Labordiagnostik - Veterinärmedizinische Fakultät der Universität ...
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Test Kit TM ) haben eine hohe Sensitivität und Spezifität. Im Unterschied zur Pferdemedizin werden sie in<br />
<strong>der</strong> Rin<strong>der</strong>medizin nicht häufig eingesetzt, weil diese Tests wesentlich teurer und aufwendiger sind als<br />
die indirekten Verfahren und die Erfassung <strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong> Ergebnisse mehrerer Tiere wichtiger ist als<br />
die Präzision <strong>der</strong> einzelnen Bestimmung.<br />
Die indirekten Verfahren zur Abschätzung <strong>der</strong> Kolostrumversorgung basieren auf <strong>der</strong> m. o. w. engen<br />
Korrelation zwischen <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> betreffenden Parameter und <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Immunglobuline<br />
(Ben<strong>der</strong> und Bostedt 2009). Dafür bietet sich insbeson<strong>der</strong>e die Bestimmung <strong>der</strong> Gesamteiweißkonzentration<br />
im Serum an. Um die Sensitivität zu maximieren, sollten 55 g/L als Grenzwert genutzt<br />
werden (Tyler et al. 1996, McGuirk und Collins 2004).<br />
Die Messung <strong>der</strong> Gesamteiweißkonzentration kann im Labor erfolgen, ist aber auch auf dem Betrieb<br />
mittels eines Refraktometers möglich. Bei diesem einfachen optischen Instrument wird das Phänomen<br />
ausgenutzt, dass <strong>der</strong> Brechungsindex von Licht durch den Proteingehalt einer Lösung beeinflusst wird.<br />
Ein Hand-Refraktometer ist mit € 100-200 kostengünstig, liefert zuverlässige Informationen und sollte<br />
deshalb gerade bei Großbetrieben regelmäßig eingesetzt werden (Hersteller: Kruess, Atago, Bellingham<br />
Stanley). In einem Bestand mit gutem Kolostrummanagement sollen mindestens 75 % <strong>der</strong><br />
beprobten Kälber > 54 g/L Gesamtprotein im Serum aufweisen.<br />
Tab. 1: Einfluss <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> ersten freiwilligen Kolostrumaufnahme auf die Gesamteiweißkonzentration<br />
im Blutserum von Kälbern am zweiten Lebenstag; Angaben in % <strong>der</strong> beprobten Kälber;<br />
ab 55 g/L ist von einer befriedigenden Kolostrumversorgung auszugehen (Daten von<br />
143 Kälbern <strong>der</strong> LVZ Futterkamp)<br />
4.1<br />
Gesamtprotein im Serum [ g/L ]<br />
N ≤ 50 51 - 54 ≥ 55 ≥ 60<br />
< 2 L 5 100<br />
2 L 37 41 30 24 5<br />
2,5 L 25 52 24 16 8<br />
≥ 3 L 41 24 12 37 27<br />
Saugen am Muttertier 35 37 40 11 11<br />
143<br />
In einer Feldstudie wurde am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen<br />
<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> ersten freiwilligen Kolostrumaufnahme und <strong>der</strong> Gesamtproteinkonzentration im Serum<br />
überprüft. In die Studie einbezogen wurden 169 Kälber, die zwischen Juni 2008 und April 2009 geboren<br />
wurden. Den Kälbern wurde das vom Muttertier ermolkene Kolostrum (vollständiges Erstgemelk) innerhalb<br />
<strong>der</strong> ersten drei Lebensstunden in einem Nuckeleimer angeboten; notiert wurde jeweils die innerhalb<br />
von 15 min freiwillig aufgenommene Menge. Ab <strong>der</strong> zweiten Tränkung erhielten die Kälber ausschließlich<br />
normale Vollmilch. Bei unbeaufsichtigten Geburten blieben die Kälber über 12 Stunden am<br />
Muttertier; eine weitere Tränkung mit Kolostrum erfolgte bei diesen Tieren nicht. Bei allen Tieren wurde<br />
die Gesamteinweißkonzentration zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag mittels Refraktometer<br />
ermittelt (Tab. 1). Die Ergebnisse machen die beson<strong>der</strong>e Bedeutung einer quantitativ ausreichenden<br />
Versorgung deutlich und zeigen, dass bei unbeaufsichtigtem Verbleiben des Kalbes bei dem Muttertier<br />
eine adäquate Kolostrumversorgung i. d. R. nicht erwartet werden kann.<br />
Literatur bei Verfasser -