Klubs für hart arbeitende Männer in<br />

den Bingo-Pausen oder neben der Dartscheibe“,<br />

so ziemlich alles – von Blues über<br />

Rock bis zu Tanzmusik. Lange blieb ihre<br />

Stimme nicht im „Verborgenen“, mit „Lost<br />

in France“ gelang Bonnie in den späten<br />

Siebzigern ihr erster Hit, der vor allem in<br />

Deutschland zündete („Auf deutschen<br />

Bühnen habe ich den letzten Rest meiner<br />

Schüchternheit eingebüßt“). Was folgte,<br />

war eine Weltkarriere mit unvergessenen<br />

Hits wie „Total Eclipse of the Heart“ oder<br />

„Holding Out for a Hero“. Bonnie Tyler war<br />

im Grunde nie weg, dennoch erlebt die<br />

kesse Britin in den letzten Jahren eine Art<br />

Renaissance. Das Album „Between the<br />

Earth and the Stars“ überzeugte 2019<br />

unter anderem mit Duett-Partnern wie<br />

Rod Stewart und Cliff Richard, auf ihrem<br />

neuen Werk „The Best Is Yet to Come“<br />

begeistert Bonnies kraftvolle Stimme ganz<br />

im Alleingang. „Als ich den Titelsong hörte“,<br />

so Tyler, „wusste ich sofort: ‚Das bin ich‘.<br />

Überhaupt ist dieses gesamte Album total<br />

und definitiv Bonnie. Ich habe es ganz kurz<br />

vor Corona mit dem Produzenten David<br />

Mackay aufgenommen. Der gute alte David.<br />

Wir hatten schon 1978 ‚It’s a Heartache‘<br />

zusammen gemacht. Und ich dachte die<br />

ganze Zeit so: ‚Wahnsinn, ich fühle mich<br />

wieder wie damals, wie mit 26‘. So frisch<br />

und voller Enthusiasmus.“<br />

Bonnies Lebenslust ist in den neuen Songs<br />

nicht zu überhören und auch ihre Texte<br />

kommen mitunter jugendlich ungestüm,<br />

geradezu frivol daher. „Nicht wahr? Es geht<br />

ganz schön zur Sache, in ‚Call Me Thunder‘<br />

zum Beispiel. Ich hatte erst Bedenken,<br />

ob die Nummer für eine fast 70-Jährige<br />

nicht etwas zu wild und explizit sei. Mein<br />

Produzent David meinte nur: ‚Quatsch, du<br />

kannst das machen‘. Also singe ich über<br />

das, was mein Mann und ich einst so am<br />

Strand getrieben haben … und vielleicht<br />

immer noch treiben (lacht). Wir sind noch<br />

sehr lebendig, Darling.“ Das glaubt man<br />

gern, zumal das Paar – Bonnie Tyler und<br />

der Immobilienentwickler Robert Sullivan<br />

sind seit 1973 verheiratet – immer noch<br />

gerne Neues ausprobiert. „Im goldenen<br />

Alter von 69 Jahren hat mein Mann mir<br />

im vergangenen Sommer tatsächlich das<br />

Schwimmen beigebracht“, prustet Bonnie.<br />

Die beiden halten sich seit <strong>März</strong> 2020 ohne<br />

Unterbrechung in ihrer Villa an der Algarve<br />

auf, gehen viel spazieren oder kochen<br />

gemeinsam, was man halt so macht in<br />

Pandemiezeiten. „Aber irgendwann kam<br />

der Punkt, an dem ich entschied: Ich will<br />

das jetzt endlich lernen.“ Ins tiefe Wasser<br />

traue sie sich noch nicht, gibt Bonnie zu,<br />

und auch ins Meer wage sie sich nur so<br />

weit vor, solange sie noch stehen kann:<br />

„Es ist noch Luft nach oben. Ich habe jetzt<br />

richtig Blut geleckt.“ *Steffen Rüth

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