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NKW-MARKT AUSTRIA<br />
GROSS GEGEN KLEIN<br />
Prallt ein Lkw auf eine Kolonne, ist das Überleben für die Insassen<br />
von Pkw meist reine Glückssache. Der ÖAMTC führte zusammen<br />
mit dem ADAC „anschauliche“ Crash-Tests durch.<br />
Eine Horror-Vorstellung für jeden Autofahrer:<br />
Ein Lkw rast ungebremst in das Ende eines<br />
Staus. Die ersten Fahrzeuge, auf die der Lkw<br />
trifft, werden regelrecht zermalmt. Ein solches<br />
Szenario wurde kürzlich vom ÖAMTC in Zusammenarbeit<br />
mit dem deutschen Schwesterclub<br />
ADAC in der Crashanlage simuliert.<br />
KAUM CHANCEN FÜR DIE INSASSEN<br />
Der ÖAMTC-Crashtest zeigt deutlich, dass<br />
die Pkw-Insassen kaum Überlebenschancen<br />
haben. Bereits die Energie eines mit 5,5 Tonnen<br />
noch relativ leichten Lkw, der mit einer<br />
Geschwindigkeit von 70 km/h auffährt, reicht<br />
aus, um zwei Autos vollständig zu zerstören.<br />
„Der Anteil derartiger Karambolagen an der<br />
Gesamtzahl der Unfälle ist glücklicherweise<br />
relativ gering, das Risiko von tödlichen Verletzungen<br />
jedoch sehr hoch“, erklärt ÖAMTC-<br />
Cheftechniker Max Lang.<br />
Häufig werden laut Lang die Pkw-Insassen<br />
im Wrack eingeklemmt und benötigen – wenn<br />
sie überhaupt überleben sollten – anschließend<br />
eine lange Rehabilitationphase. Auch bleibende<br />
Schäden sind dem Experten des ÖAMTC zufolge<br />
keine Seltenheit: Schwere Wirbelsäulen-<br />
und Brustverletzungen treten bei Lkw-Pkw-<br />
Auffahrunfällen besonders häufig auf. „Zudem<br />
können die Rückhaltsysteme auf Grund der<br />
starken Verformungen und Belastungen ihre<br />
58 3-2011<br />
Wirkung nicht oft entfalten. Zudem können<br />
Personen aus dem Fahrzeug geschleudert werden“,<br />
erläutert der Crashexperte weiter. Nur mit<br />
Glück könne es durch versetzt hintereinander<br />
stehende Fahrzeuge dazu kommen, dass einzelne<br />
Pkw seitlich aus dem Gefahrenbereich<br />
geschoben werden, erklärt Lang weiter.<br />
NOTBREMSASSISTENTEN KÖNNEN LEBEN RETTEN<br />
Eine Möglichkeit, Personen- und Sachschäden<br />
in Grenzen zu halten, sind automatische<br />
Notbremsassistenten. Diese Systeme erkennen<br />
mittels Radarsensor, Kamera und/oder Laser<br />
vorausfahrende Fahrzeuge und Hindernisse<br />
und warnen den Lenker vor einer drohenden<br />
Kollision. Erfolgt keine Reaktion, leitet das Assistenzsystem<br />
eine automatische Bremsung ein.<br />
Von ÖAMTC und ADAC durchgeführte<br />
Fahrversuche zeigen, dass ein moderner Notbremsassistent<br />
bei Fahrgeschwindigkeiten bis<br />
zu 55 km/h Auffahrunfälle meist vollständig<br />
verhindern kann. Bei höheren Geschwindigkeiten<br />
ist die vollständige Verhinderung einer<br />
Kollision jedoch nicht mehr möglich, allerdings<br />
kann die Aufprallgeschwindigkeit deutlich<br />
reduziert werden, was die Unfallfolgen<br />
mildern kann.<br />
STUFENWEISE SICHERHEIT<br />
„Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil<br />
der Lkw-Auffahrunfälle durch unaufmerksame<br />
und abgelenkte Fahrer ausgelöst wird. Daher<br />
Todesfalle: Prallt ein Lkw mit 70 km/h in eine stehende<br />
Kolonne, haben die Insassen der beteiligten<br />
Pkw meist keine Überlebenschance.<br />
(Foto: ÖAMTC)<br />
Die Einführung von Notbremsassistenten<br />
in Lkw<br />
kann bei Auffahrunfällen<br />
Leben retten und schwere<br />
Verletzungen reduzieren.<br />
ist es sinnvoll, wenn der Notbremsassistent in<br />
mehreren Schritten reagiert“, erläutert Lang.<br />
Zunächst sollte eine Warnung des Fahrers erfolgen,<br />
bei ausbleibender Reaktion eine Teilbremsung<br />
– und erst danach eine automatisierte<br />
Vollverzögerung. Im besten Fall kann ein<br />
effizientes Warnsystem die Aufmerksamkeit<br />
des Chauffeurs schnell zurück auf die Straße<br />
lenken, so dass eine automatische Notbremsung<br />
dann nicht mehr nötig ist.<br />
SICHERHEIT SERIENMÄSSIG<br />
Ab 2013 (für neue Fahrzeugtypen) beziehungsweise<br />
ab 2015 (für alle Neuzulassungen)<br />
schreibt der europäische Gesetzgeber für Lkw<br />
über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht die<br />
serienmäßige Ausstattung mit einem Notbremsassistenten<br />
vor. „Durch die verpflichtende<br />
Einführung von Notbremsassistenten in Lkw<br />
kann der Anteil schwerer oder tödlicher Verletzungen<br />
bei Auffahrunfällen deutlich reduziert<br />
werden. Bei niedrigen Geschwindigkeiten<br />
können Sicherheitssysteme wie ein Notbremsassistent<br />
Karambolagen komplett vermeiden.<br />
Dadurch können im Ortsgebiet größere Sachschäden<br />
und schwere Verletzungen abgewendet<br />
werden“, fasst der ÖAMTC-Cheftechniker<br />
Lang zusammen. Dennoch sollte man sich bewusst<br />
sein, dass die Technik Grenzen hat und<br />
einen aufmerksamen Fahrer nicht ersetzen<br />
kann, resümiert der Crash-Experte. LL◀<br />
www.oeamtc.at