Der Konstrukteur 10 2021
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3D-DRUCK<br />
Cosima<br />
Du Pasquier<br />
Thomas<br />
Lumpe<br />
Was gibt es hier für unterschiedliche Ansätze?<br />
INTERVIEWPARTNER: Die Ansätze sind vielfaltig und hängen<br />
sehr von der jeweiligen Anwendung ab. Wir benutzen oft Wärme<br />
und die Kombination von Materialen mit unterschiedlichen<br />
Verhalten bei hohen Temperaturen, sogenannten Formgedächtnispolymeren.<br />
Diese Materialien können bei hohen Temperaturen<br />
verformt werden und durch Abkühlen in diesem verformten<br />
Zustand fixiert werden. Bei erneutem Erhitzen „erinnern” sich<br />
die Materialien an ihre ursprüngliche Form und nehmen diese<br />
wieder an. Weiterhin arbeiten wir auch mit Strukturen, die sich<br />
bei unterschiedlichem Luftdruck verformen. Dies hat den<br />
Vorteil, dass höhere Kräfte und größere Verformungen erreicht<br />
werden können. Andere Möglichkeiten, um 4D-gedruckte<br />
Strukturen zu aktivieren, sind zum Beispiel Licht, chemische<br />
Reaktionen oder Feuchtigkeit.<br />
INTELLIGENTE WERKSTOFFE<br />
4D-Druck ist für Anwendungen geeignet, in<br />
denen autonome Strukturen benötigt werden.<br />
Etwa für die „Selbstmontage” von Teilen, wobei<br />
sich unterschiedliche Substrukturen durch<br />
sensorische Auslöser wie Wasser, Wärme,<br />
Vibration oder Schall aktiv miteinander<br />
verbinden und verformen, ohne dass ein<br />
<strong>Konstrukteur</strong> oder Mechaniker benötigt wird.<br />
Wo könnte 4D-Druck in der Industrie – konkret<br />
im Maschinenbau – Vorteile erschließen?<br />
INTERVIEWPARTNER: Durch das reaktive Verhalten in Bezug<br />
auf Umwelteinflüsse eignet sich der 4D-Druck besonders für<br />
Anwendungen in Bereichen, in denen autonome Strukturen<br />
benötigt werden. Dies ist nützlich für die „Selbstmontage” von<br />
Teilen, wobei sich unterschiedliche Sub-Strukturen aktiv miteinander<br />
verbinden und verformen, ohne dass ein <strong>Konstrukteur</strong><br />
oder Mechaniker benötigt wird. So könnten sich zum Beispiel<br />
Satelliten oder andere Raumfahrzeuge im Weltraum selbst zusammenbauen<br />
oder für andere Verwendungszwecke rekonfigurieren.<br />
Weitere Anwendungsgebiete sind die Entfaltung von<br />
Solarkollektoren im Weltraum oder der Einsatz in verformbaren<br />
Flügeln in der Luftfahrt.<br />
Das klingt nach einer Herausforderung für die Konstruktion …<br />
INTERVIEWPARTNER: Die Konstruktion dieser Strukturen ist<br />
tatsächlich eine große Herausforderung. Da die Änderung der<br />
Form und Eigenschaften der Strukturen von sehr vielen einzelnen<br />
Faktoren sowie deren Zusammenspiel abhängig ist, müssen<br />
diese ebenfalls in der Konstruktion berücksichtigt werden.<br />
Dabei ist es vor allem wichtig, das Material- und Strukturverhalten<br />
korrekt zu modellieren, um diese dann in rechnergestützte<br />
Entwurfsmethoden zu integrieren. So kann das Potenzial<br />
des 4D-Drucks für viele unterschiedliche Anwendungen<br />
optimiert werden.<br />
Bilder: Aufmacher fotomek – stock.adobe.com, Sonstige ETHZ Zürich,<br />
www.edac.ethz.ch<br />
www.derkonstrukteur.de DER KONSTRUKTEUR <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 45